Pazaurek, Anregungen im Anschluß an die Ausstellung »Symmetrie und Gleichgewicht« j
Dessenungeachtet werden solche Ausstellungen namentlich von den Kunst-
gewerbemuseen auch in der Zukunft in Angriff zu nehmen sein und, wenn man
sich die Arbeit nicht zu leicht macht, auch des Erfolges sicher sein können.
Überflüssig werden solche Unternehmungen erst dann sein, wenn wir auch ästheti-
sche Museen besitzen werden, was bekanntlich derzeit noch nicht der Fall ist.
Aber ich kann mir es wohl denken, daß namentlich in den größeren Reichshaupt-
städten, in deren bisherigen Museen die Objekte richtigerweise immer mehr nach
kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten und immer weniger nach Materialgruppen
angeordnet sind, sich in absehbarer Zeit ein lebhaftes Bedürfnis herausstellen wird,
nicht nur Kunstobjekte, sondern vor allem kunstgewerbliche Gegenstände unter
neuen Gesichtspunkten zusammenzufassen. Wieviel gäbe es da zu lernen, was
man in unseren gegenwärtigen Museen teils garnicht, teils bei der zerstreuten An-
ordnung des Materials nur ungeheuer schwer anschaulich zu machen vermag. Die
Materialbehandlung ist ja da und dort bereits in einzelnen technologischen Lehr-
gängen gemeinverständlich gemacht worden; aber alles ist nur vom technischen,
nicht auch vom ästhetischen Standpunkte aus Gegenstand des Interesses gewesen.
Und doch fordert gerade die Materialbehandlung hauptsächlich vom ästhetischen
Standpunkte, wie sie beispielsweise auf der letzten Dresdener Ausstellung ange-
deutet wurde, gar sehr unsere Aufmerksamkeit heraus. Bezüglich der Konstruktion
und der Dekoration — und zwar sowohl was die Art des Ornaments, als auch
die Stellen, an denen es anzubringen ist, anbelangt — ließen sich in allen Ma-
terialgruppen wichtige Beispiele für gelungene material- und zweckgemäße Lö-
sungen übersichtlich zusammenstellen. Was die Ornamente anbelangt, wären die
einzelnen Arten derselben, die dem Naturreich entnommenen Motive, die geome-
trischen Bildungen, die freien Linienführungen usw. ebenso zu entwickeln, wie das
Prinzip der Reihung oder der Symmetrie. Eines der interessantesten Kapitel wäre
das der Farbe — volle ungebrochene Farbentöne, Farbenakkorde, Analogie- und
Kontrastharmonie, Polychromie und Isochromie usw. — ; in dieser Beziehung liegt
auch schon einige Vorarbeit da.
Nocli wichtiger als die Reihe der guten Beispiele wäre aber für ästhetisch
pädagogische Zwecke die ganze Entwicklung der Gegenbeispiele, denn in
dieser Beziehung lassen uns die Museen, wenn man von einigen bewußten Ge-
schmacklosigkeiten, die zur Charakteristik in gewissen kunstgewerblichen Gruppen
notwendig sind, absieht, leider vollständig im Stiche. Immer wieder wird uns vor-
geführt, was man absolut oder wenigstens relativ für schön hält, aber nirgends hat
man noch Gelegenheit, das anschaulich beisammen zu finden, was ausgesprochen
als geschmacklos bezeichnet werden muß; und doch ist es zweifellos ungeheuer
wichtig, zu dem Gebot das Verbot treten zu lassen, und dadurch nicht nur die
produzierenden Kreise, sondern auch das kaufende Publikum über manches zu
orientieren, was diesem noch garnicht einleuchtet. Schlechte Formengebung,
Museumskunde. III, 3.
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Dessenungeachtet werden solche Ausstellungen namentlich von den Kunst-
gewerbemuseen auch in der Zukunft in Angriff zu nehmen sein und, wenn man
sich die Arbeit nicht zu leicht macht, auch des Erfolges sicher sein können.
Überflüssig werden solche Unternehmungen erst dann sein, wenn wir auch ästheti-
sche Museen besitzen werden, was bekanntlich derzeit noch nicht der Fall ist.
Aber ich kann mir es wohl denken, daß namentlich in den größeren Reichshaupt-
städten, in deren bisherigen Museen die Objekte richtigerweise immer mehr nach
kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten und immer weniger nach Materialgruppen
angeordnet sind, sich in absehbarer Zeit ein lebhaftes Bedürfnis herausstellen wird,
nicht nur Kunstobjekte, sondern vor allem kunstgewerbliche Gegenstände unter
neuen Gesichtspunkten zusammenzufassen. Wieviel gäbe es da zu lernen, was
man in unseren gegenwärtigen Museen teils garnicht, teils bei der zerstreuten An-
ordnung des Materials nur ungeheuer schwer anschaulich zu machen vermag. Die
Materialbehandlung ist ja da und dort bereits in einzelnen technologischen Lehr-
gängen gemeinverständlich gemacht worden; aber alles ist nur vom technischen,
nicht auch vom ästhetischen Standpunkte aus Gegenstand des Interesses gewesen.
Und doch fordert gerade die Materialbehandlung hauptsächlich vom ästhetischen
Standpunkte, wie sie beispielsweise auf der letzten Dresdener Ausstellung ange-
deutet wurde, gar sehr unsere Aufmerksamkeit heraus. Bezüglich der Konstruktion
und der Dekoration — und zwar sowohl was die Art des Ornaments, als auch
die Stellen, an denen es anzubringen ist, anbelangt — ließen sich in allen Ma-
terialgruppen wichtige Beispiele für gelungene material- und zweckgemäße Lö-
sungen übersichtlich zusammenstellen. Was die Ornamente anbelangt, wären die
einzelnen Arten derselben, die dem Naturreich entnommenen Motive, die geome-
trischen Bildungen, die freien Linienführungen usw. ebenso zu entwickeln, wie das
Prinzip der Reihung oder der Symmetrie. Eines der interessantesten Kapitel wäre
das der Farbe — volle ungebrochene Farbentöne, Farbenakkorde, Analogie- und
Kontrastharmonie, Polychromie und Isochromie usw. — ; in dieser Beziehung liegt
auch schon einige Vorarbeit da.
Nocli wichtiger als die Reihe der guten Beispiele wäre aber für ästhetisch
pädagogische Zwecke die ganze Entwicklung der Gegenbeispiele, denn in
dieser Beziehung lassen uns die Museen, wenn man von einigen bewußten Ge-
schmacklosigkeiten, die zur Charakteristik in gewissen kunstgewerblichen Gruppen
notwendig sind, absieht, leider vollständig im Stiche. Immer wieder wird uns vor-
geführt, was man absolut oder wenigstens relativ für schön hält, aber nirgends hat
man noch Gelegenheit, das anschaulich beisammen zu finden, was ausgesprochen
als geschmacklos bezeichnet werden muß; und doch ist es zweifellos ungeheuer
wichtig, zu dem Gebot das Verbot treten zu lassen, und dadurch nicht nur die
produzierenden Kreise, sondern auch das kaufende Publikum über manches zu
orientieren, was diesem noch garnicht einleuchtet. Schlechte Formengebung,
Museumskunde. III, 3.
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