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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Richter, Oswald: Über die idealen und praktischen Aufgaben der ethnographischen Museen
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Römer, F.: Die Entwicklung der naturhistorischen Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0033

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Römer, Die Entwicklung der Naturhistorischen Museen

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öffnenden » Prähistorier« Inner-Neuguineas oder gewisser anderer Teile Melanesiens
oder auch gewisser brasilianischer Urwald-Indianer zu einer lebendigen Anschauung
zu bringen versucht.1)

DIE ENTWICKLUNG
DER NATURHISTORISCHEN MUSEEN
VON
F. RÖMER
Der Begriff »Schausammlung«, der in den letzten Jahren ein Schlagwort
für die Naturhistorischen Museen geworden ist, ist noch nicht sehr alt.
Unsere beiden größten deutschen Naturhistorischen Museen in Berlin und Hamburg
z. B., haben eine eigentliche Schausammlung erst seit etwa 20 Jahren, und die
meisten Museen der Provinzialstädte konnten erst in den letzten Jahren damit
anfangen, Objekte für die dem großen Publikum zugängliche Schausammlung
auszuscheiden und aufzustellen.
Die meisten deutschen Museen sind zu Anfang des vorigen Jahrhunderts oder
wenig früher gegründet worden, in einer Zeit, als Deutschland arm war. Viele
Sammlungen entstanden auch durch die Tätigkeit der Naturwissenschaftlichen
Vereine, deren Mittel stets bescheiden gewesen sind. Auch die staatlichen Museen
hatten nur geringe Summen zum Ankauf von Tieren; und Stellungen für Berufs-
zoologen gab es nicht viele. Die Handelsbeziehungen zu überseeischen Ländern
waren noch kaum vorhanden, Sammelreisen aber, die Privatgelehrte oder Gesell-
schaften für sich veranstalten konnten, waren außerordentlich schwierig und kost-
spielig. Die Instrumente und Apparate für derartige wissenschaftliche Forschungen
p Durch eine solche Verbindung einer prähistorischen Sammlung mit der Sammlung wenigstens
eines Steinzeitvolkes der Neuzeit würde insbesondere auch anschaulich der falsche Begriff dargetan, in
dem das Wort Steinzeit vom Laien vielfach verstanden wird. Wenn auch von den Fachgelehrten nicht
so gemeint, so wird das Wort Steinzeit vom Laien in der Regel dahin interpretiert, daß die Steine
(neben Tongeschirr) die einzigen oder wenigstens die bei weitem zahlreichsten Gegenstände dieser Kultur
waren, während der Stein tatsächlich nur das Material war, welches (in Ermangelung der Metalle)
hauptsächlich zur Herstellung von Waffen und schneidenden u. a. Werkzeugen verwendet wurde,
und die aus ihm gefertigten Gegenstände nur wegen seiner Dauerhaftigkeit vorzugsweise erhalten sind.
Zentralbrasilianische Indianer und Umwohner der Humboldt-Bucht in Niederländisch-Neuguinea geben
sogar Beispiele dafür, daß in der »Steinzeit« lebende Stämme sich die von ihnen gebrauchten Stein-
klingen nicht einmal selber herstellen, sondern die Steine nur als Einfuhrartikel kennen, vgl. K. von den
Steinen, Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens, 1894, S. 203, und D. A. P. Koning, Bijdr. Taal-,
Land- en Volkenkunde Ned. -Indie (7) I, 1903, S. 278 (Ormu im Norden des Zyklopen-Gebirges »is bekend
doordat het de omgeving voorziet van steenen voor bijlen«; s. dazu auch A. B. Meyer, Abh. u. Ber.
Kgl. Zool. Mus. Dresden, X, 1902/3, Nr. 4, S. 6, Anm. 6 zu S. 5).
Museumskunde. III, 1.

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