Thurnwald, Über Völkerkundemuseen, ihre wissenschaftlichen Bedingungen und Ziele.
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technischen Bedingtheiten sei es, daß sie als einfache Formen entstanden später
als Nachahmungen interpretiert wurden.
8. Hier könnte in Gruppen gezeigt werden, wie gewisse Motive, Affekte, z. B.
Mutterliebe, geschlechtliche Liebe, Freundschaft, Krieg, Darstellung finden und bei
gewissen ethnischen Gruppen besonders gepflegt und ausgebildet werden.
9. Die Baukunst berührt sich einerseits mit den Gruppen der Siedelung, des Woh-
nens, teilweise mit Religion und Staat. Aber hier müßte sie unabhängig von diesen
Beziehungen vom künstlerisch-formalen Standpunkt gewürdigt und dargestellt
werden.
10. Außer der bildenden Kunst müßten auch noch die anderen Kunstübungen
nach Möglichkeit Berücksichtigung finden, vor allem wäre das leicht für die Musik,
die durch Vorführungen mit dem Phonographen, durch Erläuterungen unterstützt,
gelegentlich in geeigneten Räumen stattfinden könnte.
11. Dazu gehörten auch Vorführungen von Tänzen, sei es im kinematographi-
schen Bilde, sei es durch Modelle.
12. Die Poesie könnte bei schriftlosen Völkern nur durch Aushängen von
Übersetzungsproben Würdigung finden, bei Völkern im Besitze von konventio-
nellen Zeichen und Schrift dagegen würden Proben von diesen Aufzeichnungen mit
den dazugehörigen Erklärungen ausgestellt werden können.
Nur so können wir Einsicht und Übersicht über das Wesen primitiver Kunst-
Übung gewinnen, damit wir vergleichen und die Kunstäußerungen von verschiedenen
Gesichtspunkten betrachten und analysieren. Denn ein eigentliches Kunstgenießen
wie bei unseren Kunstobjekten wird bei den meisten dieser Gegenstände zurück-
stehen müssen. Eine Ausnahme davon werden nur die Objekte der betten indischen
und ostasiatischen Kunst machen, die dann aber einer gesonderten Aufstellung be-
dürfen würden.
c) In Anknüpfung an die obigen beiden Abteilungen und natürlich auch
nicht ohne Bezugnahme auf die nächstfolgende könnte in einer besonderen Ab-
teilung alles Gegenständliche vereinigt werden, das mit den verschiedenen Formen
und Ausdrucksarten des religiösen Lebens zusammenhängt, angefangen von den
Bestattungsgebräuchen, dem Totenkult, den Idolen, den Beschwörungs- und Zauber -
mitteln, den Beziehungen zur Tier- und Pflanzenwelt und den Gesteinen, den
Höhlen, Felsen und anderen Örtlichkeiten bis zu den höheren Formen und Aus-
drucksmitteln der Verehrung und Anbetung.
d) In der Abteilung für politisches und wirtschaftliches Leben würden die Sied-
lungsverhältnisse an Plänen oder Reliefkarten zur Anschauung gebracht werden.
Darauf käme auch der Charakter des Landes, die Umgrenzung, Bodenbedeckung
und die anthropologische und sprachliche Schichtung zum Ausdruck, alles wichtige
Faktoren für die Gestaltung des politischen Lebens. Die charakteristischen Typen
und Trachten verschiedener Schichten müßten hier gezeigt werden, ihre Haushaltung
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technischen Bedingtheiten sei es, daß sie als einfache Formen entstanden später
als Nachahmungen interpretiert wurden.
8. Hier könnte in Gruppen gezeigt werden, wie gewisse Motive, Affekte, z. B.
Mutterliebe, geschlechtliche Liebe, Freundschaft, Krieg, Darstellung finden und bei
gewissen ethnischen Gruppen besonders gepflegt und ausgebildet werden.
9. Die Baukunst berührt sich einerseits mit den Gruppen der Siedelung, des Woh-
nens, teilweise mit Religion und Staat. Aber hier müßte sie unabhängig von diesen
Beziehungen vom künstlerisch-formalen Standpunkt gewürdigt und dargestellt
werden.
10. Außer der bildenden Kunst müßten auch noch die anderen Kunstübungen
nach Möglichkeit Berücksichtigung finden, vor allem wäre das leicht für die Musik,
die durch Vorführungen mit dem Phonographen, durch Erläuterungen unterstützt,
gelegentlich in geeigneten Räumen stattfinden könnte.
11. Dazu gehörten auch Vorführungen von Tänzen, sei es im kinematographi-
schen Bilde, sei es durch Modelle.
12. Die Poesie könnte bei schriftlosen Völkern nur durch Aushängen von
Übersetzungsproben Würdigung finden, bei Völkern im Besitze von konventio-
nellen Zeichen und Schrift dagegen würden Proben von diesen Aufzeichnungen mit
den dazugehörigen Erklärungen ausgestellt werden können.
Nur so können wir Einsicht und Übersicht über das Wesen primitiver Kunst-
Übung gewinnen, damit wir vergleichen und die Kunstäußerungen von verschiedenen
Gesichtspunkten betrachten und analysieren. Denn ein eigentliches Kunstgenießen
wie bei unseren Kunstobjekten wird bei den meisten dieser Gegenstände zurück-
stehen müssen. Eine Ausnahme davon werden nur die Objekte der betten indischen
und ostasiatischen Kunst machen, die dann aber einer gesonderten Aufstellung be-
dürfen würden.
c) In Anknüpfung an die obigen beiden Abteilungen und natürlich auch
nicht ohne Bezugnahme auf die nächstfolgende könnte in einer besonderen Ab-
teilung alles Gegenständliche vereinigt werden, das mit den verschiedenen Formen
und Ausdrucksarten des religiösen Lebens zusammenhängt, angefangen von den
Bestattungsgebräuchen, dem Totenkult, den Idolen, den Beschwörungs- und Zauber -
mitteln, den Beziehungen zur Tier- und Pflanzenwelt und den Gesteinen, den
Höhlen, Felsen und anderen Örtlichkeiten bis zu den höheren Formen und Aus-
drucksmitteln der Verehrung und Anbetung.
d) In der Abteilung für politisches und wirtschaftliches Leben würden die Sied-
lungsverhältnisse an Plänen oder Reliefkarten zur Anschauung gebracht werden.
Darauf käme auch der Charakter des Landes, die Umgrenzung, Bodenbedeckung
und die anthropologische und sprachliche Schichtung zum Ausdruck, alles wichtige
Faktoren für die Gestaltung des politischen Lebens. Die charakteristischen Typen
und Trachten verschiedener Schichten müßten hier gezeigt werden, ihre Haushaltung