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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 9.1849

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[Hess, J.]: Das Malerbuch, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28584#0007
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dcr die Etiien ste empfingen; doch auch der Groll ist vergangen, mit welchcm Andere sie entgegemiahmen. Man-
cher Sturm hat seither die Linden durchbraiist, unter denen wir hier in so ungleicher Stimmung die Schwörenden
versammelt sehen, nnd noch ist wohl die Gcstaltung nicht gefundcn, die diese stummen Zeugen des Schwures
übcrleben mag. Ein Blatt crste Einlage deö vierten Bandes hat Mcyer dem unglücklichen Nidwaldcn gewidmet,
von dcffen jammervollem Schicksal sein vaterländisches Herz so ttef ersüllt war und zu dessen Linderuug er so
vicl that und herbeiführte. Eö ist eine Ansicht dcs eingeäscherten Dorfes Buochs, von dcm Hanse des Maler
Würsch aufgenommen. Diescr Zeichnung wurde später noch das Bildniß dieses wackern Künstlers von einem jungen
Franzosen, M. Combette, 1786, tn Pastell gut gezeichnet, zpgelegt. Die beigelegten Verse von Salis, welche
das tragische Ende des greisen Malers schildern, lassen unö dieses Bild nicht ohne schmerzliche Gefühle betrachten.

-Dort saß der wehrlose Greis vor dcr Hütte,

flehte init zittcrndem Laut, streckte die Hand

nach Erbarmen, Für stch nicht fleht er, für andere; — ihn macht

schon scin beschneietes Haupt wohl nnverletzlich genug? —

Nein, ste schwangen rasend die knisternde Fackel, nnd stießen
tn deiner Heimat Brand, blinden Greis, dich hinein!

Menschen verübten die That! O wiß' es Wandrer und weine,

Schandre, erröthe, crgrimm! Mcnschen verübten die That,

Jm drittcu Baude weiht Meyer dcm frühverstorbeneu Kaspar Ziegler ciu Blatt freundschaftltcher Eriiiiierung.
Konrad Geßncr, der 1796 »ach Eugland ging und crst im Jahr 1804 wieder zurückkam, erscheint im vierten
Bande wiedcr als Theilnehmer am Malerbuche. Das eine der Blätter, die er gab, ein Reiter, der sein Pferd
über gefrornen Boden führt, ist durch Steinzeichnung bekannt; das zweite, eine Schmiede, vor der Pferde be-
schlagen wcrden, zeigt uns eincn der Lieblingsvorwürfc seines Pinsels seit seinem Aufenthalt in England, wo cr
vom Malcn kricgcrischer Scenen fast völlig abgegangen war. Wie sehr die Entsernung Geßncrs dem Freundes-
krcis nahe getretcn und wie schr er als Künstler und als Mensch in demselben geschätzt war, sagt uns das schöne
Gedicht, das Martin Usteri am Abschiedsabend den 18. August 1796 vortrug und das wir als ein Denkmal der
innigen Freundschast, die damals den Künstlcrkrciö verband, unserer Beschreibung beilegen. Die Annalcn und
mündlichc Ucberlicferungcn sagen uns, daß nachdem in diesem Liede dcr Abschiedsschmerz vcrklungen, jener Abend
noch, ganz im Sinne dcs Scheidcndcn, in seliger Fröhlichkeit cndete und erst nach Mitternacht der traute Vcr-
band sich löstc.

Heinrich Füßli lieserte in diese drci Bände dreizchn Blättcr, meist gctuschte oder auch leicht kvlorirte Laud-
sckaftcn. Eine derselben hat ebcnsalls daS Unglück Nidwaldens zum Gegenstand, die Ruinc der Papiermühle bei
Royloch.

Pünklich und gcwiffenhaft, wic in Allem, stellte auch in diescn Bänden Heinrich Lips sich cin und zeigt
uns in vicrzehn Einlagen die Viclseitigkcit seincs Talentes und das Bestrcben, die Frcunde zu erfrcucn. Scincm
Licblingsfache der Mythologic gchören sechse an: Eentaur mtt dem jungen Achillcs auf dem Rücken, getuschte Zeich-
nuiig. Polyphem auf dcm Fclsensitz, in Scpia, bckannt durch das von Lips selbst in Aguatinta hcransgegebene
Blatt. Das Haupt der Medusa, auf schwarzem Grund in lichten Farbcn, nach cincr damals bcltebten, den pom-
pcjanischen Wandgemälden entlehntci! Manier. Hylas von den Nymphen crfaßt, Charon eine jungc Frau über-
schiffcnd und Nausika uach eincm alten Basrelif, allcs gctuschte Zeichnungcn. Der Vorzug in Beziehung auf Er-
findung und Ausführnng gebührt abcr der Darstellung aus dem christlichcn Sagenkreise, von welcher unscr Ncu-
jahrsblatt dic gctreuc Nachbildung gibt: Christophorus mit dem Zesuskinde. Auch hier begegnet uns die strenge,
dcm Antiken sich nähcrndc Darstellungsweise, die dcm Künstler eigen war und die er selbst dann nicht ganz ver-
läugnete, wenn cr auf das Gebiet dcs Scherzes und dcr Satirc fich vcrlocken licß. Dafür zcugt cin Blättchen
im dritten Bande: Dcr Hagcstolz. Eine Dienerinn dcr Venus treibt fünf Amoretten vor sich her in das Hcilig-
thum des unnahbaren Jünglings und läßt sie das Feuer ihrer Pfeile gcgcn ihn abdrückcn. Dcr alte Knabe tm
ledernen Polsterscsscl hat so eben dic Pfeifc wcggelegt und sicht, ohne den Kopf zu wendeu, mit stcchcndem Blick
nach dem losen Treiben hin. Die Armc über dcr Brust verschlungcn, die Fnße, zwischcn dencn daö Spuckkästchen
 
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