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Hänchen, 20. Sept. 1917.

Beilage za? „Werkstatt der Knast" (E. A. Seehase, Leipzig).
Erscheint !4 tägig anter Leitaag woa Maier Prof. Ernst Berger.

XiHJahfg.Nr. 24.

Inhalt: Volpato's Dialog über die Bereitung der Leinwänden, Farben und anderer auf Malerei bezüglicher
Dinge. (Schluss.) — Eine Abhandlung über Fresko-Malerei. (Schluss.) — Die Harzquellen Deutsch-
lands. — Leber die Beziehungen des Lebens zum Licht. Von Sanitätsrat Dr. F. Schanz in Dresden.
Inhaltsübersicht über die im XIII. Jahrgang enthaltenen Artikel und Aufsätze.

Voipato's Dialog über die Bereitung der Leinwänden, Farben und anderer aut
Malerei bezüglicher Dinge. (Schluss.)

S.: Wie unterscheidet man die guten Farben
von den schlechten, denn mehrmals verlangt mein
Herr, sie zu beschaffen, und ich habe nicht viel
Uebung darin?
L.: Viele erkennt man beim Anblick, andere
beim Reiben auf dem Reibstein, andere auf der
Palette beim Gebrauch, und andere auf dem Bilde
selbst; aber diese Kenntnis ist Sache des Malers,
denn wir malen ja nicht.
S.: Gib mir einige Regeln, sie zu erkennen.
L.: Die erste Erkennungsart ist, dass sie von
schönster Farbe sind, wie Bleiweiss, Lack, die
Blau, Zinnober, Mennige, Neapelgelb, gelber Lack
u. s. w. Die Pulverfarben sollen aufs feinste sein.
Unter den übrigen soll die Smalte von heller
Färbung sein, und ebenso die anderen Blau. Um
Ultramarin zu erkennen, gibt man eine Probe davon
aufs Feuer in einem Löffel; wenn er dem wider-
steht, ist er gut, wenn er sich schwärzt, ist er
schlecht. Die Lacke müssen nicht nur am schönsten,
von lebhafter Färbung sein, sondern auch beim
Verreiben Körper haben und sich nicht verflüssigen.
Der gelbe Lack (giallo santo) sei von schöner
Farbe, aber im Gegensatz zum vorigen, soll er
beim Verreiben leichtflüssig werden, damit er sich
mit möglichst wenig Oel vermische und sehr schnell
trockne; dies ist das Zeichen seiner Reinheit; aber
wenn er sich verdickt und viel Oel beim Reiben
nötig ist, dann ist das ein Zeichen für Unreinig-
keiten oder schlechten Materials, er trocknet schwer
und in der Malerei ist er flüchtig. Und so ist
auch der schnell trocknende Lack der bessere.
Der grüne Lack (verde eterno) sei kristallklar
und von lebhafter Farbe. Die letzte Probe, die
es für Farben gibt, ist, die Gemälde an die Sonne

zu stellen. Wenn sie widerstehen, sind sie gut,
und wenn sie verblassen, sind sie schlecht, haupt-
sächlich der gelbe Lack, der rote Lack und Indigo.
Die Erden, die Rohfarben sind besser, weil sie
natürliche sind, wenn sie nicht mit anderen Materien
vermischt wurden, denn es ist von Interesse, alle
Dinge zu verfälschen, und deshalb gibt Borghini
Anweisungen, alle Farben zu machen, damit man
die Art ihrer Herstellung kennen lernen könne, um
sie in vortrefflicher Art zu haben, das heisst,
die besonders wichtigen, denn bei den meisten
übrigen, ist es besser, sie fertig zu kaufen.
S.: Gibt es nicht viele Farben, die gebrannt
werden? Sage mir, in welcher Weise das geschieht.
L.: Die Umbra, die gelbe (Ocker), die grüne
und rote Erde, diese alle werden im Feuer ge-
brannt; man setzt sie einem gelinden Feuer aus,
damit sie durch die Kraft der Hitze nicht zer-
springen, sondern sich nach und nach erwärmen,
dann facht man das Feuer stärker an, bis sie sich
röten, dann sind sie gebrannt. Die gelbe Erde
wird deshalb gestossen und auf der Herdplatte
gebrannt, bis sie dunkel ist, beim Erkalten wird
sie dann dunkelrot.
S.: Sage mir gefälligst, richtest du die Palette
für deinen Herrn?
L.: Sicherlich, ich mische ihm auch alle Farben,
die in Pulver sind, und es genügt, dass er mir
sagt, was er zu malen gewillt ist, damit ich weiss,
welche Farben ich auf die Palette setzen muss.
Ich wasche die Untermalungen, trockne sie, trage
den Firnis auf, andere bestreiche ich mit Eiklar,
je nachdem er es mir befiehlt, und überdies hat
er mir alles aufgeschrieben gegeben, was beim
Anreiben der Farben vorkommt, so dass ich weiss,
 
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