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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 25.1865

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Heinrich Keller von Zürich, Landkarten- und Panorama-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.28600#0020
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Die letzten Augenblicke des ledensmüden Greisen, den wir durch sein stilles, thatenreiches Leben begleitet haben,
geben wir mit den seinem Manuseripte beigefügten dasselbe nnlrdig schließenden Worten.

„Voin 9. September an verließ Heinrich Keller das Bett kaum einmal mehr. Es war ein schmerzloses Aus-
schwachen unter sast ununterbrochenem Schlummer bis zum Hinschied, welcher den 18. September, Abends 6 Uhr,
erfolgte, als eben vom Thurm das so gerue gehörte Geläute der Glvcken grüßte. An dem ruhigen Sterbelager war
die ganze Familie gerührt versammelt, gewiß, daß hier ein gläubiger, pflichtbeflisseuer Christ seiuem gnädigen Richter
entgegengehe und eiues sroheu Wiedersehens harreud. Beidseitig bewußteu Abschied von dem Sterbeuden zu nehmen,
war Keinem von uns vergönnt; denn ein ruhiger Schlummer bedcckte wie die letzten Tage, so auch die letzten Augen-
blicke. Seine Liebe, Herzensgüte und Vatertreue wird aber bei Allen unvergessen sein."

G -

Wir können die Feder nicht niederlegen, ohne von diesem Lebensbilde auf ein anderes hinzuweisen, das auf Neu-
jahr 1861 der Stoff uusers Blattes war, dasjeuige des Malers Z. I. Meier. Es liegt im Lebeusgang der beiden
Freunde so viel Analoges, wie iu ihrem Charakter, ihrem ganzen Wesen und Sein, daß wir oft unwillkürlich das
früher Geschriebene zur Hand nehmen mußten und uns an der Parallcle erfreuten, die sich hier ziehen läßt und die
gewiß auch dem Leser ungesucht vor's Auge tritt. Sie haben so viele tausend Stunden in ungetrübter Harmonie
zusammen verlebt, da auch ihre Lebensgefährtiunen die innigste Freundschaft verband; wir wollten sie auch hier noch
einmal zusammenführen und ihrem treucn Bunde die letzten Worte weihen. Wenn das Lebensbild Meiers hie und
da Freude gemacht und freundliche Beurtheilung erfahren hat, so bleibt uns nur zu wünschen, daß dieß auch mit
Heiurich Kellers der Fall sei. Dasselbe Bestrebeu, wahr und möglichst umfassend den Künstler und Menschen zu
zeichnen, dieselbe Hochachtung und Liebe haben jetzt wie damals die Feder geführt.
 
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