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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 24

was zu tun nötig ist, genau so wie es Armenino
da Faenza angibt, und so könntest du es dir auch
abschreiben, was alies zu lernen ist; auch der
Jesuitenpater Lena hat über diese Dinge in seiner
Abhandlung über die Malerei geschrieben. Ich
bemerke betreffs der schwer trocknenden Farben,
gekochtes Oel beizugeben und auch Grünspan, wie
beim Lampenschwarz und Asphalt, und ebenso
soll das Spanisch-Blau so fest als möglich mit
Nussöl gerieben werden; die Maler verdünnen es
mit Terpentinöl und den Ultramarin mit Steinöl.
S.: Sage mir, wie trägst du das Eiklar auf?
L.: Jene (Partien), die ohne die Untermalung
zu firnissen, fertig gestellt werden, die nur durch
die Arbeit selbst beendigt und durch Ueberstrcichen
retuschiert werden, diesen gebe ich den Eiklar-
firnis, und die übrigen bestreiche ich mit Mastix-
firnis. Und das Eiklar schlage ich am besten mit
einem Löffel, durch starkes Hin- und Herbewegen,
und füge ein wenig fein geschnittenen Knoblauch
hinzu, das hat gute Wirkung; und so gebrauchte
es Carpione auf seinen Gemälden, und so wird
dir dein Herr anordnen, was du tun musst.
S.: Ich bin sehr betrübt und weiss nicht, wie
das ausgehen wird: Dieser Tage ist eine Lein-
wand über eine Stiege heruntergefallen, hat sich
eine grässliche Verbeulung geschlagen, mein Herr
muss sie in kurzer Zeit benutzen und ich habe
keine Zeit eine neue zu bereiten, ich finde auch
keine in der nämlichen Grösse, denn ich will auch
nicht, dass er es bemerke und sich darüber auf-
rege. Was rätst du mir, da zu tun?
L.: Ist sie gerissen?
S.: Nein, sie ist verknüllt, aber in der Art,
dass man sie nicht gebrauchen könnte.
L.: Was gibst du mir, wenn ich dir die Art,
sie zurechtzubekommen, sage?
S.: Was du willst, denn es drängt sehr; es
ist eine grosse Leinwand von einiger Bedeutung.
L.: Erfreuen wir uns gemeinsam an dem Mus-
kateller, etwas anderes verlange ich nicht von dir,
und in dieser Art vertausche ich Wein mit Wasser!
S.: Wie ihr wünscht; aber in welcher Weise
soll es geschehen?
L.: Wasche die Leinwand von der Rückseite
mit lauwarmem Wasser, und die Arbeit ist getan,
sie wird wieder geebnet bleiben.
S.: Meinen verbindlichsten Dank dafür, denn
ich war sehr geängstigt. Nun sage mir etwas
anderes. Mein Herr hat einige verrusste Gemälde,
und sagte, er wünsche, dass ich sie wasche, und
ich weiss nicht, wie das zu machen ist.
L.: Das werden wohl „Schinken" sein, um irgend
einem Freunde oder Herren einen Gefallen zu tun,
denn gute Gemälde, die wäscht man niemals; oder
die Eigner tun es selbst, es ist nicht Sache des
Handwerks, denn man kann sie leicht verderben;
mit dem zu vielen Waschen gehen die letzten Retu-
schen, die dem Werke die Vollendung geben, ver-

loren, wie ich so manches durch die Hand von
Ignoranten gesehen habe, die nicht wissen, was
sie tun. Ueberdies habe ich gewaschene Tafel-
und auch Leinwandbilder gesehen, die abgesprungen
sind, weil der darunter befindliche Gips sich durch
die Feuchtigkeit wieder belebt und sich hebt; und
deshalb ist es eine grosse Torheit gute Bilder
zu waschen.
S.: Ich würde mich dazu nicht verstehen, ich
weiss nicht, was es damit soll.
L.: Das müsste er doch wissen,
S.: Was muss ich tun, um sie zu waschen?
L.: Nimm ein wenig sorgfältig gesiebte Asche,
damit nicht Kohlen oder grössere Stücke, die das
Gemälde zerkratzen könnten, darunter seien, gib
sie in einen Topf mit reinem Wasser, und breite
dies mittels eines Schwammes auf dem Gemälde
aus, und verwasche es leicht mit dem Schwamm;
aber beeile dich hernach die genannte Asche mit
reinem Wasser abzuwaschen, denn sie verdirbt
die Farbe. Nachdem das Gemälde mit reinem
Wasser gut gewaschen ist, trockne es mit einem
Tuch, und wenn es trocken ist, gib das Eiklar darüber.
S.: Wenn ich es (mit Oel) tränkte?
L.: Das soll man nicht, denn das Oel ist für
Gemälde nicht gut, ausser von der Rückseite, wenn
sie sich abschälen, wie ich dir gesagt habe. Und
wie wahr dies ist, kann man an dem Bild des
hl. Petrus Martyr in Venedig sehen, das soviele
Male von Ruchlosen und Unseligen, die es kopierten,
eingeölt, und derart verdorben und geschwärzt
ist, dass man kaum dessen Antlitz sehen kann.
Und fürwahr, in meiner Zeit war es sehr schön;
man kann auch bemerken, dass die oben befind-
lichen Putten, die ähnlichen Einwirkungen nicht
zugänglich gewesen sind, aufs beste erhalten sind.
Deshalb sollte man derlei Lumpenpack das Ko-
pieren von Werken dieser Art verbieten; nur solchen
sollte man es gestatten, die den Gemälden die
nötige Achtung entgegenbringen. Wünschest du
noch anderes von mir zu wissen?
S.: Noch eine besondere Bitte. Mein Herr
Hess mich einige Farben mit reinem Wasser ab-
reiben und sagte, er wolle daraus Pastelle zur
Arbeit auf Papier machen lassen. Was sind solche
Pastelle und wie macht man sie?
L.: Das wirst du schon sehen, denn er wird
die Töne mit dem Messer machen und dann wird
er die Stifte von dir hersteilen lassen, um sie zu
benutzen. Aber damit das Bleiweiss und die
Pulverfarben fest bleiben, wird er dich veranlassen,
ein wenig Seifenwasser beizufügen, damit die Stifte
beim Gebrauch (zusammen haftend) ganz bleiben;
nur Russschwarz wird mit Töpferton angemischt
und am Feuer getrocknet, es dient auch wie Kohle
zum Zeichnen.
S.: Wie stellt man die Kohle her?
L.: Man nimmt eine Röhre von Eisen, gibt
eng gereiht die Holzstückchen hinein, schliesst
 
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