Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münchner kunsttechnische Bi&tter.

Nr, 19.

M3

Temperatursteigerung aussetzen, es solien sich ieere,
d. h. augenscheiniich strömungstose Stetten bilden und bei
etwa 140° C sotten dann nur die früheren, vereinzetten
Zetten noch übrig sein. Atterdings sotten die Zettwände
erhaben über dem Ftüssigkeitsspieget sein, was damit
erktärt wird, dass diese Zetten aus Strömungen der
kätteren Substanz nach unten, der wärmeren Substanz
innerhatb der Wandungen des Zettenzytinders nach oben,
entstehen, wie man das auch beim Erwärmen von
Wasser beobachten kann. Sotche Zettenbitdung ist
auch bei einem photographischen Pyrogottusentwickter
beobachtet worden, ohne dass dazu Wärmezufuhr
nötig gewesen wäre; die Oxydation der Bestandteile
des Entwickters führt eine Verdichtung und Gewichts-
zunahme herbei, die die Strömung durch Sedimentie-
rung hervorruft. Beim Bienenwachs sott die Zettteitung
auch erhatten bteiben, wenn nach Eintritt der Zettbil-
dung die Wärmezufuhr aufhört. Das ist ja zunächst


die Ursache, dass das Wachs beim Erkalten eine matte
Oberftäche bekommt, aber es sott auch möglich sein,
aus einer so erstarrten 1 mm dicken Wachsplatte, die
ja nun aus sechseckigen Säutchen besteht, diese Säul-
chen ohne Schwierigkeit einzetn herauszuheben, Also
mus hier eine Unterbrechung der Kohäsion im Spiete
sein, die im weiteren Verlaufe auch zu einer wirklichen
Trennung des Zusammenhangs führen kann. Dauzere
steht diese Beobachtung in einen sehr ernsthaft an-
mutenden Vergleich mit dem Entstehen der aus flüs-
siger Lava erstarrten sechseckigen Basattsäuten, deren
Zusammenhang ja auch so tose ist, dass sie sich einzetn
aus dem Gefüge herausnehmen lassen. Das Beispiet
erinnert ferner an die Kristatlisationsvorgänge, die eben-
fatts zwingenden Gesetzmässigkeiten unterworfen sind,
nur ist das Beispiel vom Ataun, das er abbitdet in
Wirklichkeit von ganz anderer Kristaliisationssystematik.
Aber gerade die parahele Linearsystematik tritt bei
der langsamen Kristahisation einer Atauntösung ganz
deutlich in die Erscheinung, obwoht auch hier, durch
unerkennbare Ursachen angeregt, die Paratteten sehr
oft von diagonaten Achsen unterbrochen werden.
Ein sotche Beobachtung habe ich auch an einem
Probeaufstrich von magerer Oelfarbe auf fettem, un-
genügend erhärtetem Untergrund machen können.
Wetch unergründtich feine
Ursachen dabei im Spiete
sind, das tehren die da-
neben befindtichen Probe-
aufstriche mit anders zusam-
mengesetzten Oelfarben, die
nahezu rechtwinklig rissen,
und doch nur dieses eine
Mat eine diagonal zur Pinset-
richtung sowohl des Unter-
grundes ats des diesen kreu-
zenden Aufstriches vertau-
fende Rissbildung eintrat. Die Abbitdung kann das
deutticher ats viele Worte machen. Wie aber sott
diese diagonale Rissbitdung erktärt werden ? Die
Pinsetstriche des Untergrundes sind ziemlich grob, die
des Aufstriches, der mit einem Marderpinset und mit
dünner. Farbe gemacht ist, sind kaum zu erkennen,
wenigstens mit btossem Auge nicht. Nun, es ist hier

eben der Zeitpunkt getroffen, an den die Votumen-
veränderungen der beiden Schichten genau Zusammen-
treffen. Die obere Schicht ist schnetter trocknend, ihre
Oxydationsausdehnung holte also die des tangsamer-
trocknenden Untergrundes ein und btieb dann mit ihr
im gteichen Tempo, sodass auch die nachfotgende
Schrumpfung beider Schichten gleichen Schritt hiett.
Dass die Risse aber schon eingeteitet sind bei der
Votumenausdehnung des Untergrundes und dann vom
Untergrund bei seiner Schrumpfung wieder einander
genähert wurden, das ergibt sich bei der mikrosko-
pischen Betrachtung daraus, dass die Ränder der Risse
aufgeworfen sind, also vorübergehend einer Pressung
oder Stauchung ausgesetzt gewesen sein müssen (in
anderen Fätten kann man im mikroskopischen Bitde
sehen, wie der Untergrund gleichsam aus den Rissen
herausquittt, ordentlich erhabene Wütste bitdet). Auch
die aus den Pinsetfurchen sich ergebende Spannung
gtich sich aus und wenn ich auch mit dem Mikroskop
diese Risse ats ziemtich schtankvertaufend erkenne, so
gtaube ich doch, dass sie, wenn nicht Störungen des
Rissvertaufes im Spiete waren, zickzackförmig vertaufen
müssten: eine den Pinsetfurchen des Untergrundes
parallele Rissstette müsste abwechsetn mit einer der
Pinsetfurche des Aufstriches paratteten Rissstette und
wie in einem Stickmuster eine Diagonale nur durch
stufenweises Ueberktettern der rechtwinklig sich
kreuzenden Canevasfäden gemacht werden kann, so
muss durch dieses Zickzack der Rissstetten sich auch
die Rissbitdung in Diagonaten zeigen.
Sotche Störung der Rissführung aber können von
den kleinsten Unregelmässigkeiten in der Farbstubstanz
ausgehen. Das tehren zunächst die Unterschiede in
der Rissbildung, wie sie sich an Lacküberzügen be-
obachten lassen. Da fehlen, wenigstens bei guten atten
abgelagerten und staubfrei aufgetragenen Lacken, diese
Unregetmässigkeiten in der Struktur der Schicht; ent-
stehen da Rtsse, so vertaufen sie in tangen, anschei-
nend ganz unsystematischen, nur vom Zufat! getenkten
oder von Volumenveränderungen des Untergrundes
geteiteten Linien, die auch setten von rechtwmktigen
Querrissen gekreuzt werden. Die Anlässe zur Riss-
bildung aber sind die Pinsetfurchen für die Längsrisse
und die Farbkörnchen für die Querrisse, wenigstens
für deren Ansätze. An den Pinsetfurchen ist die Farb-
masse dünner; sie bitdet hier atso so die verwundbarste
Stette, die der eintretenden Schrumpfung am schnett-
sten nachgeben muss. Ich hatte nicht so viet von
Frimmets Meinung, der die Längsrisse fast immer auf
den Hotzuntergrund schiebt, sie können auch noch von
den handwerksmässig oder unwittkürtich der Faser-
richtung des Holzes angepassten Pinsetstrichen der
Grundierung herkommen und setbst durch Abschteifen
der Grundierung lassen sich die tiefgehenden Spuren
dieser Pinsetfäschen in Hinsicht auf die nachfolgende
Rissbitdung nicht beseitigen. Die Querrisse können
aber nicht mit dem auch von mir früher gebrauchten
Beispie] der Baumrinde an dem in die Höhe wachsenden
Baum erktärt werden; irgend ein Antass muss doch
bestimmend sein für just die Stette, an der die Quer-
risse ansetzen. Viet besser scheint mir ein anderer,
wenn auch vietfach gröberer Vergleich zu passen.
Nämtich die Entstehung von Strasseniührungen, ehe es
vorgefasste Strassenbauptäne gab. Ein Städtebauer
sagt irgendwo, dass für die Führung der atten Strassen
in atten ihren wunderlichen Biegungen und Knickungen
reine Zufälligkeiten die Ursachen gewesen seien: ein
Misthaufen im Wege, ein Stall, ein Wagen, ein Stein,
ein Pfuht, der tange Zeit an einer Stette stehen blieb
und der zunächst den Fusspfad und dann den Weg
und zutetzt die Strasse um sich herum auszuweichen
zwang. So ist es auch hier: hegt an einer Stehe ein
gröberes Farbkörnchen, so ist die Verteitung von Oet
. und, Pigment an dieser Stehe auch. eine, apdere :. das
 
Annotationen