Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 28.1868

DOI Heft:
I. Conrad Hitz. Eine biographische Skizze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28615#0006
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sich in -cr Tecimik und >n tcr Licherhcit tes Btickcs ;u vervoUtommncn. Tic AqnareUorbeilen bll-eten blvs nebenhin
-as Biittel ;ilr Sicherung -er Eristcn;, wvzu ihm -ie hvhc Gnnst -er Kvnigin Therese in nicht geringeni Maße bc
hiiflich ivar. „WvUtc stemand" sv bemertt Hitz in seiuen eigenen Äufzcichnnngen - „in -iefer Äcanier vvn mir
gemalt sein, fv mußte er es nngewöhnlich thener bezahlen, theurer als -ie Kvnigin selbft, -ie ich mit Recht als meine

Wvhlthäterin betrachtetcv Oft verlangte -iese meine Arbeiten in Oel zn fehen, freute sich, wenn sie Fvrtschritte zu

ent-ecken glaubte un- sagtc mir Wvrte -er Aufmunterung."

Sv war- -er Erwcrb, -ie nvthwen-ige M-inguiß -es Vebens, mit -em Ltu-ium un- ernfter Weiterbilbung iu
mvglichftes chsteichgewicht gebracht. Peter vvu Cvruelius, Heuirich Heß u. A. gaben Anregung nnd Belehrnng.
'.stamentlich spricht Hitz in seineu Aufzcickniungeu vvn Meister Cvruelius mit rühren-er Pietät. Zhm hatte er eine
Lkizze seiner Vebensfchickfale mitgetheilt, um, „als alter, bärtiger Kerl milten nnter Jiinglingcn" einer falfchen Beur
theilung zu eutgehen; seiu liebevvllcs nn-aufmuiiterndes Wvrt spvrnte -en Lernbegierigen mächtiger als alles An-ere
zu Ansdauer un- Beharrlichkeit.

Erft nach längereui Ilufenthalte in Ätünchen gelang es Hitz, mit dem berühmten -amaligen Hvfmaler Stieler
iu Berührung zn kvnimcn. Die Plastik und Schvuheit sciner Pvrträts, ihr klares, -urchsichtiges Cvlvrit begeisterteu
ihn, un- es war -ie Erfüllung feines hvcbsten Wunsches, als sich ihm durch -ie huldvvlle Bermittelung -er Kvnigin,

-as Atelier -es Bieisters erschlvß. Er -urfte uicht nur unter seinen Auspizien, fvndern selbst nnmittelbar an -er

Lollen-ung seiner Bil-er mitarbeiteii. Zn -ieser Schule und bei -em fvrtgesetzten Studium der ältern Meister,
namentlich Van Dhck's, machte Hitz sv erhebliche Fvrtschritte in -eni vvn ihm erwählten Zweige -er Kunst, -aß er
alsbald einen achtbaren Ruf gewann und zahlreiche Bestellungen seinen Verdienst sickierten. Er hatte fich eine Lel.m.
stellung errungen, -ic ihm -ie Gründung eines eigeuen Heerdes nicht nur wünschcnswerth machte, sondern auch ihren
glücklichen Bestand sicherte. Sv entfchloß er fich -enn, -as Juuggesellenleben anszngeben. Ani 13. Dezember 1833
reichte er Fräulein Lvuife Hanhart, Tvchter -es Herrn Hanhart, Psarrer in Winterthur, -ie Hand am Altare, und
fand an ihr eine treue, liedende Lebensgefährtin, -ie ihm durch -ie lichien un- dunkleu Tage seiner Künstlerlaufbahn
das freundlichc Cieleite gab. Just uüt dem Bil-niffe seiner jungcn Frau, die er im bräutlichen Schmncke malte
erweiterte er auch seineu Künstlerrus un- -cn Kreis seiner Freunde uud Gönner.

Um jjene Zeit begaun er auch -er Sphäre seiner Thätigreit einc größere Aus-ehiiung ;u geben Nicht vhne
Glück versuchte er fich im Facbe -er Genremalerei, und der Absatz seiner Bilber mvge für -ie Anerkennnng fprechen,
die sie ini Publikum fanden. Zwei -erselben erwarb -er Kvnig vou Würtemberg; eines (schlafendes Mädchen am
Brnunen, lebensgrvßes Kniestück) Fürsr Thurn uud Taris in Negensbnrg für seine bedeutende Privatsammlung;
ein Biertes (Gretchen aus Fauft, gleichfalls lebensgrvßcs Kniestück) der Kunstverein in München. Letzteres ging
noch vvr der Verlvvsnng der angekauften Kuustgegeiistände in den Befitz des damaligen Kronprinzen, -es jüugst ver-
storbeuen Maximilian H. über. „Diese Bil-er" — bcmerkt eine Kritil der ueuen Zürcber-Zeitung (Älo. 330 Nv-
vember 1866> — „waren, was man jetzt Sitnativnsbilder zu nennen pflegt, kcine stvlvollen und tiefsinnigen Kvmpo-
fitionen, svnderu mehr ein au ein fchönes Nfv-etl sich anlehnendes Stück anmuthigen Lebens mit geschmackvoller
technischer Behandlung."

Zu besonderer Genugthuung gereichte es nnserem Hitz, als ihm der Auftrag eiues schweizerischen Knnstsreundes
ward, -as Bilduiß des Direktvrs Cornelius zu malen, und dieser ihm uicht nur bereiiwillig saß, sonderu auch seiner
SckLpfung die Auerkeiiiinng nicht versagtc. Daß ihn übcrhaupt seine Landsleute trvtz der Uebersiedluug in die Fremde,
nicht ans den Augen verlvren, beweist die große Zahl vvn Bestellungen, dic bis in -ie letztere Zeit seines Wirkens
aus der Schweiz an ihn gelangten uud dic ihn eine Neihe vvn Fahren hindurch veranlaßten, Ncvnate lang in seiner
alten Heimat zn verwcilen Namcntlich war es der kunstsinnige Oberrichter Füßli, dessen eifriger Theiluahme er
die Verbreitung seines Renvmmees in -er Schweiz verdankte. Lv gestaltcten sich aucb seine äußeren Verhältnisse
erfreulich und günstig und gewahrten ihm das Glück eines aumuthigen Familienlebens. —

Wer mvchte läugnen, daß auch unsere Ansichten über Kunst nnd unser Geschmack au Kuustgegenständen den
eivigen Bcdingungen des Wechsels unterliegen? Zwischen Göthes „italienischer Reise" »ud den „kritischen Gängen"
liegt eine zahllvse Reihe von Wandlungen, und das Sprichwvrt, daß der Lebende Recbt hat, gilt auch anf -em Gebietc
 
Annotationen