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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 47.1926

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Hermann, Theodor: Die Geschichte des Kirchspiels Nassau bis zur Union von 1817
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https://doi.org/10.11588/diglit.60616#0045
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Die Geschichte des Kirchspiels Nassau bis zur Union von 1817.

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nunmehr Nassowa heisst, ging 915 durch Schenkung des Königs Conrad I.
(911—918) an das Stift zu Weilburg über5) und wie man gewöhnlich annimmt,
mit diesem zusammen 993 an das Bistum Worms.6) Da Bischof Azecho von
Worms 1034 dem Bistum seinen Nassauer Besitz von 40 Mausen zum Geschenk
machte, so war das Weilburger Stift um diese Zeit nicht oder nicht mehr
Eigentümerin des Hofes Nassau.
Genug, die ganze Ansiedlung kam unter die Oberhoheit des Bistums
Worms und verblieb darin bis zum Jahre 1159. Den Anlass zum Wechsel
des geistlichen Oberherrn gab der Streit der Grafen von Laurenburg Robert
und Arnold mit dem Wormser Bischof Burkard wegen der Burg Nassau, die
nach Ansicht des letzteren auf Wormser Grund und Boden errichtet war.
Kaiser und Papst befassten sich mit dieser Angelegenheit; sie wurde schliesslich
dahin geregelt, dass die Gräfinwitwe Beatrix und ihre Söhne Robert und Arnold
sich dem Erzbischof Hillin von Trier unterstellten, der in Austausch von Be-
sitzungen in Pardenheim bei Mainz Burg und Siedlung Nassau erwarb. Für
die Burg machte er den Vorbehalt, dass er dort seine Wohnung und eine Capelle
errichten könne, die sein besonderes Eigentum seien und bei seinem Aufenthalt
dort zu seiner Verfügung stünden.7) Trier behielt in der Folgezeit die Ober-
herrschaft ohne Unterbrechung.
Nur gelegentlich hören wir etwas über kirchliche Dinge, die Nassau be-
treffen; wir freuen uns schon, hin und wieder den Namen eines Geistlichen
kennen zu lernen.
Im Jahre 1198 machte zur Beförderung des Seelenheils ihres Gatten
Walram die Gräfin Cunigunde dem Kloster Arnstein den Zehnten der Rodungen
im Estener Forst zum Geschenke. Damals war Godefridus Priester in Nassau
und derzeitiger Capellan der Gräfin.8) 1239 versieht ein gewisser Gerardus
die Stelle des Capellans.9) 1247 schenkte Graf Heinrich mit seiner Gemahlin
für sich und seine Nachkommen dem Kloster Eberbach alle Abgaben, die ihm
bisher von seinen Gütern in Niederlahnstein bezahlt werden mussten; am
gleichen Tag (1. Januar) wohl bedachte er in derselben Weise das Kloster
Arnstein mit den Abgaben, die er als Vogt von Niederlahnstein zu fordern
berechtigt war. Die erste Nachricht spricht von Jacobus als „unserm Capellan“,
nach der zweiten hat auch Reinhold, der Priester, dieses Amt.10)
5) In der Urkunde von 915 heisst es: ... curtein nostram Nassova nominatam, cum
omnibus rebus magnis et parvis, in utroque latere fluminis Logene, in duobus illis comitatibus
Sconenberg et Marvels iuste legitimeque ad eandem curtem pertinentibus, cum curtilibus aedi-
ficiis, mancipiis utriusque sexus, terris cultis et incultis ... in proprietatem donavimus. curtis
oder cortis hat die Bedeutung von villa oder habitatio rustica, aedificiis, servis etc. instructa.
Siehe N. G. Eich off, Die Kirchen-Reformation in Nassau-Weilburg im 17. Jahrhundert.
Weilburg 1832, S. 6. Auffälligerweise hören wir nichts von einer Kirche.
6) Wie konnte Conrad I. so frei über den Ort verfügen und ihn dem Weilburger Stifte
zuweisen, wenn anders doch die Prümer Abtei die rechtmässige Besitzerin war?
7) Kremer a. a. 0. pag. 188 . . . locum in eodem Castro ad aedificandum nobis do-
mum et capellam retinuimus, qui noster erit proprius, cum ibidem presentes fuerimus et cum
inde recesserimus, cum praedictä possessione ipsis in redibit feodale.
8) Herquet, Urkundenbuch des Klosters Arnstein. Wiesbaden 1883, S. 15,
9) Herquet a. a. 0. S. 22. — Kremer a. a. 0. 280.
10) Siehe Hennes a. a. 0. S. 196/7 u. 226/7.
 
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