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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 19
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Täuber, Ernst: Vergleichende Prüfung verschiedener Pigmentfarben auf ihre Brauchbarkeit in der Malerei, insbesondere in der Kunstmalerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0078
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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Zeit tota! verschwunden, in welcher echtes In-
dischgelb noch kaum eine B!eichung erkennen
Hess.
Ungefähr von der gleichen Lichtbeständigkeit
wie Indischgelb als Oelfarbe, aber viel unbe-
ständiger als Wasserfarbe, ist das Chinolingelb,
das einen prächtigen, reinen, grünstichigen Ton
besitzt, aber anscheinend wenig Eingang in die
Malerei gefunden hat.
Ganz zu verwerfen ist das Schüttgelb, von
dem schon nach halbjährlicher Belichtung kaum
noch etwas zu sehen war. Es ist verwunderlich,
dass ein so schlechtes Material noch immer von
manchen Tubenfarbenfabrikanten geführt und von
Malern verbraucht wird.
Unter den künstlichen Farbstoffen, welche die
Teerfarbenindustrie erzeugt, zeichnen sich einige
gelbe Küpenfarbstoffe, welche zur Verwendung in
der Färberei von der Bad. Anilin- und Sodafabrik
unter den Bezeichnungen Indanthrengelb G
und R und Indanthrengoldorange in den
Handel gebracht werden, durch eine ungewöhn-
liche Lichtechtheit aus. Ich habe diese Farbstoffe,
auf Tonerde als Substrat niedergeschlagen, so-
wohl in Oel wie als Wasserfarben eingehend ge-
prüft und festgestellt, dass sie auch in dieser
Form einen hohen Grad von Lichtechtheit be-
sitzen. Da sie ausgesprochene Lasurfarben sind,
so wären sie sehr geeignet, das Indischgelb in
den meisten Fällen zu ersetzen, wenn sie nicht
die etwas unbequeme Eigenschaft besässen, bei
langer Belichtung einen schwach grauen Ton an-
zunehmen, der wohl, wenn er sich nicht durch
weitere Reinigung der Produkte beseitigen lässt,
die Verwendung der Indanthrengelbe in der Kunst-
malerei auf dunkle Mischtöne zu beschränken nö-
tigen dürfte. Besonders zur Erzeugung eines
dunklen lasierenden Grüns durch Mischung mit
einem verwandten Blau, von dem später die Rede
sein wird, und zur Herstellung von Asphalttönen
werden die Indanthrengelbe dem Künstler unge-
mein wertvoll sein.
Ueber ein anderes Erzeugnis der Teerfarben-
industrie, das Alizarinorange A, welches mir
auf Grund meiner vor mehreren Jahren angestellten
ersten Versuche sehr empfehlenswert erschien,
musste ich mein Urteil leider modifizieren, so sehr
es auch zu bedauern ist, dass das schöne, reine,
transparente Orange dem Künstler nicht in aus-
giebigem Masse zu dienen berufen ist. Als Oel-
farbe steht es allerdings dem echten Indischgelb
kaum an Lichtechtheit nach, aber es wurde ja
oben auseinandergesetzt, dass das letztere keines-
wegs so lichtecht ist, wie man gewöhnlich an-
nimmt. Als Wasserfarbe ist Alizarinorange viel
weniger lichtbeständig als Indischgelb.
Schliesslich mögen noch einige gelbe Pigmente
Erwähnung Anden, welche mir von den Farb-
werken Höchst unter den Bezeichnungen Nor-

malgelb 5 GL, Pigmentechtgelb G, Pig-
mentchromgelb L zur Verfügung gestellt wurden,
und die sämtlich eine für die Dekorationsmalerei
ganz ausreichende Lichtechtheit besitzen, während
für die Zwecke der Kunst wohl nur Pigmentecht-
gelb G als Oelfarbe in Betracht kommt; es weist
hier bei reinem grünstichigen Ton und gleicher
Lasurfähigkeit ungefähr die Lichtechtheit des In-
dischgelb in Oel auf, als Wasserfarbe ist es
weniger echt und stimmt hierin mit den beiden,
anderen genannten Produkten überein.
Ich mache schliesslich noch ausdrücklich dar-
auf aufmerksam, dass ich gelben Ocker vorläufig
nicht in den Kreis meiner Untersuchungen ge-
zogen habe, weil mir dessen Zuverlässigkeit ohne-
dies nicht zweifelhaft ist. Ich werde nichtsdesto-
weniger später auch ihn einer genauen Beobach-
tung unterziehen.
Ich komme nun zu den roten Pigmentfarben.
Ihre Zahl ist recht gross, nichtsdestoweniger war
bisher an lebhaft roten Farben von genügender
Echtheit ein entschiedener Mangel vorhanden. Die
Eisenoxydfarben, wie Englischrot, Caput mortu-
um, die gebrannten Ocker und gebrannte Siena
sind natürlich absolut lichtbeständig, aber sie be-
sitzen, wie bekannt, keine rein roten, sondern
vielmehr stark gebrochene Töne. Rein rote Töne
von verschiedenen Nuancen weisen von den alten,
allgemein angewendeten Pigmenten nur die Krapp-
lacke und die Zinnober auf. Weder die einen
noch die anderen aber sind lichtbeständig. Wäh-
rend die Krapplacke und die verwandten Alizarin-
lacke durch längere Belichtung verblassen, schwär-
zen sich alle Zinnoberarten im Laufe der Zeit
unter dem Einflüsse des Lichts.
Ich habe kürzlich an anderer Stelle einige
Beobachtungen über Krapplacke und Alizarinlacke
mitgeteilt, und zwar dahingehend, dass im all-
gemeinen der aus künstlichem Alizarin hergestellte
rote Tonerdelack von den verschiedenen natür-
lichen Krapplacken keineswegs durch Lichtecht-
heit übertroffen, ja in vielen Fällen nicht einmal
erreicht wird, dass aber doch hebrosa Lacke aus
natürlichem Krappfarbstoff existieren, welche sich
durch besondere Lichtechtheit auszeichnen. Leider
sind sie so ausserordentlich farbschwach, dass
ihre Anwendung dadurch sehr eingeschränkt ist.
Vorläufig müssen sie aber der Palette des Künst-
lers sowohl als Aquarellfarben wie auch als Oel-
farben aus Mangel an Besserem noch erhalten,
bleiben.
Die Lichtechtheit der Zinnober schwankt in
ziemlich weiten Grenzen, aber beständig erwies
sich von den zahlreichen untersuchten Proben
auch nicht eine einzige. Jedenfalls ist den Tuben-
farbenfabrikanten dringend zu empfehlen, dass sie
unter den vom Handel dargebotenen Sorten sorg-
fältig auswählen; sie können im Sommer unter
intensiver Sonnenbelichtung die Unterschiede in
 
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