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Inhalt: Der „echte" Oelmalgrund. Von D. H. — Physikatische Vorgänge beim Trocknen der Oet- und
Harz-Oetfarben. Von E. B. (3. Fortsetzung.) — Terpentinö! und Harz-Ersatz. — Verwendung des
Linoxyns zu Anstrichzwecken.

Der „echte" Oelmalgrund.
Von D. H.

Durch den Tite) verleitet, kaufte ich kürzlich
ein Buch mit der Aufschrift: „Anleitung zur
Anfertigung dauerhaftester Oelgemälde,
nebst Klarlegung derjenigen Ursachen, durch wel-
che Oelgemälde schädigende Veränderungen er-
leiden, und die Mittel und Wege, um Gemälde-
gebrechen und -Schäden zu verhüten. In seiner
Praxis während sechzig Jahren erforscht von Friede
Montanus, akademischer Kunstmaler" (München
und Leipzig 1913, verlegt von Ernst Reinhardt, Preis
2 Mk.). Dieser vielversprechenden Anzeige zu-
folge war ich auf den Inhalt sehr gespannt und
ich muss gestehen, dass manche der darin ge-
äusserten Grundsätze sehr richtig genannt werden
müssen, wie z. B. die folgenden:
„Der Malgrund ist für die Haltbarkeit des
Oelgemäldekörpers ein massgebender, beachtens-
nötiger materieller Teil des Oelgemäldes."
„Schon von Beginn der Anfertigung des unter-
sten Fundaments des Gemäldes an muss auf grösste
Solidität jedes einzelnen Stoffes, der dazu ver-
wendet wird, sorgsamst Bedacht genommen werden.
Dass zu diesem Zwecke dem Anfertiger eines
Oelgemäldes die unumgänglich nötigen gründlichen
Kenntnisse des sämtlichen in Anwendung kommen-
den Materiales nicht fehlen dürfen, ist selbstver-
ständlich."
„Ein Oelgemälde, das mit wissenschaftlichem,
theoretischem und praktischem Verständnisse
vom Fundamente auf bis zur Vollendung mit Sorg-
falt behandelt und mit Liebe erzeugt ist, besitzt
die grösstmögliche Widerstandsfähigkeit gegen
alle zersetzenden und zerstörenden Einwirkungen
der Atmosphärilien, die ja ununterbrochen an allem
Körperlichen, das sie berühren, Umwandlungen

bewirken helfen, und bildlich gesprochen als
,Zahn der Zeit' naturgemäss funktionieren."
„Die meisten Maler kaufen ihr Malmaterial fix
und fertig, schön aufgemacht und hergerichtet, in
der festen Meinung, es sei alles ganz echt und
solid. Es werden manche Malpräparate für Oel-
malerei unter verschiedenen Phantasienamen in den
Malmaterialhandel gebracht, deren Zusammen-
setzung dem kaufenden Künstler nicht bekannt ist,
und dem es oft auch gleichgültig ist, ob er die
Grundstoffe kennt oder nicht kennt; das ist ja
den meisten Lernenden ganz gleich, denn sie
malen ja nur damit, das genügt ihnen."
„Wie kann nun ein solcher Maler wissen, ob
seine Oelgemälde von bester Haltbarkeit und
Dauer sein werden, wenn er mit Malmaterial ar-
beitet, das er oft nur unter einem Phantasienamen
kennt, wie könnte er daher für Echtheit und
lange Dauer garantieren, wenn seinem Malmaterial
die Eigenschaft der Echtheit fehlt!"
Man meint, derlei Klagen schon oft gehört
zu haben und ist dem Autor gewiss dafür erkennt-
lich, wenn er die Richtlinien bekannt gibt, nach
denen die fehlerhafte Grundierung und das schlechte
Material vom besseren zu scheiden sei, um so mehr,
als hier ein alter Praktiker zu sprechen scheint,
dem die Erfahrungen von „sechzig Jahren" zur
Seite stehen! Um es gleich zu sagen: Friede
Montanus (ist das ein Pseudonym? — der Name
findet sich nicht in den neueren Künstlerverzeich-
nissen) hält die Hauptursache des baldigen Ver-
derbes vieler moderner Oelgemälde in der Ver-
wendung des allgemein üblichen, auf Billigkeit
basierten Malgrundes, und er empfiehlt den allein
haltbaren „echten Oelmalgrund".
 
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