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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0053
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Württembergische Kunstchronik.

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hin seien die Zustände doch so gewesen, daß 30 Jahre später ein grund-
legender Neubau des ganzen Schlosses beschlossen worden sei, und wieder
melden uns die noch vollständig erhaltenen Baurechnungen interessante Tat-
sachen. Man wisse genau, wie lange und wie viel Arbeiter in jedem einzelnen
Gewerbe damals tätig gewesen seien. So könne man den Bau weiter ver-
folgen in den Zeiten des Glanzes, in denen er Tausende von Gästen zur Feier
von Kindtaufen und Hochzeiten beherbergt habe. Noch im Jahre 1672 sei
das Schloß vollständig erhalten und benützt gewesen, man wisse sogar den
Namen jedes einzelnen Zimmers und könne daraus heute noch seine Lage
bestimmen. Endlich aber sehe man auch, wie die Zeiten des Verfalls beginnen
und im 18. Jahrhundert mißliche politische und wirtschaftliche Verhältnisse
zu einer Vernachlässigung des Bauwerks führen. So sei schließlich ein Teil
der Giebel eingestürzt, nachdem schon vorher die wertvollsten Einrichtungs-
gegenstände entfernt worden seien. Lange Zeit habe das Schloß nun leer ge-
standen, dann sei es zur Unterbringung von Pfründnern benützt und endlich
sei sogar eine Fabrik darin eingerichtet worden. Daß der edle Bau unter
solchen Verhältnissen immer mehr habe zugrunde gehen müssen, sei begreif-
lich. Der Zustand der Umfassungsmauern sei schließlich ein so schlimmer
geworden, daß es ein Wunder gewesen sei, wenn nicht ein Einsturz erfolgt
sei. In diesem Augenblick aber habe der Fürst Christian Krafft eingegriffen
und mit edler Freigebigkeit die Mittel zur Verfügung gestellt, um einen Bau
glänzend wieder auferstehen zu lassen, der nicht nur dem Hohenloheschen
Geschlecht als das Heimathaus der Väter lieb und teuer sei, sondern der auch
allen Kunstfreunden in deutschen Landen als eine Perle der Baukunst deutscher
Renaissance gelte und dem Vaterland als ein Wahrzeichen vergangener Tage
teuer sei. Die Rede schloß mit einem Hoch auf den Bauherrn, das von den
versammelten Bauleuten freudig aufgenommen wurde. Der Fürst dankte hier-
auf bewegt und erfreut dem Baumeister, der seinen Namen noch ganz anders
mit dem Bau verbinde als er, der ja nichts weiter tun könne, als die Mittel zu
verwilligen; doch verspreche er, daß es auch in Zukunft, soviel an ihm liege,
an der Förderung der Arbeiten nicht fehlen werde. Sodann erfolgten die üb-
lichen Hammerschläge seitens des fürstlichen Bauherrn, des Herzogs von
Ratibor samt Gemahlin und Tochter, und des Baumeisters.

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