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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 16.1856

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I. Karl Joh. Jakob Schultheß, Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.28591#0004
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I.

DioMphische Sichze.

Es folgt uns i» dcr Rcihe vatcrländischer Künstler, deren Andenken der Nachwelt zu bewahrcn unscr Nen-
jahrsdlatt sich zur Aufgabe gcstellt, ein wenig genanntcr, nur in nähcrn Krciscn gekanntcr Name, dcffen Trager
nur kurze Zeit der ansübenden Kunst angehvrtc, und an welchen nur wenigc Schopfungcn scines Geistcs und
Pinsels crinnern. Wcnn wir dcnnoch dem mit Rccht geachtcten und geschätzten Mitbürger diese Blätter weihcn,
und sein Bild als cinzige Ausschmückung ihncn vorsctzen, so wcrden seine Frcunde uns dafür Dank wisscn und
die Fernerstehcnden im Lcben und Charaktcr des Mannes, die Rechtfertigung hiefür finden.

Es bleibt uns nur zu bcdauern, daß nicht die geübtcre Feder cines näherstehcnden Frcundeö die Schilde-
rung übernommen, der wir beim besten Willcn nicht das Jnteresse zn gebcn vermögen, daö sie alödann enthalten
hätte. Wir folgen bci dcrsclbcn dem Nekrologc, dcr für die Familie von einem nahestehenden Verwandtcn mit
gcnauer Kenntniß dcr Verhältnissc und großcr Pietät gegen dcn Verftorbcnen verfaßt wordcn.

Unser Freund erblickte das Licht der Welt am 21. Februar 1775 in Neuchatel, wo sein Vater, Joh. Kaspar
Schultheß von Zürich, deutscher Pfarrer, und mit Frau Juditha Motta von Renchatel verhcirathet war. Dic
Verbindung mit dieser, der Tochtcr eines dcr crsten Kaufleute und Magistratcn dcr Stadt, und scine Eigen-
schaft als Mitglicd der chrwürdigen Klasse, welche damals zu den ersten Ständcn gchörte, veranlaßte dcn
Vater, sein Hauswescn anf hohem Fnße einznrichtc». Als dann crst scinen Schwiegervatcr, dann ihn sclbst Un-
glück traf, wurde er durch die Lotterie, bci welchcr cr, für seinen Stand freilich fast unerklärlich, Rettung suchte,
der Verarmung nahe gcbracht nnd genöthigt scincn Haushalt aufzulöscn, um seine Eristcnz als Pfarrer ciner
Hugenottengemeinde im südlichen Frankrcich kümmerlich genug zn suchen.

Die Mutter fand mit Carl und cinem jüngcrn Geschwister Zuflncht bei ihrcn Eltern, die sich schon frühcr
auf ihr Bcsttzthum ä ><i Uiico im Vul cke Tiuvers zurückgezogen hattcn. Jn der nahen Schule zu Couvct
genoß der Knabe den ersten Schulunterricht. Doch sollte hicr sein Aufenthalt nicht lange danern, indem drei
Zahrc nach jener Katastrophe, der Vater, durch die Verwendung dcr Familie, cine Lehrcrstellc an der ncucrrich-
teten Kunstschule in Zürich crhielt. Er sammclte nun scine Familie wieder, nnd Carl lerntc im ncuntcn Jahre
scine Vaterstadt kennen, wo er, obgleich nicht dic öffentltchen Schulen besuchend, mchrere Jugendfreunde sich
crwarb, von dcncn einigc im spätern Lcbcn achtbare Stcllungen einnehmend, ihm stets zugethan blicbcn.

Hier fand cr auch seinen Herzcnsfrcund Kaspar David Hardmcyer, mit dem ihn ein freundliches Gcschick
zusammcnführte. Jhrc crste Bckanntschaft machtcn sie beim Schlitten, wo Schulthcß von andcrn Spielgenossen
scineö gcbrochcncn Dcutsch wcgen gencckt, scinc gutentwickcltc Körpcrkraft zcigend, die Gegner in die Flucht
schlug. Hardmeyer, der um scines Thurgauerdialekteö willen auch viel zu leiden hatte, freute sich des tapfcrn
 
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