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Nr.!.

Münchner kunsttechnische Biätter.

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schwinden der Stiche bzw. der Zeichnungen und
Schriften entgegenzuarbeiten, denn bei etwa
ßOO—$00 Druckexemplaren der unverstähiten
Platten zeigt sich dieses Verschwinden schon
recht deutlich, und zwar besonders bei den Haar-
strichen, während die verstählten Platten einige
Tausend Abzüge zulassen. Sind demnach 100 bis
200 Drucke ohne Aussicht auf Nachbestellung
zu liefern, so ist eine galvanische Verstählung
nicht erforderlich, andernfalls wird man ohne
diese nicht auskommen. Für den Handpressen-
druck dienen die sogenannten Walzenpressen,
die eine ziemliche Aehnlichkeit mit den Satinier-
maschinen der Buchbinder haben, doch eignen
sich natürlich die Satiniermaschinen nicht, weil
die Kupferdruckpressen eine ungemein genaue
Bauart für die Druckspannung usw. haben müs-
sen, um sehr scharfe Abzüge ohne starke Ab-
nutzung der Platten zu erhalten. Die Pressen
werden je nach dem Zwecke in verschiedenen
Formaten gebaut, und man benutzt für kleine
Formate solche, die eine Walzenlänge von 3$ cm
haben. Demnach können Platten von etwa 30 cm
Breite und entsprechender Länge gedruckt wer-
den, indem der bewegliche Tisch etwa 8o cm
Länge hat. Es gibt nun noch verschiedene und
grössere Systeme von Handpressen, von welchen
man sich die Preise einfordern muss, wenn man
sich für die eine oder die andere Pressenart ent-
schieden hat. Der Preis der hier erwähnten
kleinsten Presse stellt sich auf ungefähr 260 Mk.
mit Holztisch, doch kommt diese Presse ohne
Untergestell zur Lieferung, so dass noch extra
ein sehr stark gebauter Tisch benötigt wird, auf
dem die Presse aufgeschraubt werden muss. Die
grösseren Pressen sind mit Eisengestell und we-
gen ihrer sehr kräftigen Bauart für ein ständiges


Kupferdruckpresse mit Eisengesteü.

Arbeiten weit besser geeignet; doch im allge-
meinen sind alle Systeme gut, und kommt es
nur darauf an, ob man viele und grössere For-
mate zu drucken hat; danach hat man die Wahl
beim Kauf der Pressen zu treffen.

Die Presse ist an einem hellen Fenster, dann
aber auch in der Nähe des Ofens aufzustellen.
Der Arbeitsraum muss eine möglichst warme
Temperatur haben, da andernfalls der Farbdruck
wegen des Zähewerdens der Farben ungemein
erschwert wird. Ist der Ofen in der Nähe, so
kann man die einzuschwärzenden Platten auf die
Ofenplatte legen, um sie zu erwärmen, doch muss
dann die Ofenplatte stets mit einer etwas dicken
Schamotteplatte (oder einem glasierten Ziegel bei
kleinen Piatten-Formaten) bedeckt werden, um
auf diesen eine gleichmässigere und nicht zu
starke Erhitzung der Platten zu erzielen. Statt
des Stuben- oder Rostofens kann ein für diesen
Zweck brauchbarer Anwärmeofen mit Rostgestell
und Gussplatte benutzt werden, der für Gas-
oder Petroleumheizung eingerichtet ist. Auch
auf diesem wird eine Schamotteplatte gedeckt,
über welche dann das Rostgestell mit Drahtnetz
zu stehen kommt. Es genügt aber auch ein ge-
wöhnlicher Gaskochapparat, über den das Rost-
gestell aufgestellt wird.
Als Druckfarben sind die eigens hierzu präpa-
rierten Kupferdruckfarben zu benutzen, die z. B.
in Tief- oder in Blauschwarz, Braunschwarz in
verschiedenen Feinheitsgraden nebst den dazu
gehörigen Kupferdruckhrnissen (sehr schwach,
schwach, mittel und stark) aus den Fachgeschäften
für Druckereibedarf erhältlich sind*). Zum Druck
wird etwas Farbe aus der Farbenbüchse genommen,
der Dekel der Büchse aber gleich wieder ge-
schlossen. Ueberhaupt soll über die Farbe in
der Büchse etwas reines Leinöl gestrichen wer-
den, damit die Farben nicht vertrocknen. Die
auf dem Farbenstein oder einer sehr dicken Glas-
platte von genügender Grösse befindliche Farbe
wird mit etwas mittlerem Kupferdruckfirnis ver-
mittels eines Farbmessers oder der Spachtel so
gründlich durcheinander gearbeitet, dass keine
Klumpen mehr vorhanden sind. Wenn dies ge-
schehen ist, wird die Farbe noch mit einer
Wenigkeit schwachem Firnis durchgespachtelt,
worauf die Farbe zum Druck geeignet ist. Gar
zu dünn darf die Farbe nicht sein; sie soll eine
mehr honig- oder syrupartige Konsi-
stenz haben und ist dann leicht mit
dem Kupferdruckballen (Tampon) zu
verarbeiten. Dieser Tampon ist das
wichtigste Werkzeug zum Handpressen-
druck; er ist mit Leder oder Flanell Tampon
überzogen und muss stets sehr sauber,
von aller Farbe durch Abschaben mit dem stumpfen
Farbenmesser befreit, und in dem dazu bestimmten
Schutzkästchen verwahrt werden, damit das Leder
nicht verhärtet. Der Farbstein muss auf einem ent-
sprechend festen Farbentisch gelegt und dieser
so gestellt werden, dass man ohne Umstände

*) z. B. bei KÜmsch & Co., Frankfurt a. M.
 
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