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Wolf, Karl: Niederländischer Einfluß auf Nassau um 1600
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.62287#0117
Niederländischer Einfluß auf Nassau um 1600
109
grausigen Mordens hat dann der Siegener Enkel Johanns, Johann Moritz,
Krieger und Kunstliebhaber zugleich, versucht, auf jenem Gebiete, das vom
Großvater ganz außer acht gelassen worden war, niederländischen Einfluß zur
Geltung zu bringen, auf dem der Kunst. Ihm, dem es als Statthalter in Bra«
silien gelungen war, durch Spekulationen in Zucker Reichtümer zu gewinnen,
war es möglich, von Künstlern entworfene Bauten aufzuführen, ihre Räume
mit Gemälden von der Hand der großen holländischen Meister zu schmücken.
Eigenartig, daß sein Siegener Schloß mit seinen Schätzen demselben Schick«
sal verfiel wie sein Palais im Haag, das Mauritshuis. Wurde dies nur zum
Teil vom Feuer vernichtet, so war hier die Zerstörung fast eine völlige.
Dieses Wirken der Nassauer Grafen, niederländische Kultur und Wirt«
schäft nach dem mitteldeutschen Raume zu verpflanzen, wurde durch den Ein«
fluß ergänzt, der ausging von der großen niederländischen Emigranten«
gemeinde in Frankfurt am Main und von den in der Kurpfalz zu tausenden
angesiedelten Flüchtlingen aus den Gebieten an der Mündung des Rheins.
Dieser Einfluß dauerte während der ganzen Zeit an, die die Niederländer
das „Goldene Zeitalter“ nennen, währenddessen im Reiche sich die Parteien in
endlosen Kriegen zerfleischten und der große Zerfall auf allen Gebieten ein«
trat. Erst als der französische Einfluß unter der Regierung Ludwigs XIV.
allesbeherrschend wurde, auch die Niederlande ihm verfielen, wurde die Bin«
düng an den niederländischen Einfluß geringer. Aber gerade in diesem Zeit«
alter der Raubkriege war es wieder der Generalstatthalter der Vereinigten
Provinzen, Wilhelm III., an dessen Widerstand die Versuche des großen
Königs zerschellten, die Alleinherrschaft über Europa aufzurichten. So wurde
das Deutsche Reich vor der Beherrschung durch Frankreich gerettet und den
Deutschen der Aufbau eines neuen, geistigen Lebens ermöglicht, dessen Kraft
auch nach den Niederlanden hinüberstrahlte und neues Leben weckte.
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grausigen Mordens hat dann der Siegener Enkel Johanns, Johann Moritz,
Krieger und Kunstliebhaber zugleich, versucht, auf jenem Gebiete, das vom
Großvater ganz außer acht gelassen worden war, niederländischen Einfluß zur
Geltung zu bringen, auf dem der Kunst. Ihm, dem es als Statthalter in Bra«
silien gelungen war, durch Spekulationen in Zucker Reichtümer zu gewinnen,
war es möglich, von Künstlern entworfene Bauten aufzuführen, ihre Räume
mit Gemälden von der Hand der großen holländischen Meister zu schmücken.
Eigenartig, daß sein Siegener Schloß mit seinen Schätzen demselben Schick«
sal verfiel wie sein Palais im Haag, das Mauritshuis. Wurde dies nur zum
Teil vom Feuer vernichtet, so war hier die Zerstörung fast eine völlige.
Dieses Wirken der Nassauer Grafen, niederländische Kultur und Wirt«
schäft nach dem mitteldeutschen Raume zu verpflanzen, wurde durch den Ein«
fluß ergänzt, der ausging von der großen niederländischen Emigranten«
gemeinde in Frankfurt am Main und von den in der Kurpfalz zu tausenden
angesiedelten Flüchtlingen aus den Gebieten an der Mündung des Rheins.
Dieser Einfluß dauerte während der ganzen Zeit an, die die Niederländer
das „Goldene Zeitalter“ nennen, währenddessen im Reiche sich die Parteien in
endlosen Kriegen zerfleischten und der große Zerfall auf allen Gebieten ein«
trat. Erst als der französische Einfluß unter der Regierung Ludwigs XIV.
allesbeherrschend wurde, auch die Niederlande ihm verfielen, wurde die Bin«
düng an den niederländischen Einfluß geringer. Aber gerade in diesem Zeit«
alter der Raubkriege war es wieder der Generalstatthalter der Vereinigten
Provinzen, Wilhelm III., an dessen Widerstand die Versuche des großen
Königs zerschellten, die Alleinherrschaft über Europa aufzurichten. So wurde
das Deutsche Reich vor der Beherrschung durch Frankreich gerettet und den
Deutschen der Aufbau eines neuen, geistigen Lebens ermöglicht, dessen Kraft
auch nach den Niederlanden hinüberstrahlte und neues Leben weckte.