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Alte und Neue Kunst Doktor Fritz Nagel GmbH <Mannheim> [Hrsg.]
Frankenthaler Porzellan und andere Beiträge eines süddeutschen Sammlers: Versteigerung: Dienstag, den 12. März 1929 — Mannheim, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.33337#0005
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Vorwort.

Die fortgesetzte Veränderung des Formgefühls in der Kunst, bestimmt durch das
Suchen nach künstlerischem Ausdruck, führt über die Anerkennung der antiken Formen,
als den Ausgangspunkt.

Heute mehr denn je ist die Freude und der Sinn in dieser Richtung geweckt.

Was gerade das Gebiet der antiken, keramischen Formschöpfungen betrifft, so haben
wir in dem nahegeiegenen Frankenthal die Geburtsstätte des Frankenthaler Porzeüans, das
sich nicht nur in seiner Blütezeit, sondern bis auf den heutigen Tag einer besonderen all-
gemeinen Wertschätzung erfreut.

Die Entstehung verdankte die Frankenthaler Porzellanmanufaktur, den Prävilegien der
Porzellanherstellung, welche Sevres für ganz Frankreich hatte. Diese Maßnahme veranlaßte
Paul Adam Hannong, einen Töpfereibesitzer in Straßburg, in der Umgebung außerhalb des
Machtgebiets Louis XV. das neu entdeckte Arcanum geschäftlich auszuwerten. In Kurfürst
Karl Theodor von der Pfaiz fand P. A. Hannong einen großzügigen Gönner seines Unter-
nehmens. So konnte er im Jahre 1755 in der alten Kaserne in Frankenthai die Fabrik ein-
richten. Im Jahre 1760 übernahm Joseph Adam Hannong nach dem Tode des Vaters die
Fabräkation. Die Unrentabilität des Unternehmens zwang aber J. A. Hannong schon im
Jahre 1762, die Fabrik an Carl Theodor zu verkaufen. Unter der Verwaltung Cari Theodors
hatte die Manufaktur ihre größte Blüte. Bedeutende Künstler wie J. W. Lanz, J. F. Lück,
J. P. Melchior und Adam Ciaär trugen zu dem Ansehen und der großartigen Entwickelung
der Fabrik beä. Nach dem Wegzug Carl Theodors von Mannheim ging das Unternehmen
zurück. Gegen Ende des Jahrhunderts kam die Fabrik in den Besitz von Peter van Recum,
um dann 1800 ganz einzugehen.

Nach dieser kurzen Darlegung des Werdegangs aer Frankenthaler Porzellan-Manufaktur
sei der vorliegende Katalog besprochen.

Die Sammlung eines süddeutschen Kunstfreundes gibt einen Einblick über die mannig-
fachen Formschöpfungen figürlicher wie zweckdieniicher Gegenstände speziell der Manufaktur
des Frankenthaler Porzellans.

Die Anforderungen in Tafeigeschirren jener Zeit waren sehr groß. Gerade der deko-
rativen Seite der Bemalung wurde große Bedeutung beigelegt. Von einem flachen Service

mit blauem Zwiebelmuster (Nr. 4) geht die Entwicklung über Service mit Streublumen

(Nr. 3), mit Reliefzierrat und Streublumen (Nr. 48), mit Blumenmalerei (Nr. 65), mit Früchte-

malerei (Nr. 58), mit Vogeldekor (Nr. 54) bis ganze Landschaften (Nr. 28) den Fond zieren.

Teäle all dieser Formen finden wir än nachstehender Sammlung vertreten.

Unter den Geschirren wären besonders zu erwähnen eine Kumme Nr. 44 mit figür-
liehen Darstellungen holländischen Charakters, welche die seltene Viertel-Rautenschäld-Marke
sowie ein gedrücktes PH trägt, ebenso eine Platte Nr. 45 mit Reliefzierat und Streublumen
mit derselben Marke.

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