Lauffer, Das historische Museum
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Gegenstände Nummer für Nummer aufzuzählen und unter einem besonderen Ge-
sichtspunkt zu registrieren, vielmehr darauf das Schwergewicht zu legen, daß die
Absicht des Unternehmens durch selbständige Abhandlungen aucli für diejenigen,
denen der Besuch der Ausstellung unmöglich ist, recht deutlich zum Ausdrucke
komme, und daß man auch noch lange nach Schluß einer solchen Ausstellung an
der Hand des betreffenden Buches Gelegenheit hätte, die Resultate kennen zu
lernen, bzw. nachprüfen zu können. — Und noch eins! Die einzelnen bei solchen
Ausstellungen vereinigten Objekte spielen allerdings nicht die Hauptrolle; wichtig
ist doch nur der Gesichtswinkel, unter welchem diese Objekte gerade in diesem
Augenblicke betrachtet werden sollen. Dessenungeachtet wird man gut tun, we-
nigstens die wichtigsten Gegenstände in guten Abbildungen hinzuzufügen, um
aucli den allgemeinen Charakter der Leihgabenausstellungen nicht ganz aus dem
Auge zu verlieren und der Kunstwissenschaft für spätere Zeiten neu auftauchendes
Material auch für die Bearbeitung von andern Standpunkten aus zu ermöglichen.
DAS HISTORISCHE MUSEUM
SEIN WESEN UND WIRKEN UND SEIN UNTERSCHIED
VON DEN KUNST- UND KUNSTGEWERBE-MUSEEN
VON
OTTO LAUFFER
KAPITEL V: VON DER SAMMELPRAXIS DER HISTORISCHEN MUSEEN
Uber die Rücksichten, die in der täglichen Praxis des Sammelns nach unserer
Meinung von den historischen Museen zu befolgen sind, können wir uns nach
der Erledigung der wichtigen prinzipiellen Vorfragen ziemlich kurz fassen.
Wie ein jedes Museum, so ist auch das historische Museum vor allem auf
die Erwerbung von Originalen angewiesen, denn nur den Originalen haftet offen-
sichtlicli der dokumentarische Wert an, um dessen willen wir geschichtliche Denk-
mäler für sammelnswürdig erklären. Daß die historischen Museen dabei oft
geradezu gezwungen sind, das eine oder andere Stück zu kaufen, haben wir bereits
gesehen. Dieser Fall tritt immer dann ein, wenn es sich um ein nachweislich
lokales Stücl< von einiger Bedeutung handelt, welches zu einem annehmbaren Preis
auf den Markt kommt. Bei jedem derartigen Falle wird dann der Museologe von
neuem zu untersuchen haben, ob ein Gegenstand wie der jeweils zur Frage ste-
hende in Rücksicht auf die glaubwürdig bezeugten Ereignisse oder Zustände der
lokalen Geschichte überhaupt existenzmöglich ist, und wenn das zutrifft, ob er
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Gegenstände Nummer für Nummer aufzuzählen und unter einem besonderen Ge-
sichtspunkt zu registrieren, vielmehr darauf das Schwergewicht zu legen, daß die
Absicht des Unternehmens durch selbständige Abhandlungen aucli für diejenigen,
denen der Besuch der Ausstellung unmöglich ist, recht deutlich zum Ausdrucke
komme, und daß man auch noch lange nach Schluß einer solchen Ausstellung an
der Hand des betreffenden Buches Gelegenheit hätte, die Resultate kennen zu
lernen, bzw. nachprüfen zu können. — Und noch eins! Die einzelnen bei solchen
Ausstellungen vereinigten Objekte spielen allerdings nicht die Hauptrolle; wichtig
ist doch nur der Gesichtswinkel, unter welchem diese Objekte gerade in diesem
Augenblicke betrachtet werden sollen. Dessenungeachtet wird man gut tun, we-
nigstens die wichtigsten Gegenstände in guten Abbildungen hinzuzufügen, um
aucli den allgemeinen Charakter der Leihgabenausstellungen nicht ganz aus dem
Auge zu verlieren und der Kunstwissenschaft für spätere Zeiten neu auftauchendes
Material auch für die Bearbeitung von andern Standpunkten aus zu ermöglichen.
DAS HISTORISCHE MUSEUM
SEIN WESEN UND WIRKEN UND SEIN UNTERSCHIED
VON DEN KUNST- UND KUNSTGEWERBE-MUSEEN
VON
OTTO LAUFFER
KAPITEL V: VON DER SAMMELPRAXIS DER HISTORISCHEN MUSEEN
Uber die Rücksichten, die in der täglichen Praxis des Sammelns nach unserer
Meinung von den historischen Museen zu befolgen sind, können wir uns nach
der Erledigung der wichtigen prinzipiellen Vorfragen ziemlich kurz fassen.
Wie ein jedes Museum, so ist auch das historische Museum vor allem auf
die Erwerbung von Originalen angewiesen, denn nur den Originalen haftet offen-
sichtlicli der dokumentarische Wert an, um dessen willen wir geschichtliche Denk-
mäler für sammelnswürdig erklären. Daß die historischen Museen dabei oft
geradezu gezwungen sind, das eine oder andere Stück zu kaufen, haben wir bereits
gesehen. Dieser Fall tritt immer dann ein, wenn es sich um ein nachweislich
lokales Stücl< von einiger Bedeutung handelt, welches zu einem annehmbaren Preis
auf den Markt kommt. Bei jedem derartigen Falle wird dann der Museologe von
neuem zu untersuchen haben, ob ein Gegenstand wie der jeweils zur Frage ste-
hende in Rücksicht auf die glaubwürdig bezeugten Ereignisse oder Zustände der
lokalen Geschichte überhaupt existenzmöglich ist, und wenn das zutrifft, ob er
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