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Zur nassauischen Ortsgeschichte
In Fortführung der im 63. Jahrgang begonnenen Serie werden im Folgenden weitere politisch-
kirchliche Einheiten behandelt: im unteren Westerwald die Kirchspiele Breitenau und Nauort
(Kreis Unterwesterwald), in der alten Grafschaft Nassau-Idstein der Auroffer Grund und das
Kirchspiel Bechtheim (Kreis Untertaunus). Die kurzen Zusammenstellungen sollen, das sei hier
wiederholt, den Heimatforscher mit den hauptsächlichsten Grundlagen der Ortsgeschichte im
Rahmen der territorialen Verhältnisse vertraut machen. R.

Die Kirchspiele Breitenau und Nauort
Von Hellmuth Gensicke
Die Kirchspiele Breitenau und Nauort1) liegen im Bereich des Engersgaues, dessen
früh dicht-hesiedeltes Kerngebiet das rechtsrheinische Neuwieder Becken und die
schmale Uferleiste rheinaufwärts bis zur Lahnmündung war. Landeinwärts war dieser
Gau an den Oberläufen von Wied und Sayn und im Gelbachgebiet anfänglich durch
breite Grenzwaldungen von den Nachbargauen geschieden. Im Hinterland des Gaues,
auf den Randhöhen des Westerwaldes und im Flußgebiet von Wied und Sayn, finden
wir nur wenige alte Siedlungen, die meist Hauptorte kleiner Grundherrschaften waren.
Der Kern einer solchen kleinen Grundherrschaft am Mittellauf der Sayn waren die
Siedlungen Breitenau, Deesen und Kaan, von denen besonders die beiden letzten nach
ihren Namen als alt •angesprochen werden dürfen. Aus diesem Kerngebiet heraus ist die
dichtere Besiedlung im Raum des Kirchspiels Breitenau erwachsen und wohl auch über
die Wasserscheide hin nach Südwesten der Bereich des Kirchspiels Nauort besiedelt
worden, der im Brexbachtal den Ostteil der Bendorfer Grundherrschaft anschneidet.
Den Besitzer der Grundherrschaft Breitenau lernen wir erst 1328 kennen, als Dekan
und Kapitel der Kirche St. Lubentius zu Dietkirchen mit Einwilligung des Archidiakons
Gottfried v. Eppstein ihren Zehnten von den Gütern des Dorfes Breitenau dem Lim-
burger Stiftsdekan Lentzmann verpachten2). Das Stift erwarb 1352 Zehntanteile zu
Nauort, Kaan und Erbach von den v. Kaan zurück3) und besaß 1420 die Zehnten zu
Breitenau, Nauort, Kaan und Merkelbach2). Ein Drittel des Zehnten in der Pfarrei
Breitenau überließen Dekan und Kapitel des Stifts 1425 dem Pfarrer zu Breitenau und
dessen Nachfolgern, die jedoch dafür die Zehntscheuer auf dem „Widdemhoiffe“ der
Pfarrei in Bau halten und die Herren, die von Dietkirchen kommen, beherbergen
sollten2). Die 1265 zuerst erwähnte Pfarrkirche St. Georg zu Breitenau4) war 1425 mit
der Pfarrei dem Stift Dietkirchen inkorporiert3), das 1529 außer den Zehnten noch
Grundbesitz in diesem Kirchspiel hatte5). Dietkirchen, das 1469 den Patronat der
Pfarrkirche innehatte3), hat diese Rechte in der Folge 1540 bis 15436) gegen die Herren
v. Isenburg und später gegen Kurtrier behauptet. Die Herkunft dieser grundherrlichen
Rechte liegt im Dunkel, doch sind sie ohne Zweifel sehr alt. Dietkirchen, die Missions-
kirche des Lahngebiets, verfügte sonst über ähnliche grundherrliche Rechte nur in
Nentershausen seit 8417). Da wir über die jüngeren Erwerbungen des Stifts Dietkirchen
4) Auf C. D. Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau 1843 S. 680 u. 682; F. Luthmer,
Die Bau- u. Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Wiesbaden V 1914 S. 14, VI 1921 S. 130; G. Dehio u.
E. Gall, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Südl. Hessen 1950 S. 226; G. Kleinfeldt
u. H. Weirich, Die mittelalterl. Kirchenorganisation im oberhess.-nassauischen Raum 1937
S. 153 u. 159 und den Schematismus der Diözese Limburg 1936 S. 196f. u. 205f. sowie meine
Landesgeschichte des Westerwaldes, Diss. Marb. Maschschr. 1947 (künftig in: Schriften des Landes-
amts f. geschichtl. Landeskunde von Hessen in Marburg) sei allgemein verwiesen. Zu den Einzel-
daten, die durchweg im Geschichtl. Ortslexikon meiner gen. Arbeit belegt sind, gebe ich hier nur
knappe Hinweise, die, bis auf Einzelfälle, unter Verzicht auf die Stücknummer nur die Abteilungs-
nummern der benutzten Bestände der Staatsarchive Wiesbaden (zitiert StAW) und Koblenz
(zitiert StA K) bieten. Ebenso ist bei chronologisch geordneten Quellenwerken auf Mitteilung von
Band- und Stücknummer im Zitat verzichtet. — 2) StA W Abt. 1 J 27. — 3) ebd. Abt. 19 Urk.
4) ebd. Abt. 113. — 5) StA K Abt. 35. :—6) Anm. 2 u. 3. — 7) C. Bro wer, Metropolis eccl. Trev.,
hrsg. v. Chr. v. Stramberg I 1855 S. 260; Nass. Ann. 63. Bd. 1952 S. 314.
 
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