Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

DOI Artikel:
Württembergische Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0150
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Württembergische Kunstchronik.

143

Am sogen. Blaserturm in Ravensburg sind im November wieder vier Eck-
türmchen angebracht, wie sie auf alten Bildern noch zu sehen sind. Sie
heben sich mit ihren Kupferhelmen wirkungsvoll vom Hauptturm ab und
sind durch eine reiche Maßwerkbrüstung miteinander verbunden.

In die Ankaufskommission des Staats wurden von der Kunstgenossen-
schaft Stuttgart für 1907 bis 1909 die Maler Theodor Lauxmann und Pro-
fessor Reinhold Schmidt gewählt. — Die Kunstgenossenschaft, die auch im
Herbst 1907 einen Saal im Glaspalast in München innehatte, darf mit Be-
friedigung auf die Ende Oktober geschlossene Ausstellung zurücksehen, denn
es wurden auf ihr sieben größere Kunstwerke verkauft, ein guter Erfolg, wenn
man berücksichtigt, daß eine Anzahl der ausgestellten Werke, wie z. B. die
Porträts, unverkäuflich war.

Die 4. Sonderausstellung des Stuttgarter Galerievereins, die Ausstellung
altdeutscher Bilder aus der Sammlung des Herzogs Wilhelm von Urach, führte
Ende November eine große Zahl von Besuchern ins Museum der bildenden
Künste.

In Biberach waren im November Gemälde, Aquarelle und Skizzen von
Albert Wirth, Professor an der Kunstakademie in Berlin, einem geborenen
Biberacher, ausgestellt. Wirth hat den Krieg von 1870/71 mitgemacht und
dem Kampf bei Champigny angewohnt. Eine ganze Reihe von Bildern hat
hierauf Bezug (z. B. der Tod der beiden Grafen Taube, die Siebener im Sturm
auf Champigny, der Tod Berlichingens). Dazu kommen Landschaften aus
der Umgebung von Paris, Skizzen zu diesen Bildern und vom Soldatenleben.
Weiter 12 Aquarelle aus der Geschichte Biberachs, von seinen ersten An-
fängen um das Jahr 760, da es nur ein Weiler war, bis zum Durchzug der
Franzosen 1800. Hieran reihen sich Bilder einzelner Stadtteile, ein Panorama
von Bussen, Sägmühle bei Leutkirch, auch Bilder von Hamburg, Kolberg 1807,
Stralsund, Rothenburg a. Tauber, sowie Landschaften aus Italien und der Schweiz.

Am Abend des 30. November starb zu Tübingen Professor Hermann
Giessler (Stuttgart), ein Mann, der sich um das öffentliche und insbesondere
um das gewerbliche Leben der Stadt Stuttgart und des ganzen Landes große
Verdienste erworben hat. Professor Giessler war auch lange Jahre eifriges
Ausschußmitglied des Württembergischen Kunstgewerbevereins, der sein An-
denken stets dankbar ehren wird. Der ..Schwäbische Merkur" schreibt u. a.:
Vermöge seiner Sachkenntnis, seiner rastlosen Energie und seines organisa-
torischen Talents war er auch der rechte Mann, um Veranstaltungen großen
Stils in die Hand zu nehmen und durchzuführen. Das Gelingen der Gewerbe-
ausstellung zu Stuttgart im Jahr 1896 ist zu einem guten Teil seiner tatkräf-
tigen Mitwirkung zu verdanken. Die Perle der Ausstellung, das Gewerbedorf,
das den vielen tausenden der Ausstellungsbesucher das Stuttgarter Gewerbe
in voller Tätigkeit gezeigt und dieses Bild zugleich in einen künstlerischen,
dem Auge wohlgefälligen Rahmen gefügt hatte, ist auf seine Anregung zurück-
zuführen und ganz nach seinen Ideen zur Ausführung gekommen.
 
Annotationen