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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 25.1865

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Heinrich Keller von Zürich, Landkarten- und Panorama-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.28600#0005
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Heinrich Keller von Zürich,

Landklirteil - n»d Nanoramn-Feichner.

Ats der Künstlergesellschaft auS der Reihe früher und jüngst verstorbener vaterländischer Künstler obiger Name
sür ihr Neujahrsblatt vorgeschlagen wurde, konnte die Frage nicht ausbleiben, ob dic Verdienste dieses Mannes, dessen
künstlerisches Schaffen größtentheils ein der Wissenschaft dienendes war, nicht passender von einer gelehrten Gesell-
schaft in Betracht gezogen und geehrt werden sollten, wie denn auch eine gelehrte Zeitschrift*) den ersten Nekrolog
gebracht hat? — Die Antwort hierauf findet sich leicht, Keller selbst zählte sich nicht zu den Gelchrten, die erste ge-
sellige Verbindung und so zu sagen die einzige, in die er trat, ist die Künstlergesellschaft, der er fünfundvierzig
Jahre angehörte und die ihin, als er in hochangestiegenem Alter zurücktrat, durch Ernennung zum Ehrenmitgliede
den Beweis gab, daß sie ihn stets zu den Jhrigen zähle; an ihr ist es wohl auch, sein Andenken in üblicher Weise
zu ehren.

Der Verstorbeue hat dem Erzähler seines Lebenslaufes die erhaltene Aufgabe sehr erleichtert durch eine hinter-
lassene Handschrift, in welcher sich die ihm wichtigsten Ereignisse jedes Zahres anfgezeichnet fiuden, zunächst wohl zur
eigenen Erinnerung und für die Seinigen niedergeschrieben; für uns ein erwünschter Leitfaden, dem wir getreulich
folgen, ohne demselben viel Wörtliches zu entheben, wozu uns das Vertrauen, das ihn in unsere Hand gelegt, auch
nicht berechtigt. Eine der Eigenthümlickkeiten dieser kurzen Memoireu ist es, daß der Verfasser in der dritten Person
von sich selbst spricht, sich mit scinem Taufnamen aufführend. Heinrich kommt in die Lehre u. s. f.

Von den 76 Quartseiten seines Manuskriptes hat Keller 26 seinen Ahnen gewidmet und wir denken daher
ganz in seinem Sinne zu verfahren, wenn wir die bedeutendsten derselben hier aufführen. Es sind von Konrad
Keller, geb. 1253 an, deren siebzehn, von dencn Johannes Keller Anno 1422 zur Bürgermeistertvürde gelangte, und
Felix Keller, geb. 1428, ein tüchtiger Kriegsmanu, von Kaiser Maximilian, zu dem er mit Waldmann 1485 nach Jnnsbruck
gesandt worden, den Adelsbrief erhielt, bei welchem Anlaß das Familienwappcn, der Schlüssel, mit dem Steinbock vertauscht
wurde, den es heute noch führt. Balthasar Keller, dessen Vater, Besitzer des Schlößchens Susenberg, mit vier Söhnen in
der Schlacht von Marignano geblieben, gehörte, früh mit den Schriften Wiklef's, Räuchlin's und Luther's bekannt gcmacht,
zu den Freunden der Reformation. Von schwerer Krankheit kaum genesen, zog er mit in die Schlacht bci Kappel, nach
deren traurigem Ausgang er, aus vielen Wunden blutend, nackt und ausgeplündert in der Nacht zu sich kam und
auf Händen und Füßen sich bis zu einer Mühle schleppen konnte, wo er gute Aufnahme und Pslege fand und den
Seinigen, die ihn schon als todt bewcint, Kunde von seiner Rettuug geben konnte. Später oft den Tagsatzungen
in Frauenfeld und Baden beiwohnend, entdeckte er einst bei Tafel (um 1546) seinen Siegelring, der ihm auf dem
Schlachtfelde vom Finger gerissen worden war, an der Hand eines Mitspeisenden. Er erzählte nun sein damaliges
Geschick, da zog der Betreffende, Tagherr Arnold aus Unterwalden, den Ring vou seiner Hand und überreichte Kellern
achtungsvoll denselben, unter freudigem Beifall aller Auweseuden.

*) Zeitschrift sür allgemeine Erdkunde von vr. W. Koner. Fcbruarheft 1863.
 
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