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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 19
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Ueber fette Oele und Firnisse [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0089
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KONSTIEOMSOX

12.Juni 1905.

Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr. 19.

Inhalt: Ueber fette Oele und Firnisse (Fortsetzung). — Der Kunstunterricht in den Niederlanden im 17. und 18. Jahr-
hundert. Von Dr. Hanns Floerke (mit Abbildung). — Anfragen und Beantwortungen.

Ueber fette Oele und Firnisse.*)
(Aufzeichnungen aus Muspratts theoretische, praktische und analytische Chemie in Anwendung auf Künste u. Gewerbe
[bearbeitet von F. Stohmann & Bruno Kerl] IV. Aufi., Braunschweig tSQi. Ht. Bd. S. 499 if.)
(Fortsetzung.)

Leinöl. Nach Hazura (Wr. Acad. Ber. 97,
II, 162) besteht das Leinöl neben geringen Men-
gen von Glyceriden fester Fettsäuren und Oel-
säure zu etwa 80 Prozent, aus Glyceriden der
Linolensäure und Isolinolensäure und Linolsäure.
Seine trocknenden Eigenschaften werden entweder
durch Erhitzung bei Zutritt der Luft, oder durch
Behandlung mit Bleioxyd oder Braunstein erhöht.
Leinöl lässt sich durch Eisenvitriol unter Mit-
wirkung des Sonnenlichtes vollkommen bleichen.
Eine Lösung von 1 kg Eisenvitriol in 1 */2 Liter
Wasser wird mit 1 kg Leinöl unter häufigem
Aufschütteln einige Wochen lang der Sonne aus-
gesetzt. Das Oel wird dadurch bedeutend dünn-
flüssiger und farblos. Von der VitrioIIösung, auf
welcher es schwimmt, lässt es sich mittels eines
Hebers trennen.
In Bleiweissfabriken bleicht man das Leinöl
durch Behandlung mit Schwefelsäure, und zwar
wird das Leinöl mit soviel trockenem schwefel-
saurem Blei angerieben, dass damit eine milchige
Mischung entsteht; unter häufigem Umrühren
setzt man diese eine Woche lang dem Sonnen-
licht aus, und findet dann über der am Boden
abgelagerten Schicht des Bleisalzes eine feste
Haut von abgeschiedenen fremden Stoffen, von
der man das Oel klar abgiessen kann. Dieser
Firnis eignet sich namentlich in solchen Fällen,
wo die Gegenwart eines im Oele gelösten Blei-

*) Druckfehler-Berichtigung. Im gleichen Artikel der
vorigen Nummer bitten wir folgende Korrekturen vorzunehmen:
S. 81, Spalte 2, !i. Zeile von unten soll es heissen 107,030
(statt 107,30); S. 82, Spalte t, Mitte, soll es heissen I.inoxyn
(statt Linoxyd).

salzes schädlich wirken könnte, wie z. B. mit
Lackfarben, mit Schwefelkadmium und anderen
Schwefel enthaltenden Farbstoffen.
Verwahrt man Leinöl lange in einer halb-
gefüllten Flasche, so wird es dickflüssiger und
trocknet nicht mehr so gut wie früher. Durch
diese Behandlung erhält es jedoch die Eigen-
schaft, sich leichter in Weingeist zu lösen, und
wird so zu mehreren Weingeistfirnissen gefügt,
um die Sprödigkeit zu verringern.
III. Firnis.
Fette Firnisse sind im wesentlichen Lö-
sungen von Kopal und Bernstein in Leinöl, mit
oder ohne Zusatz von Terpentinöl und anderen
Harzen. Leinöl soll immer kaltgeschlagenes,
möglichst helles und altes genommen werden,
da dieses den schönsten Firnis liefert und am
raschesten trocknet. Die Harze sind vorher zu
schmelzen. Dies geschieht entweder in einem
kupfernen Kessel oder, noch besser, in einem
Topf von Steinzeug, weil im Metallkessel leicht
eine Ueberhitzung eintritt.
Bei Kopalharz ist beobachtet, dass es zur
Mischung mit dem Oel am besten geeignet
ist, sobald es 25 Prozent seines Gewichtes (in
ätherisches Oel übergegangen) verloren hat. Es
wird längere Zeit auf 360" erhitzt. Das Destillat
(Kopalöl) mischt sich mit allen fetten und flüch-
tigen Oelen und löst die weichen und halbharten
Kopalsorten. Oder es werden Kopal und Bern-
stein in geschlossenen Gefässen entweder für
sich oder im Gemisch mit Leinöl oder Terpentinöl
bis zu ihrem Schmelzpunkt (350" resp. 400")
 
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