Sobotka, Die Neuaufstellung der Sammlungen des k. k. österreichischen Museums in Wien.
18. Jahrhunderts (anatomische Figur von Martin Fischer, Charakterköpfe des F. X.
Messerschmidt usw.) ein paar antiken Köpfen, zwei kleinen Wandaltärchen des
17. Jahrhunderts und einigen Konsolen. An den Fensterpfeilern hängen große
Tableaux mit deutschen, französischen und italienischen Rahmen des 16. bis 18. Jahr-
hunderts, deren Goldtönung ihnen auch an diesen ungünstigen, schlecht beleuch-
teten Stellen des Saals die genügende Wirkung sichert. Schließlich sind die übrigen
Teile der Längswand noch mit Textilien (ein großer Stickereiteppich) und mit
größeren barocken Rahmen geschmückt. Für die Bespannung der Vitrinen wurde
weißer Plüsch gewählt, ebenso für die Tableaux.
Der ideale Glaube, daß das Publikum aus unmittelbarem Interesse an den
Objekten selbst die Museen besucht, wird nicht mehr viel Anhänger haben. Was
die meisten Deute in die Museen treibt, ist vielmehr eine etwas vage und naive Schau-
lust. Das Interesse an den Gegenständen selbst ist erst etwas Sekundäres, eine Folge,
die nicht einmal immer eintreten wird, wenn sie auch ein Ziel bleibt, »aufs innigste zu
wünschen«, ja, das eigentliche Ziel. Niemals aber würde man dieses erreichen,
wenn man die Gegenstände sauber und bloß sachlich geordnet nebeneinander stellte.
Man würde damit vielleicht der Wissenschaft Genüge tun, dem praktischen Zweck
der Museen aber nicht dienen. Es gibt allerdings noch Museen, die es in sträflichster
Weise verschmähen, die Materie dem Publikum genießbar zu machen, aber immer
stärker wird die Tendenz, unbedingt eine künstlerische Raumwirkung zu erreichen,
der sich das Publikum nicht entziehen kann, die ihm den Aufenthalt nicht nur inter-
essant, sondern ganz einfach auch sympathisch macht. Gerade in den Kunstgewerbe-
museen mußte man durch die Sitte der Wechselausstellungen dazu geführt werden,
diese Tendenz stärker auszubilden. Was früher als Tapeziererleistung von den Wissen-
schaftsmonomanen und gelehrten Banausen mißachtet und verspottet wurde, ist
heute zum Postulat einer modernen Museumsleitung geworden. In diesem Sinne
ist auch die Neuordnung des Österr. Museums ein unleugbarer Fortschritt. Aber
noch in einem anderen. Die systematische Vorbildersammlung von einst wollte
vollständig sein und zog daher auch die Kopie in die Reihe der Originale. Nament-
lich bei der Aufstellung der Möbel wird manchem alten Besucher die Sammlung
stark dezimiert erscheinen. Nur die besten Stücke wurden diesmal ausgestellt, zweifel-
hafte und allzu stark ergänzte zusammen mit einem Teil der Kopien deponiert.
Nur so wird auch das Publikum dazu gebracht werden, seine Beschäftigung mit
diesen Dingen aus einer extensiven zu einer intensiven zu gestalten, nur so kann
das Verständnis für das Original und für Qualität erzogen werden. Non multa, sed
multum.
18. Jahrhunderts (anatomische Figur von Martin Fischer, Charakterköpfe des F. X.
Messerschmidt usw.) ein paar antiken Köpfen, zwei kleinen Wandaltärchen des
17. Jahrhunderts und einigen Konsolen. An den Fensterpfeilern hängen große
Tableaux mit deutschen, französischen und italienischen Rahmen des 16. bis 18. Jahr-
hunderts, deren Goldtönung ihnen auch an diesen ungünstigen, schlecht beleuch-
teten Stellen des Saals die genügende Wirkung sichert. Schließlich sind die übrigen
Teile der Längswand noch mit Textilien (ein großer Stickereiteppich) und mit
größeren barocken Rahmen geschmückt. Für die Bespannung der Vitrinen wurde
weißer Plüsch gewählt, ebenso für die Tableaux.
Der ideale Glaube, daß das Publikum aus unmittelbarem Interesse an den
Objekten selbst die Museen besucht, wird nicht mehr viel Anhänger haben. Was
die meisten Deute in die Museen treibt, ist vielmehr eine etwas vage und naive Schau-
lust. Das Interesse an den Gegenständen selbst ist erst etwas Sekundäres, eine Folge,
die nicht einmal immer eintreten wird, wenn sie auch ein Ziel bleibt, »aufs innigste zu
wünschen«, ja, das eigentliche Ziel. Niemals aber würde man dieses erreichen,
wenn man die Gegenstände sauber und bloß sachlich geordnet nebeneinander stellte.
Man würde damit vielleicht der Wissenschaft Genüge tun, dem praktischen Zweck
der Museen aber nicht dienen. Es gibt allerdings noch Museen, die es in sträflichster
Weise verschmähen, die Materie dem Publikum genießbar zu machen, aber immer
stärker wird die Tendenz, unbedingt eine künstlerische Raumwirkung zu erreichen,
der sich das Publikum nicht entziehen kann, die ihm den Aufenthalt nicht nur inter-
essant, sondern ganz einfach auch sympathisch macht. Gerade in den Kunstgewerbe-
museen mußte man durch die Sitte der Wechselausstellungen dazu geführt werden,
diese Tendenz stärker auszubilden. Was früher als Tapeziererleistung von den Wissen-
schaftsmonomanen und gelehrten Banausen mißachtet und verspottet wurde, ist
heute zum Postulat einer modernen Museumsleitung geworden. In diesem Sinne
ist auch die Neuordnung des Österr. Museums ein unleugbarer Fortschritt. Aber
noch in einem anderen. Die systematische Vorbildersammlung von einst wollte
vollständig sein und zog daher auch die Kopie in die Reihe der Originale. Nament-
lich bei der Aufstellung der Möbel wird manchem alten Besucher die Sammlung
stark dezimiert erscheinen. Nur die besten Stücke wurden diesmal ausgestellt, zweifel-
hafte und allzu stark ergänzte zusammen mit einem Teil der Kopien deponiert.
Nur so wird auch das Publikum dazu gebracht werden, seine Beschäftigung mit
diesen Dingen aus einer extensiven zu einer intensiven zu gestalten, nur so kann
das Verständnis für das Original und für Qualität erzogen werden. Non multa, sed
multum.