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Naeher, Julius [Hrsg.]
Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend und des Odenwaldes: Aufnahme, Autographie und Beschreibung (Band 3): Die hessische Bergstraße: Heppenheim, Starkenburg, Bensheim, Schönberg, Auerbacher Schloss, Bickenbacher Schloss, Tannenburg, Frankenstein und Lindenfels — Heidelberg, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.13156#0007
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17

Baudenkmäler der hessischen Bergstraße.

Aie Ztadt Krppenhtiiil und die
Starlieillmrg.

Blatt 1 imd 2.

chon imter den fränkischen fkönigen war
Heppenheim eine sog. Pfalz. Karl der
Große schenkte die ganze Mark Heppen-
heim mit allem Zugehör dem Kloster
Lorsch. Eine Grenzbeschreibung dieser
Schenkung finden wir in dem Lorscher
Urkundenbuch vom Jahr 795. Das Merian'sche Bild
vom Jahr 1645 zeigt uns die Burg und die Stadt
noch im Glanze ihrer mittelalterlicheu Gestaltung. Seit
dieser Zeit hat sich viel geändert, die Mauern der Stadt
mit den statilichen Thorihürmen sind gebrochen und das
herrliche Schloß, die Starkenbnrg, ist zur Ruine geworden.
Nur der 30 m hohe Bergfried und eiu Theil der Ning-
mauer mit zwei runden Eckihürmen zeugen noch von der
Stärke dieser gewaltigen Bergfeste. Eines konnte man
diesem herrlichen Orte nicht nehmen. Es ist die nnver-
gleichlich schöne Lage mit der erhabenen Aussicht auf die
gesegnete Ebene des Rheinthales, auf die fernen Berge der
Hardt und des Taunus und anf die schön gestalteten, wit
saftigen Wäldern und Feldern bedeckten nahen Gebirgszüge
des Odenwaldes. Diese schöne Aussicht erfrischt unser

leibliches Auge und unser Gemüth und nur im Geiste
können wir nach den vorhandenen baulichen Resten die
Glanzzeit der längst verschwundenen Zeitcn wieder wachrufen.

Die Starkenburg hat eine alte und reiche Geschichte.
Die Reste des mächtigen Ningwalles, welche heute noch die
Burg auf der Nordseite einschließen, siud ein Beweis, daß
der Berg schon in der altgermanischen Zeit befestigt war,
und daß hierans, wie bei der Schauenburg, die miltelalter-
liche Burg entstand. Wir leseu in dem Lorscher Codex,
daß der Abt Udalrich vou Lorsch auf der sog. Burkheldon
bei Heppenheim im Jahr 1066 die Starkenburg erbaute.
Ju der Benennung des Ortes mit Burghälde liegt der Beweis,
daß schou vorher eine Befestigung, eine Art von Wallburg hier
bestand. Er benützte den höchstliegendenOrt der Bergkuppe zur
Anlage des hohcn Bergfriedes, der namentlich als Wart-
und Signalthurm diente. Er ist von viereckiger Grund-
form und seine nicht besonders sich auszeichnende Bauart
dürfte mit dem Umstande zusainmenhängcii, daß dic Burg
in der Zeit der Fehde von den Lorscher Mönchen rasch
hergestellt wurde.

Die runden hervorspringendeu Eckthürme an der Ost-
seite der Ringmauer siud Aubauten aus dcm 15. Jahr-
hundert, ebenso die geräumige Zwingeranlage an der Süd-
seite, welchc zur Errichtung von Dienstgebäuden, Stalluiigen
und Scheuern für die Besatzung nöthig wnrdc. Vom Thor-
eingang auf der Westscite ist wenig mehr zu sehen. Hier

wurde der Wallgraben mit dem Schutt der auf Abbruch
versteigerten Bauwerke ausgeebnet. Nur eine Wappentafel,
jetzt in einer Wand eingemauert, erinnert noch an die
früheren Besitzer, die Churfürsten von Mainz. Es ist der
Wappen des Erzbischofs von Jngelheim mit der Jahres-
zahl 1680.

Jn der Stadt selbst sind das Rathhaus und der Bnrg-
grafenhof (jetzt Cigarrenfabrik) noch ältere sehenswerthe
Gebäude. Neben dem Hauptportal der Stadtkirche zeigen
die Quaderstücke noch die Wetzmarkeu, wclche durch das
Schleifen der Schwerter der, nach Anhörung der Messe,
in den Kampf ziehenden Krieger elitstanden siud. Dieselben
glaubten sich dadurch unverwundbar und als Siegec heim-
kehrend zu machen.

Für den Alterthumsforscher ist die in der Kirche am
Eingang derselben eingemauerte Jnschrifteutafel von großer
Wichtigkeit. Sie enthält die Beschrcibung des Kirchspieles
von Heppenheim zur Zeit Karls des Großcn, vom Jahre
805. Schon viele Gelehrte haben sich mit der Entzifferung
dieser Jnschrift beschäftigt, so Freher nnd Dahl. Wir gebcn
eine Copie desselben und dic von Herrn Christ uns mit-
getheilte Lesung, welche lautet:

Hoo esk torrllinutio istins oovlosiö: 6uäoro.
Huoäiniräoslooii. ^.lEiilirisuI. IlutzNllstuoolm supor
illolltoui Hlliillilloslioro usc^uo uä Oilsivuräos äorsul.
Xoooldoro. Rorollsolull. ^.Iiuruolloo^u us^uo riä
 
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