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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 25.1865

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Ueber Heinrich Keller’s geographische Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.28600#0021
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Ueber Heinrich Keilcr's geülzraphische Arbeitcn

Wahrschmüich zu keiner Zeit erstreckte sich die Sammlerlust und der Orduuugssinn in so verschiedene Rich-
tungeu hinein wie hentzutage. Von natnrwissenschastlichen Gegenständen, von Altcrthümcrn, von Büchern, Hand-
schriften, ethnvgraphischen Sachen, von Kupferstichen, Holzschnitten, Lithographien nnd Photographien, dann wieder
von Neihen speziell technischer Gegenstände, Sammlnngen wie Elsevir und andere Meister-Drucker, geht es in die
Weite bis zu Post-Freimarken. — Nimmt man den Einen Gegenstand irgend cincr Sammlung, dann hat das Ein-
zelne oft wenig Werth, er verfliegt im Winde oder wird vernachlätzigt und geht zil Grnnde. Aber die Neihe solcher
Einzelnheiten wird bedeutend nnd ihre Folge gibt über das Gebiet, dem der Gegenstand angehört, viel Anfschluh und
berechtigt über dieselbe hinaus zn weitcrn Schlüssen.

Das erfährt man im geographischen Gebiet wie anderswo und zumeist innerhalb der Grenzcn unsercs Vater-
landes, wenn man die Handzeichnungcn Hcinrich Keller's und dessen Korrekturbogcn, der, Jahr sür Jahr ein
halbes Säcnlum lang, verbessert erscheincnden Schweizerkarte mit Aufmcrksamkeit bctrachtet. Da sicht man dic immer
breiter sich ausdehncnde Kenntnitz des Landes registrirt und wird aufmerksam auf die bis in abgelegene Thälcr sich
erstrcckende Notiznahme kleiner Details.

Keller hatte allerdings seine Vorgänger, aber ihm gebührt die Anerkennung, daß er es war, welcher stetig
seinem Ziele näher rückte: Die Kenntniß des Vaterlands unermüdet selber vermehrte und Andern werth machte.
Wie Profcssor B. Stnder in seincr Gcschichte der physischen Geographie der Schweiz bcmcrkt, war im 17. Jahr-
hundert das Bedürfnitz von Karten so stark, das; in mehrercn Kantonen Privatmänner sich entschlossen, demselben
abzuhelfen. Studer bezweifclt, daß damals die schweizcrischen Jngenieurs die trigonometrischen Methoden inne
hatten, nm genaue Beobachtungen durchznführen, doch nimmt er an, daß Vermessungen stattgesun den mit den Znstru-
menten des Feldmessers.

G. E. v Haller erwähnt einer Karte Helvetien's von Egidius Tschndi, welche im Kab'inct des Königs zu
Paris sich befand, noch anno 1594, im gleichen Iahre in Köln herauskam nnd 1595 in Nntwerpen. Sie sei aber,
schreibt Hallcr, des grotzen Alannes unwürdig. Jn der Topographie von Mathias Merian vom Jahre 1654
findet sich cinc für damals gute Karte des Hans Konrad Gvger mit der Jahreszahl 1637*). Das ist der ver-
dienstliche Gyger, welcher 1667 die topographische Karte des Kantons Zürich vollendete und so genau mit seinen
Jnstrnmentcn auSführte, daß erst durch dic neucsten Vermessnngen nnseres Kantons unter Direktion von Prosessor
Wild dte wahren Verdienstc des Topographen aus dem 17. Jahrhnndert wirklich erkannt wnrden. Die neueste
Karte ist nämlich an Genauigkeit nnd Schärfe von keiner ähnlichen gleichen Maßstabes übcrtroffcn. Gyger war
es wohl werth, daß sein Andenkcn bei uns für bleibend auflebe: Jn den Biographieen zur Kultnrgeschichte der
Schweiz gibt uns Professor N. Wols dcn Lebcnsabriß desselben.

Aus der gleichen Quelle erfahren wir Manches über das Leben Johann Rudolf Meyer's von Aarau und
welche Opfer dieser für die genauere Kenntniß des Vaterlandes gebracht, wie er den französischen Jngenieur Weiß,
den Joachim Eugen Müllcr**) von Engelberg zn Vermessungen in Sold nahm, wie er Schwierigkeiten, welche
das Neue der Sache, die Eigenthümlichkeiten der Ober-Jngenieurs, die Vorurtheile der Leute hervorriefen, geduldig
überwand. Dazu führten ihn glückliche Anlagen, Erfolge und Fleiß im Beruf nnd die edle Gesinnung, sein Ver-
mögen als Darlehen Gottes zn betrachten, um es zum Wohle Andcrcr zu verwalten. Bteyer's Schweizerkarte (welche
anch unter dem Namen dcrsenigen von Wciß benannt wird) lag mit dem 16. Blatte im Zahr 1802 vollendet. dem
Publikum zn Diensten.

Die „Oarto «'Ärörals äo I'^tlns 8uiss«", allerdings von I. H. Weiß gezeichnet und ohne Datum, aber mit der Nvtiz:

*) Haller erwähnt wahrscheinüch der gleichen Karte. deren Original in der Stadtkanzlei Zürich liege. Gestochcn oon Konrad
Dieyer 1657.

**) Bersertiger des großen BaSreliesS auf dcr Stadtbibliothek nnd kleinerer Arbeiten anderwärts.

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