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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 15
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Fischer, F.: Das "Blausehen"
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Mai, Johann: Welche Farben sind für Druckentwürfe grossen Formates anzuwenden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0063
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Nr. .5.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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Lichtstärke Rücksicht genommen werden. Feine Be-
obachter haben empirisch schon eine soiche Korrek-
tion gefunden. So ist von einem unserer ersten Maier
bekannt, dass er mit zunehmendem Aiter mit Voriiebe
bei elektrischem Bogeniicht arbeitete, das bei hoher
Lichtstärke einen relativ grossen Reichtum an blauen
Strahien besitzt. Durch die von Hess ausgearbeiteten
Methoden ist es indes möglich geworden, diese Ver-
besserung völlig exakt auf das Farbensehen eines be-
stimmten jüngeren Alters hin vorzunehmen.
Eine Schwächung des Blausehens ist bei alten
Malern manchmal bemerkt worden. So Hndet Knack-
fuss bei Tizians „Mater dolorosa" im Prado „furchtbar
blaue Farben" und schreibt das einer Abnahme der
künstlerischen Kraft des Meisters zu. Mit grösserer
Wahrscheinlichkeit vermuten wir heute, dass der
Fehler durch die zunehmende Gelbfärbung der Linsen
hervorgerufen wurde. Der Maler, der alle blauen
Farbentöne nur abgeschwächt sah, wählte auf der Pa-
lette eben das grellste Blau als das noch verhältnis-
mässig schönste Blau aus.
Nicht nur ältere Maler, auch ältere Angestellte
aller Berufe, die in Farbennuancen genaue Unter-
scheidung zu treffen haben, werden mit Nutzen von
der geschilderten physiologischen Abschwächung des
Biausehens im höheren Alter Kenntnis zu nehmen
haben. Dr. F. Fischer.
Welche Farben sind fürDruckentwiiri'e
grossen Formates anzuwenden?
Für farbige Entwürfe grossen Formates, wozu
sehr viel Farbe gebraucht wird, sind die teueren
Aquarellfarben nicht zu empfehlen, und entsprechen
diese sehr selten den Druckfarben, weshalb man weit
sparsamer arbeitet, wenn die Druckfarben selbst zum
Ausmalen der Entwürfe gebraucht werden.
Zwischen den Aquarell- und Druckfarben bestehen
ziemlich grosse Abweichungen, und fällt es den Drucke-
reien zumeist sehr schwer, die Uebereinstimmung der
Buntdrucke mit den von den Künstlern gelieferten
Entwürfen zu erzielen, wobei noch der Umstand mit-
spricht, dass die Künstler durch abwechselnd dickeres
oder seichteres Aufträgen verschiedene Farbeneffekte
hervorzubringen in der Lage sind, die sich beim Druck
als mechanischen Vorgang niemals naturgetreu wieder-
geben lassen, es sei denn, dass der Drei- oder Vier-
farbendruck zur Anwendung gelangt. In dieser Ab-
handlung soll jedoch mehr das Entwerfen von grossen
Plakaten oder sonstigen Reklamearbeiten behandelt
werden, in deren weiterem Verfolg der Steindruck-
buntdruck unter Ausschaltung des Drei- und Vier-
farbendruckes in Frage kommt, wobei also nach den
gelieferten Entwürfen die Lithographen die Original-
schwarz- und Farbendruckplatten herzustellen haben.
Handelt es sich nun z. B. um ein Plakat grossen
Formates mit vollen kräftigen Farbenflächen, so sollen
diese gleich mit den Druckfarben ausgemalt werden,
weshalb man sich die Farben in Pulverform entweder
aus den Druckereien oder Druckfarbenfabriken be-
sorgen muss, und kommen die nachfolgend verzeich-
neten Farben hauptsächlich in Frage, deren sonstige
Charaktereigenschaften gleichfalls erwähnt werden
müssen, weil diese beim Druck und bei der nach-
herigen Behandlung der Plakate von ziemlich grosser
Bedeutung sind. Sollen nämlich die Plakate zur bes-
seren Haltbarmachung bezw. gegen Staub und Schmutz
möglichst gesichert werden, so ist das Ueberziehen
mit Spirituslack nötig, weshalb alle Druckfarben lack-
echt oder lackfest sein müssen, worauf also in der
folgenden Aufstellung ebenfalls Bezug genommen wird.
Schwarz. Als Konturenfarbe wäre zuerst das
Schwarz zu erwähnen, wozu natürlich chinesischeTusche,
und zwar die wasserfeste,unverwaschbareAusziehtusche,
zu verwenden ist.

Rot. Als eine in den Druckereien am meisten
beliebte Farbe ist der Krapplack, fein und extrafein,
zu nennen, dessen gute Lichtechtheit, Transparenz
und Lackierfähigkeit bei verhältnismässiger Billigkeit
sehr geschätzt wird, und werden auch die meisten
Mischfarben und Töne, bei denen das Rot eine Rolle
spielt, mit Krapplack hergestellt. Karminlack ist zu
kostspielig; Geraniumlacke sind nicht lackecht und zu
wenig haltbar im Licht, während der Zinnober als sehr
schwer verdruckbar (im Steindruck) anzusehen ist. Die
übrigen roten Farben spielen keine wesentliche Rolle,
weshalb deren Aufzählung unterlassen wird.
Blau. Vor allen Dingen wird das Miloriblau und
dann etwas weniger das Pariserblau verbraucht, und
wird das erstere „hell" und „dunkel" geliefert. Das
Miloriblau ist gut lichtecht, transparent und lackfest,
und wird es gleichfalls zum Mischen mit anderen
Farben und zum Tondruck gebraucht. Kaiserblau ist
eine Nebenfarbe, die weniger Bedeutung hat, und das
Ultramarinblau sucht man im Buch- und Steindruck
möglichst zu vermeiden, da es im Buchdruck die
Kupferklischees angreift, während im Steindruck die
Zeichnungen auf den Steinen sehr stark angegriffen
werden, und vermischt sich diese Farbe überhaupt
schlecht mit dem Druckfirnis, während sie anderer-
seits sehr leicht beim Steinnässen in das Wasser geht.
Gelb. Von dieser Farbe werden hauptsächlich
die sogenannten Chromgelb (hell und dunkel) bevor-
zugt, während in zweiter Linie der gelbe Lack (hell
und dunkel) und das Neapelgelb von Bedeutung sind.
Das Chromgelb ist gut lichtecht und lackierfest, da-
gegen aber undurchsichtig, und wird es deshalb nur
als erste zu verdruckende Farbe gebraucht, während
es wegen seiner deckenden Eigenschaften nur im be-
schränkten Masse zum Vermischen mit anderen Farben
geeignet ist. Der Gelblack dagegen ist wegen seiner
Transparenz, Lichtechtheit und Lackierfestigkeit als
Ersatz des Chromgelb gut brauchbar, und kann man
diesen und das Neapelgelb deshalb auf den Entwürfen
anwenden.
Braun. Die Terra di Siena (fein und extrafein)
ist lichtecht, ziemlich deckend und iackierfest, ebenso
das Sepiabraun (grünlich oder rötlich) und der gelb-
liche oder rötliche Ocker.
Weiss. Das Kremserweiss (feinst) ist undurch-
sichtig, lichtecht und lackfest, und Hndet diese Farbe
hauptsächlich für erste Töne oder Mischfarben eine
ziemlich starke Verwendung. Zum Druck auf dunkle
Papiere (Umschlagdruck) wird sie reichlich herange-
zogen, dagegen ist sie zum Mischen von Aufdrucktönen
wegen der Deckkraft nicht zu gebrauchen. Hierzu
eignet sich das Glanz- oder Transparentweiss (extra
transparent) sehr gut, welches ebenfalls lichtecht und
lackfest ist, und kann diese vorzügliche Mischfarbe zu
allen hier erörterten Druckfarben sowie auch zu allen
Aquarellfarben zur Aufhellung verwendet werden, denn
auch in den Druckereien wird das Transparentweiss
im Farben- und Tondruck mit Vorliebe benutzt.
Die beiden Farben Grün und Violett, ja selbst
das Braun werden durchschnittlich durch Mischungen
oder auch durch den Uebereinanderdruck von Blau
und Gelb bezw. von Blau und Rot, dagegen bei Braun
durch Gelb, Rot und Blau erzielt, weshalb bei den Ent-
würfen nur die vorher genannten Farben zu nehmen sind.
In dieser Weise sollen auch alle anderen Farben-
töne nur aus Druckfarben zusammengemischt werden,
und soll man unbestimmbare Aquarellfarben im Inter-
esse der Drucker am besten ganz weglassen, um so
mehr, als solche Töne durch keine anderen als die
hier erwähnten Druckfarben nur annähernd ähnlich
erzielt werden können. Das Grau, welches sehr oft
auf den Abdrücken eine grosse Rolle spielt, darf
ebenfalls nur aus den vorerwähnten Farben (Transpa-
rentweiss, eine Spur Schwarz und Blau) zusammen-
gemischt werden, da es im Druck zumeist über andere
 
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