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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Braun, Edmund Wilhelm: Altludwigsburger Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0024
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

dervoll wirken auf einigen derselben große minutiös ausgeführte Vögel, Papa-
geien und besonders ein farbenfunkelnder großer radschlagender Pfau.

Einer der tüchtigsten und leistungsfähigsten Maler war Joseph Philipp
Danhof er aus Wien, der 1712 dort geboren wurde und 1790 in Ludwigsburg
starb. Zuerst hatte er in der Wiener Porzellanfabrik gearbeitet, dann in
Bayreuth, Ebeleben und Höchst. Auf keinen andern können die Malermono-
gramme Da und D passen, die auf der hier abgebildeten Kanne des Herrn
Dr. Alexander Hirsch in Troppau mit einer vortrefflich gemalten bunten musi-
kalischen Gesellschaftsszene, die auf dem reich bemalten Brüle-parfum (früher
Kaulla, jetzt Emil Grauer-Troppau, Nr. 1014) und einem nahezu identischen
des Prager Kunstgewerbemuseums und an anderen Stücken angebracht sind.

Vom feinsten Geschmack sind die flachen einrahmenden Rocaillereliefs, die
man in Gold und verschiedenen Farben bemalte. Das einfachere Tafel- und
Teegeschirr trug nach Meißner Vorbild graziös über die schimmernde weiße
Fläche gestreute purpurfarbene oder bunte einzelne Blumen und Buketts.
Die Deckel der Kannen, Terrinen belegte man gerne mit Griffen, die aus
Blumen, Früchten, Kindern, ja sogar kleinen Gruppen bestanden.

Wie in den übrigen Manufakturen beobachtete man, schon aus finanziellen
Gründen, in Ludwigsburg sorgfältig die Stilentwickhing, und als der Louis-XVI-Stil
aus Frankreich herüberkam, finden wir seinen Einfluß in den graziösen Blumen-
guirlanden, Bandmaschen, in den klassizistischen Formen der Vasen, Kannen
und Tassen, den plastischen Bocksköpfen unter den Ausgußansätzen und
Henkelansätzen. Die früher mehr kugeligen Kaffee- und schlanken hohen
Schokoladetassen wurden geradewandig, zylindrisch, zunächst auch mit runden,
später geradelinig, rechteckig abgesetzten Henkeln.

Auch das strenge Empire unter dem Einfluß von Sevres beherrschte die
Plastik und Malerei der Ludwigsburger Fabrik, bis die durch die Stürme des
Weltkrieges verursachten finanziellen Schwierigkeiten und der künstlerische
Tiefstand im Jahre 1824 zur Aufhebung der Fabrik führte.

Im Verlaufe der bisherigen Darstellung sind verschiedene Ergänzungen zu
dem großen Tafelwerke gegeben worden, dem Pfeiffers erster großer Aufsatz
in erweitertem Umfange vorgesetzt ist. Die Benutzung des umfassenden,
vortrefflich reproduzierten Materials ist leider dadurch, daß die Aufnahmen
nicht gleichzeitig gemacht werden konnten, etwas erschwert, so daß die zusammen-
gehörigen Stücke öfters auseinandergerissen sind. Die Beschreibung ist ganz
knapp und auch nicht immer korrekt, Jahreszeiten, Monate etc. wurden meist
nicht zusammengestellt resp. in ihrem Sinn nicht erkannt. Selbstverständlich soll
es kein Vorwurf sein, wenn das Fehlen mancher markanter Stücke erwähnt wird.
Nach solchen Spezialausstellungen tauchen ja, wenn Verständnis und Interesse
rege werden, stets neue interessante Stücke auf. Einige mir schon von früher
bekannte, die teilweise an dem Herausgeber entlegeneren Orten sind, gebe ich
hier kurz in Bild und Beschreibung. Andere sollen in einer später erschei-
nenden Abhandlung abgebildet werden. Das Museum Czartoryski in Krakau
bewahrt die drei interessanten bemalten Polenfiguren, die deutlich Meißner
Einfluß aufweisen. Eine derselben besitzt auch Geh. Rat Schöller in Berlin.

Zu der im Werke unter Nr. 349 abgebildeten männlichen Figur bilde ich
hier das weibliche Pendant ab (Dr. Darmstädter, Berlin). Herrn Karl Mayer
in Wien gehören die auf der im Frühjahr 1906 auf der Ausstellung von
 
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