Wolf, Friedrich August [Hrsg.]; Buttmann, Philipp Carl [Hrsg.]: Museum der Alterthumswissenschaft (2.1808-1810)

376 Vermischte

wichtigsten anzusehn. Den Apollodor be-
treffend, so erwäge man, dafs wir nur ein klei-
nes Kompendium der Mythologie unter seinem
Namen haben, in welchem an vollständige
Anführungen nicht zu denken ist, und worin
namentlich Herodot gar nicht erwähnt wird;
dafs überhaupt diese spätem Mythographen
keine Historiker sein wollten, und aufser den
Dichtern nur wieder aus ältern Mythographen
schöpften; dafs Pherecydes und Akusilaus die
Väter dieses Zweiges der Litteratur waren, nicht
Herodot, der offenbar schon anfing die Mytho-
logie als historisch-kritischer Forscher zu be-
leuchten. Wenn Herodot die Io des Inachus
Tochter nannte, so hatte er ältere Quellen,
die den spätem Mythographen eben so gut
offen standen. Der Kastor, den wir statt
Herodots im Apollodor angeführt finden, war
ein Kritiker jener Zeit, der besonders chrono-
logische Untersuchungen machte. Unstreitig
hatte er sich also aus Gründen dieser Art für
die Meinung erklärt, die den Inachus nennt;
und Apollodor that nun für seinen mythologi-
schen Zweck genug, wenn er für eine abwei-
chende Meinung neben den Dichtern diesen
Kritiker nannte, der die früheren Schriftsteller,
und darunter gewifs auch den Herodot, berück-
sichtigt hatte. Mit Pausanias verhält sichs
Wieder anders. Dieser ist kein Mythograph.