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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 25
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Berger, Ernst: Unterschiede zwischen Bienenwachs und dem sogen. Punischen Wachs [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0113
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4. Sept. 1905.
Herausgegeben von der
== Erscheint 14tägig
„Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig),
unter Leitung von Ernst Berger, München. ====-
Nr. 25.
Inhalt: Unterschiede zwischen Bienenwachs und dem sogen. Punischen Wachs. Von Maler E. Berger (Schluss). — Die

Reform der Malverfahren. — Vorsatzpapier nach alter Art. Mitgeteilt von C. F. — Anfragen und Beantwortungen.

Unterschiede zwischen Bienenwachs und dem sogen. Punischen Wachs.

Von Maler
(Fortsetzung
IV.
Soviel ist sicher: Bisher hat niemand auf
diese Unterschiede aufmerksam gemacht, und
diesem Umstand sind die Wirrnisse zuzuschrei-
ben, die uns in den Versuchen zur Rekonstruk-
tion der aiten Enkaustik in Fülie begegnen. Man
hatte baid natürliches Wachs zu allen Arten der
antiken Technik gebräuchlich angenommen, bald
das verseifte oder Punische Wachs für das allei-
nig verwendete erklärt; man hatte die Technik
der Tafel-Enkaustik auf die Wandfläche über-
tragen und umgekehrt, alle Kombinationen wur-
den versucht, ohne doch ein nach allen Seiten
befriedigendes Resultat zu erzielen. Auch Don-
ners Annahme, nur „Punisches" Wachs sei bei
der antiken Enkaustik verwendet worden, kann
nach den erwähnten technischen Unterschieden
der beiden Wachsarten und den quellenmässigen
Beweisen unmöglich zutreffend sein.
Man könnte einwenden, die Stellen genügen
nicht, um die Frage der antiken Technik zur Ent-
scheidung zu bringen, es müssten noch deut-
lichere Beweise dazu nötig sein. Man könnte
noch weiter einwenden, der Wand- und Marmor-
überzug war offenbar gar nicht gefärbt, es waren
also gar keine Wachsfarben, das Punische Wachs
wurde hier nur in reinem Zustande verwendet,
während bei der Enkaustik schon mit Farbe ge-
mischtes Wachs gedient habe, dass hierzu nur
das als „bestes" bekannte Punische geeignet tyar
und die Maler naturgemäss nur das beste ge-
braucht haben werden u. dergl. Wir müssen uns
aber damit abSnden, dass die alten Schriftquellen
eben nichts mehr darüber enthalten, also keine
neuen Beweise herbeizuschaffen sind, und dass

E. Berger.
und Schluss.)
es schon genügen muss, wenigstens ein wenig
in der Erkenntnis der Wahrheit fortge-
schritten zu sein.
Wir haben aber dennoch ein weiteres Mittel
der Beweisführung, nämlich die Tradition in
technischen Dingen. Aus dieser werden wir zu
schöpfen haben, um unsere Beweiskette zu
schliessen.
1. Dass Punisches Wachs mit Farbenpulver
angerieben wurde, ist in den alten Quellen nir-
gends ausdrücklich.bemerkt — nur die allge-
mein gehaltene Stelle vom Wachs (XXI, 85), wo-
runter jedenfalls auch Punisches zu verstehen
ist, könnte hier in Beziehung gebracht werden —,
aber den Alten deshalb diese Uebung abzu-
sprechen, würde zu weit führen. Gerade das
Punische, verseifte Waejis hat sich als
Malmittel viel länger erhalten als das natür-
liche, bei der Enkaustik verwendete. Denn wir
haben aus byzantinischer Zeit, in dem bekann-
ten Malbuch vom Berge Athos ein Rezept
erhalten, das uns 'dies bestätigt. Darnach wurde
Wachs mit Lauge und Leim zusammenge-
kocht und als Farbenbindemittel zur „Glanz-
farbe" verwendet (§ 37: Wie man Glanzfarben
macht). Wir wissen auch, dass die frühitalieni-
schen Maler bis Giunto Pisano im XIV. Jahr-
hundert noch mit dieser Farbe gemalt haben.*)
Ueberdies ist noch aus dem XV. Jahrhundert
ein Rezept erhalten, das weisses Wachs mit
Aschenlauge gekocht nebst Fischleim und
Mastix als „altbewährtes" Bindemittel für Far-

*) Vergi, meine „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Maltechnik", III. Folge (Mittelalter) S. 96.
 
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