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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 22.

Akademiegallerie ein besonderes interessantes Beispiel
der zweckmässigen Anwendung dieses Verfahrens in
der Frescomalerei, während der Gyps oder Mörtel noch
feucht ist, aufzeigt; durch dasselbe sind besondere
Teile hervorgehoben, und es ist dadurch viel Klar-
heit und Durchsichtigkeit erreicht.
Pordenone erfand, oder wandte gewisse Ver-
fahren an, die denen in der Oelmalerei gleichen; seine
Werke sind augenscheinlich, nachdem der Kalk getrock-
net war, geglättet oder geglänzt worden. Die sicht-
baren Fleischtheile aller seiner Figuren sind sehr glänzend.
Die durchscheinenden Farben füllen die Vertiefungen
aus, welche von seiner besonderen Art, die lichten
Farben zu überladen, wovon vorhin die Rede war, ent-
standen waren. PolidorodaCarravaggio scheint
eine ähnliche Methode angewandt zu haben; dieses
sind aber vielleicht die einzigen Meister, welche ein
Verfahren, welches der Frescomalerei so fremd ist,
angewandt haben. Die Anwendung dieses Verfahrens
rührt wahrscheinlich davon her, dass man die eigent-
lichen rechtmässigen Grundsätze der Frescomalerei miss-
verstand. Man findet, dass die Venezianer Maler im
allgemeinen keinen klaren Begriff von der wahren Art
der Anwendung dieser Kunst hatten; selbst Titian
verfiel in den Irrthum, Licht-, Schatten- und Farben-
effekte in dieser Malerei hervorzubringen, versuchen
zu wollen, auf die Art, wie er sie in de 'nalerei
zu erzeugen gewohnt war. Die hellen uno brillanten
Farben des Paul Veronese setzten ihn in den Stand,
mit mehr Erfolg, als seine übrigen venezianischen Mit-
brüder, in Fresco zu malen. Aus seinen Werken zeigt
sich dieses aber augenscheinlich nur als das Resultat
seiner Art zu malen, nicht aber als eine wohlverstandene
Anwendung der Prinzipien, welche hinsichtich der Far-
ben, besonders für Frescomalerei, zu beobachten sind,
die er jedoch auch zuweilen beobachtete, und mP .dem
meisten Erfolge in der Villa Mazer. P a 1 m a v e : , o
scheint von den venezianischen Malern allein die Kraft
der Frescomalerei gehörig gewürdiget zu haben; zwei
Heiligenbilder von ihm in St. Liberale zu Castelfranco
haben Vollkommenheit und Würde.
Razzi wurde schon vorhin angeführt als ein Künst-
ler, dessen Werke am Hervorragendsten eine regel-
rechte Anwendung des Glänzens in Fresco bekunden;
in den Werken keines anderen Meisters ist sie von
gleicher Bedeutenheit sichtbar.

Zeit, die auf die Ausführung eines Gemäldes
verwendet wurde.
Wenn man die Frescogemälde näher betrachtet,
so findet man leicht, wie lange der Maler bei der An-
fertigung derselben zugebracht haben kann. Bei einigen
derselben ist die Verbindung jeder Tagarbeit deutlich
sichtbar, und bekundet daher dieselbe, bei andern ist
die Vereinigungslinie so vollkommen beseitigt, oder
der Art durch Anwendung von Tempera verdeckt, dass
sie sehr schwer wieder zu erkennen ist. Die alten
Meister malten sehr schnell; grosse, wichtige Gemälde
wurden, wenn man nach folgenden Beispielen urtheilt,
in einem Monate bis sechs Wochen vollständig aus-
geführt.
Die „Incendio del Borgo" in Stanze scheint in
40 Tagen gemalt zu sein; die Gruppe des jungen
Mannes, welcher seinen Vater führt, ist in drei Tagen
ausgeführt. Die ausgezeichnete Gruppe der Grazien
in der Farnesiana, von Raphael, ist höchstens in fünf
Tagen gemalt worden. Der Cupido und der Kopf der
Grazie, mit dem Rücken zu dem, welcher das Bild be-
trachtet, gekehrt, haben einen Tag in Anspruch ge-
nommen; der Rücken und ein Theil der unteren Glieder
der letzten Figur einen anderen Tag. Eine Verbin-
dungslinie der Tagarbeiten scheint sich quer durch

das Knie zu befinden; diese Linien folgen nicht Um-
rissen, sondern sie ziehen sich durch alle Theile der
Figur selbst durch, welche in Schatten gestellt sind.
Es ist unstreitig besser, das Tagewerk bei Umrisslinien
abzuschneiden; dieses ist aber nicht immer möglich,
und besonders nicht bei grossen Figuren, die man so-
dann in einem Tage vollenden müsste. Die deutschen
Künstler ziehen vor, das Tagewerk durch eine Absatz-
linie, die durch eine helle Partie geht, zu beendigen,
wenn die Umstände es durch Umrisslinien zu tun nicht
gestatten. Die vorzügliche Komposition, die Galatea
genannt, welche sich gleichfalls in der Farnesiana be-
findet, ist vollständig in n bis 12 Tagen ausgeführt
worden; der Kopf und der Körper der Hauptfigur sind
in einem Tage gemalt worden. Wir werden auf diesen
Gegenstand noch weiterhin beispielsweise zurück-
kommen.
(Fortsetzung folgt.)

Papierleimung durch tierischen Leim.
Bisher benutzte man bekanntlich zur Leimung von
Papier fast nur Harzleim. Infolge des Krieges trat
Harzknappheit ein, so dass Versuche mit Harzersatz-
stoffen zur Papierleimung angestellt wurden. Tierleim
ist im Wasser löslich, er muss daher für diesen Zweck
durch Ausfällen im Papierstoff festgehalten werden.
Prof. Heuser in Darmstadt stellte Fällungsversuche an,
über die folgendes in der „Papier-Zeitung" berichtet
wurde. Chromsaure Salze, z. B. Kaliumbichromat bezw.
Chromalaun, lieferten mit Tierleim ein ziemlich gut
geleimtes, doch stark gefärbtes Papier. Durch Gerb-
säure wird Tierleim völlig gefällt, verliert jedoch seine
Leimkraft vollständig. Durch Tonerdesulfat bei An-
wesenheit von Papierstoff kann in letzterem eine Aus-
füllung von Tierleim bewirkt werden, man erhält ein
teilweise geleimtes Papier. Ein Gemisch aus Tierleim,
Wasserglas und Talkum fällt ersteren völlig im Papier
aus, doch ist dieses geleimte Papier nicht ganz leimfest.
Wasserglasleimung allein lieferte ein wenig leim-
festes Papier. Prof. Heuser glaubt die Ursache in einer
Bildung von Aluminiumhydroxyd zu finden, welches auf
die Papierleimung, wie Versuche ergaben, schädlich
einwirkt. Hieraus erklärt sich auch die gute Wirkung
des Freiharzleimes gegenüber dem Vollharzleim beim
Papierleimen. Freiharzleim ist alkaliarm und reich an
freiem Harz, (bis zu 4oProz.). Vollharzleim enthält wenig
freies Harz, doch viel Alkali. Bei der Benutzung von
Freiharzleim ist zur Fällung nur wenig Tonerde not-
wendig, es bildet sich daher nur wenig schädliches
Tonerdehydroxyd, während mit Vollharzleim grössere
Mengen dieses Hydroxydes entstehen.
Weitere Versuche von Prof. Heuser ergaben noch
folgendes: Zinnchlorür und basisches Bleiazetat lieferten
mit Tierleim kein tintenfestes Papier. Auch das Aus-
salzen von Leimlösungen im Holländer führte nicht zu
günstigen Ergebnissen, da die Verdünnung der Leim-
lösung zu gross war. Verbindungen von Tierleim und
Kumaronharz versprachen mehr Erfolg. Kumaronharz,
Nebenprodukt der Reinigung von Solventnaphtha, ver-
seift sich nicht, lässt sich jedoch verflüssigt in einer
wässerigen Tierleimlösung feinverteilen (emulgieren).
Wird eine derartige Emulsion dem Papierstoff zuge-
setzt und fällt man dann mit Tonerdesulfat, so erhält
man tintenfestes Papier. Man muss jedoch auspro-
bieren, ob das Kumaronharz und der Tierleim (von
beiden gibt es verschiedene Sorten) sich für die Papier-
leimung eignen. Gut soll sich sogenanntes halbflüssiges
Kumaronharz mit Leder- oder Knochenleim gemischt
für diesen Zweck verwenden lassen.

Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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