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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 28.1868

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I. Conrad Hitz. Eine biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.28615#0003
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L

Conrad Hih.

Eine b i o g r a p h is ch e Skizze.

Die „alte Marde" der Münckener Künstterschaft lichtet sich in ihren :lteihen! Das Häuslein Derer, die -a
Werksteine mit beitrugen ntr ch'ellendnng dcs knnstlerisü>en Ruses, ivelcl,en sicb die daverische Metropole nnter dem
Mäzenatenthum Kvnig Ludwig des Ersten erwarb, schmilü dedenklich: eine nene Generatwn pslanzt ihre Fahnen aus
und verprobt des verbannten Dicliters Worte:

„Ein ewic; Kommm nnd ein ewig Gehm!"

Zn dem Corps jener wnroigen Veteranen gehörte auch Einer, der nnn seit mehr denn Zahr und Tag zn den
Vätern versammelt ist. Znr Wahrnng seincs Rndenkens in oer sernen Heimat seien oiese Blätter bestimmt. Sie
rübren von der Hand eines oankbaren Freundes her, der — wenn aucb nnr kurze Zeil — Zeuge der degeisterten
Kunstliebc mid oer rastlosen Ltrebsamkeit oes Perblichenen war.

bonrad Hih erblicktc das Licbt der.Welt im Dezember 1798 zu Langnan im Kanton Zimch, woselbst sein
Vater die Stelle eines Landschnllehrers versah. Jlm, den Grstgeborenen, kemizeichnete nicht nur oie Zahl der Jahre,
sondern auch die ciustere nnd iunere Organisation vor seinen orei Geschwisterten aus. In dem zarten, zur derben
Rrbeit des Landlebens iiicbi besähigten Knaben entsaltete sich ein um so regeres Seelenleben, eine Bestätignng jener
aUgemeiueii pspchologischcn Wahrnehmnng, oast die Thätigkeit deS GRsws wie die Offenbarnngen des Gemnthes gar
häufig auster Wechselwirknng geseht sind init der physischen Lüchtigkeii. Lo schmerzlich,. als das langjährige Leiden
einer srommeii gottergebenen Aliitter nno der bittcre Kampf mii oer gemeinen Noth des Lebens, wic ihn cin armer
Landmagister durchzukämpfen hat, eben so srendig und erhebeno ivirkie ocr Gindrnck einer reizvollen Natur anf die
empsängliche Seele des Jungen. Das stille, waldgrüne Sihlthal am Fuste des Rlbis, vor Allem aber der erst später
gegönnte Anblick des Zürclier-See's riefen seine kindliche Begeistcrung wach, nnd bcfrnchteten den dichterischen Keim,
aus dem alle Knnst entspriestt. Iede tiesempfiindenc nnd ansgesprochene Liebe znr Natnr fördert das Schönheitsgefühl
nnd macht den Trieb des Rachahmens nnd eigenen Schaffens da, wo er schlummert, lebendig. Zn welcher Form er
zur Jncarnation gelangt, das hängt von jencm unerforschten Geheimnisse oer Begabnng ab. Bei nnserem Freunde
ofsenbarte sich eine solcbe srühzeitig in einer geschickten Handhabung von Stift und Pinsel. Tcbon in seinem achtcn
Jahre wagte er sich an das Porträt seines Vaters, nbcr dessen Aehnlichkeit man des Rühmens im Dorfe kein Ende
sand, und an sigürliche Entwürfe.

Diese nrsprünglichen Kunstbestrebnngeii wurden noch durch einen besonderen Umstand begünstigt Zn den Nebein
vcrdiensten seines Baters gehörte auch die Anfertignug von ländlichen Hochzeits- nnd Kindtaufsaddressen, von Erin-
nerungsblättern an jene Stationen des Lebens, die man gerne dnrch ein bischen Säimnck auszeichnet vor der glanz-
losen Alltäglichkeit, von Formnlarien nnd Diplomen für Verlobungen, Eheversprecben u. a. Er schrieb sie gar fein
und zierlich und ivutzte sie zudem noch kunstfertig zu illnstrireii Der jnnge Eonrad bewährte sich alsbald als ein so
handsamcr Mitarbeiter, daß ihm schlietzlich der Vatcr den artistischen Theil völlig selbständig überliest nnd seine eigene
Geschicklichkeit alsbald von der seiues Söhnleins überholt sah.
 
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