316 Ueber die Versmalse
Ionicus a minore kommt im Pindar selten vor,
verbunden mit einem Creticus, Ditrochäus oder
Choriambus: lonicos a maiore hat er theils
einzeln in Verbindung mit andern Rhythmen
gebraucht, theils auch Dimetros und den Sota-
dischen Vers, Er erlaubt sich darin alle Frei-
heiten anderer Dichter, auch den zweiten Päon
sogar 8), welcher wahrscheinlich darum zuge-
lassen wurde, weil man die erste Länge des
Ionici a maiore zuweilen wie eine Anakrusis
behandelte. Vofs 9) zwar leugnet diese Kürze
im Ionischen Mafs, und hält die Sapphischen
Verse,
Ai^vzi juiv d (TiKcLVCL hol) YlÄmd^g fMucti $\
für Choriamben mit dem Auftakt; wogegen
aber nicht nur Pindars, sondern auch des So-
tades und Anderer Ionische Verse sind, in wel-
chen die Kürze gleichfalls vorkömmt: viele
Beispiele finden sich in den von Hermann 10)
angeführten Stellen. Auch der von Vofs an-
wirklicb lonjci a minore sind, Wenn diese Verse am
häufigsten rein von der trocbäischen Form gehalten
werden, dar!' man sich darüber so wenig wundern, als
über Horazens reine Choriamben; und was soll denn
auch ein Ionicus a maiore mit dem anapästischen Auf-
takt (den einzeitigen einiger Anakreontischen Verslein
übergehen wir mit Stillschweigen) anderes seyn als
ein Ionicus a minore?
8) S. Hermann Compi, de metr. Pind, S, 23i.
9) Zeitmessung S. ig5,
10) Hdb. d. Metr, §, 333, de metris S. 334 ff-
Ionicus a minore kommt im Pindar selten vor,
verbunden mit einem Creticus, Ditrochäus oder
Choriambus: lonicos a maiore hat er theils
einzeln in Verbindung mit andern Rhythmen
gebraucht, theils auch Dimetros und den Sota-
dischen Vers, Er erlaubt sich darin alle Frei-
heiten anderer Dichter, auch den zweiten Päon
sogar 8), welcher wahrscheinlich darum zuge-
lassen wurde, weil man die erste Länge des
Ionici a maiore zuweilen wie eine Anakrusis
behandelte. Vofs 9) zwar leugnet diese Kürze
im Ionischen Mafs, und hält die Sapphischen
Verse,
Ai^vzi juiv d (TiKcLVCL hol) YlÄmd^g fMucti $\
für Choriamben mit dem Auftakt; wogegen
aber nicht nur Pindars, sondern auch des So-
tades und Anderer Ionische Verse sind, in wel-
chen die Kürze gleichfalls vorkömmt: viele
Beispiele finden sich in den von Hermann 10)
angeführten Stellen. Auch der von Vofs an-
wirklicb lonjci a minore sind, Wenn diese Verse am
häufigsten rein von der trocbäischen Form gehalten
werden, dar!' man sich darüber so wenig wundern, als
über Horazens reine Choriamben; und was soll denn
auch ein Ionicus a maiore mit dem anapästischen Auf-
takt (den einzeitigen einiger Anakreontischen Verslein
übergehen wir mit Stillschweigen) anderes seyn als
ein Ionicus a minore?
8) S. Hermann Compi, de metr. Pind, S, 23i.
9) Zeitmessung S. ig5,
10) Hdb. d. Metr, §, 333, de metris S. 334 ff-