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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 9.1849

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[Hess, J.]: Das Malerbuch, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28584#0005
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Das Malerbuch.

(Fortsetzung der Beschrelbung desselbcn.)

Unser letztes Neujahrsblatt konnte aus Mangel an Raum die Fortsetzung der mit dem Iahrgang 1847 begon-
nenen Beschreibung des Malerbuchcs nicht geben, um so eher wird nun dieselbe im dießjährigen erwartet werden.
Solltcn wir aber anch ein solchcs Verlangen nicht voraussetzen dürfen, so haben wir doch dem gegebenen Ver-
sprechen zu folgen und thnn es mit der Ueberzeugung, daß jedenfalls gute Kopien auserwählter Blätter dieser
Sammlung den Frcundcn dcr Kunst cine angenehme Neujahrsgabe sein werdcn.

Wir crstrccken nnsere Durchschau dießmal über dic drei folgendcn Bände, sehen uns aber auch jetzt wieder
veranlaßt, derselben einen geschichtlichen Umriß vorangehen zu lassen, aus welchem Lebcn und Bestand der Gescll-
schaft ersichtlich wird und unscre Leser sichercr den Standpunkt der Beurtheilung der Pcrsoneu und Werke finden
mögen.

Dcr zweite Band des Malerbucheö wurde laut Bcschluß der Gesellschaft vom 10. März 1796 begonnen, und
obglcich er nur 48 Blätter zählt, konnte derselbe, wie wir schon in der Einlettung zum ersten Bande erwähnten,
erst mit 1800 geschlosscn werden. So hindernd abcr die Zcit seineö Entstchens für seine Vollendung war, so sehr
gewtnnt sein Jnhalt durch sie an Jntercsse. Er führt uns in die Tage welterschütternder Krtsen zurück, wte wir
sie jetzt wieder erlcbcn und an viele seine Blätter ließen sich ernste, belehrende Betrachtungeu knüpfen, die jetzt
außcr unscrer Aufgabe licgcn. Dagegen ist es dem Künstler und Kunstfreunde gewiß nicht unwichtig zu sehen, '
wie sich das Schifflein heimischer Kunst durch den Strudel der Zeit gerungcn und wie sich die Lente darin gegeu-
über den Erschetnungcn des Tages verhalten. Schlagen wir neben dcn Blättern des Malerbuches, die uns hier-
über vieles sagen, die Annalen der Gesellschaft auf, so finden wir vom Jahr 1798 statt aller Verhandlungen und
Beschlüsse, nur etne kurze Herzensergießung des Protokollführers, die mit den Worten schlteßt: „Unsere Gesell-
schaft schicn wie aufgelost, jcdes Mitglied hattc uur für sich zu thun und wo Freunde sich trafen, da ergoß sich
das Herz nur in Klagen." Schon im Vorfrühling des folgenden Jahres aber, hatten sich die Herzen wteder er-
mannt und im April 1799, währcnd franzosische Brigaden in seinen Mauern lagen und die ostreichische Armee
denselben sich nahtc, sah Zürich dic erste Kunstausstellung *). Alle ausübenden Mitglieder hatten sich dabei
betheiligt uud neben ihnen nennt uns der Katalog dic Bürger Heinr. Füßli in Londou, Hcinr. Wüst, Jak. Meyer,
M. Pfenninger, Bürger Anton Graff, Rud. Schellenberg und Andere, und zeigt uns, wie unter allen Wirren
die Kunst, wenn auch niedergedrückt, ihr sttlles Tagewerk fortgeführt. Auch das Malerbuch gibt hiefür manchen
schvnen Beweis und zeigt uns zugleich, wie die Kunst sich an den rohcn, stvrenden Mächten der Revolution durch
Ausflüsse heitern Humors und bittcrer Satire malend rächte.

*) Die Anregung dazu gab der Aufruf des helvetischen Mimsters der Wtffcnschaften und Künste (Stapfer) an alle Künftler Hel-
vetiens. Erlaffen Luzern dcn 11. Januar 1799. Hcinrich Füßli beantragte tn der damals neugestiftcten vaterländischen gemein-
nbtzigcn Gescllschaft die Ausführung und übernahm mit regem Eifer die Leitnng. Das Verzeichmß enthält 115 Nummern.
wornnter 73 Geniälde, alles Arbertcn zürcherischer Künstler. Von 1801 an folgtcn sich dann diese Knnstausstellungen rcgel-
maßig alljährlich untcr allelniger Veranstaltung der Künstlergescllschast, die auch die erstc geordnct, und es betheiligtcn sich
nach nnd nach die Künstler aller Theile der Schwciz.

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