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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 25.1865

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Ueber Heinrich Keller’s geographische Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.28600#0022
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ÄUX <Iv.7- 11. No)-or Ä. Aarau, ist nicht zn verwechseln mit derjenigen, welche Weitz als InAäniour-däo-

Araplk (lo I'ätnt innjor Aooornl äo l'orinoo clu Illriu anno 1799 herausgegcben hat. Für jenes Stadinm ist viel aus
die Gebirgsdarstellung verwendet und dennvch waren, trotz bedeutend reduzirtem Matzstabe, viele Willkürlichkeitcn nicht
zu vermeiden. Dieses macht wahrscheinlich, datz Kcller in Darstellnng der Unebenheiten des Bodens für seine
Schweizerkarte sich aus die uncntbchrlichsten Zeichen von Gebirgszügen, Bergspitzen und Plateaux beschränkt, wie
solches die erste Auflage von 1813 zeigt. Jn Zeichnung wichtiger Formen hatte er aber selbstständig nachgesucht.
Wir findcn z. B. die Ufer des Bodensee's, des Genfersee's, des Lago Maggiore, des Vierwaldstattersee's verbessert,
dem Zürchersee hingegen ließ er die lange südöstlich gebogene wurmförmige in Breite zu schmale Gestalt mit über-
mätzig langem Obersee; die Form des Greifensee's aber brachte er auf die natürlichen Verhältnisse zurück, ebenso die-
jenige des Pfäffikcrsee's. Die Gotthardseen hingegen scheinen im Meher'schen Atlas richtigcr gezeichnct. Außer dieser
Quclle für seine Arbeit gibt Kcller noch folgende an: Lnolör ä'H.I1>o : Hiontro äo la Ouerro ou Itnlio^ Mallet:
Zuisso UouiLuäo, Osterwald: Uriuoipauto äo Houollatol.

Keller nannte sein Werk eine „Reisekarte"^ darum benutzte er schon von Anfang den freien Naum im Ansland,
um auf vicr Klaphen die Hauptrichtungcn verschiedener Neiserouten von Paris, Lyon, Genua, llllünchen, Stuttgart
und dcm Tyrol her einzntragcn. Dem ivichtigen Nachbarpaß übcr die Malserhaide widmete er die fünste Sparecke.
Gasthäuser, Einsiedeleien, Ruinen und anderes Bemerkenswerthes für dcn Neisenden in: Schweizerland findet sich
schon eingetragen, und daß er die Freunde der schönen Natur aus Wassersälle und Fernsichten ansmerksam macke,
hatte er für diese und jene besondcre Zeichen eingesührt. Das Alles findct sich in Mcyer's Karte nicht eigentlich be-

rücksichtigt. Bei Keller aber findet man nur in der Zone dcr Alpen 49 Wasserfälle und 12 Punkte mit schöner Aus-

sicht verzeichuet Die kleinere Zahl der letztern erinnert an die geringere Beweglichkeit der Lente für Natnrgenuß,
wo man höchstens die Nigifahrt untcrnahm, um in dcr zweiten Nachthälfte vom Klösterli aus den Kulm zu besteigen.
Auffallend sind verhältnitzmäßig viele Wasserfälle nördlich nnd südlich der Bergkette bemerkbar gemacht. An abge-
legenen Stellen, da wo er nicht der Mühe werth hielt, eine Bachrinne anzngeben, sindet sich etwa ein Wassersall-
zeichen, z. B. im obern Sarinc-Thal, südlich von Gruyöres, vstlich vom Dorf Grandvillard ist ein solches mitten
in Weiß. Dort hat Erosion aber eine trichterförmige Halde gebildet nnd die Kalkschichten fallen südöstlich ein gegen
die vont clo Lronliörs, so daß über die Schichtenköpfe nach Regengüssen odcr bei Schneeschmelzen sich Wasserfälle
bildcn müsscn. Kcller muß zu einer solchen Zeit dort vorbeigekommen sein, um jene Lokalität anzuzeigen, ohne
selbige an den Abhang des Berges zu verlegen, was später der Fall war. Von vorneherein war demnach unser
Schweizer-Geograph bemüht, mit den wenigsten Mitteln auf die reiche Natur hinzuweisen. Als Fortschritt für scinc
erste Karte, gegenüber von allen damaligen, sind zu bcmerken: die vielcn Angaben von Alpenpässen. Wir sinden
darin schon den Stelvio, den Col d'Aprica und den Tonale. Damals war das Stilfser Joch noch nicht fahrbar

und über die letztern sind erst in diescm Jahrzehnt Kunststraßen gebaut worden. Freilich hatte dort herum Keller

einen General zu Rathe gezogen. Zhm ist es ergangen in Bezug auf Bergübergänge, wie Allen, welche Terrain-
studien machen zum Behuf von geographischen Karten; er hat Kriegsleute berathen. Hiesür gibt der Blick des Militärs
viele Winke und wir finden es neuerdings bestätigt durch das Jahrbuch des S. A. C. und die vaterländischen „Auf
gaben für die kleineren Leute unter Alpenklubisten", verfaßt von dem zu frühe verstorbenen Obersten Hans Wieland.

Nachdem die erste Anlage von Keller's Schweizerkarte so viele reiche Details enthielt, war es ihm vergleichungs-
weise leicht, jährliche Verbesserungen und jährliche Ausgaben zu bewerkstclligen. Wie rasch die erste Ausgabe An-
erkennung gesunden, beweist der Umstand, daß 1813 im Dezember die über schweizerischen Boden nach Frankreich
einrückenden Oestcrreichcr von Brcmgartcn, Lenzburg und Aarau aus 300 Exeniplare verschrieben

Die politischen Grenzen unseres Vaterlandes gehen in der ersten Ausgabc noch in engerer Kur ve rundum. Noch
ist von der Schweizerkarte weder Gens, noch Wallis, noch Neuchatel, noch der Berner Jura umsangen und Basel
ragte damals in Frankreich hinein, wie es jetzt mit dcm Gebiet von Gens der Fall ist. Etwas aber hat Keller unter-
lassen: die katholische Gemeinde von Tarasp sammt den verschiedenen Wcilcrn am rechten Jnn-Ufcr mit österreichischcr
Farbe zu koloriren. Eine Enclave, die erst 1815 der Schweiz einverleibt ward. Die Zeichnung der Seitenthäler im
Unter-Engadin hat noch viel Unsicheres.

Zm Jahr 1833 gab der Verfasser die zweite Karte heraus in vergrößertem Maßstabe von 1:500,000 auf
1: 450,000. Das setzte ihn in den Stand, seine Werkc noch reichhaltiger zn machen. Dem Terrain widmete er mehr
 
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