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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 28.1868

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II. Uebersicht der Sammlungen der Künstlergesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.28615#0010
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niger Weise zu belehren, Bon solä'en Arbeiren zeigt der dritte Band noch 1l>6 Bl,, eenen nock 109 Bl, von ver

Hand seines Sohnes Johannes beHesngt sind, die sreilicb weit hiuter den seinigen znrückbleiben, Sen vierten Bano

schmücken Zeichnnngen ans zwei Stizzenbncl'ern von Konrad Meyer, deren Blätter, wie die aller nbrigen auf testes
Papier ausgesetzt werden mußten, wenn sie nicht zn Grnnde gehen sollten, Gewbhnlicb wnrden dann zwei in einen
Band vereinigt, hier eines von 90 und eines von 79 Bl, Diesz ist auch der Fall bei einem Bande in Ouerquart,
welcher auf 59 Blättern 83 Zeichnungen zeigt, Fnteressant in diesen Stizzenbüchern sind die vielen Ansichten der
Stadt Zürich, von den verschiedensten Standpnnkten, von Auszen und im Innern, uno einer Mcnge malerischer
Partien und Hänsergrnppen aus ihrer Umgebnng und aus vielen Gegenden oes Kantons, Ueber dicsen binans

gingen die Wanoerungen der fleiszigen Künstler nnr ins Glarnerlano nnd die klcincn Kantonc,

Noch solgt ein Band in gleicbem Iormat, entlialtend zivei Skizzenbücher von Dietrich Nkever, oem Goldschmied,
der sich hier in Arabesken mit Genien und Thieren als ein sehr geschickter Zeickmer zeigt, Wie oenn aucb in der
Sammlung zwei von ihm selbsk radierte Platlen mit Arabesken vorhanoen sind, ans denen ersichtlich wie sehr oieser
Goldschmiedmeister sich bestrebte, sein Handwerk zur Knnst zu erhebcn nnd mit mancherlei Knnltnbungen zn
verbinden,

Gine sehr werthvolle Ergänzung dieser Mevenscben Sammlnng bilden orei Skizzenbücber von Konrad Mever,
welche aus dem Nachlas; von Akartin Usteri durch scine Schwestern schon 1830 oer Gescllschast geschenkt ivurden nnd
wovon das cine noch in seinem ersten grünpergamentnen Ginbande sich befindet, wie es ocr junge Künstler oen 1, Niai
1642 in Frankfnrt am Main gekanst, Es enthält meist landschastlicbe, besonoers Banmstndien, Die 65 Blätter der
beiden andern Skizzenbüchcr mit vielen Prospekten sind in einem Bande vereinigl,

Noch reiht sich diesen Knnstschätzen ein Stammbnch lAlbnm) in nrsprünglicher Gestalt, ein dickes Duodezbändcben
mit Goldschnitt an, welches Rudolf Mever sich Anno 1627 angeschafst hatte Es enthält aber nnr fünf Zeickmnngen, mii
welchem Frennde ihn erfreuten, und zehn Seiten lateinische Berse von einem Berwandten wahrscbeinlich, Peter Piever,

Damit scheiden wir von einer höcbst achtbaren Künsrlersamilie, deren oft angebrachte Wahlsprüchei „an Gottes
Segen ist alles gelegen" nnd „Knnst bringt Gunst", sich au ihnen bewährt haben, Dietrich der Vater, Konrad
der Sohn nnd Dictrich 0er Enkel, erreichten, von ihren Mitbürgern um ihrer Knnsr uno ihres Wandels willen hocb-
geehrt nnd zu Aemtern nnd Würden erhoben, ein höheres Alter, und mehrten ein volles .Jahrhundert hindurcb den
Rnhm der Baterstadt nach Jnnen nnd Außen,

An eine andere Künstlerfamilie, die anch schon im siebenzehnten Iahrhundert, ganz besonders aber im achtzebnten
berühmte Namen zählte, erinnert uns ein Band vou Handzeichnungen der Gebrüoer Heinrich, Rndolf nnd Kaspar
Füßli, der nns nun znr Erwähnung folgt, Es sind diesz die Söhne des I, Kaspar Füszli des älteren, Bersasser der
Geschichte dcr Künstler in dcr Schweiz. Rudolf, geb. 1737, ist oerjenige, desscn Biographie das Nenjahrsstück von
1809 enthält, der später in Wien lebte und dort starb, Joh, Heinrich, geb. 1742, der neben West und Reinold in
- pondon als groszer Historicnmaler galt, und Hs. Kaspar, ivelcber vortrefflich Jnsekten nnd Pftanzen malte und mehrere
entomologische Werke herausgab, starb schon 1786

Der Band enthält nur Arbeiten aus den Knabenjahren der drei talentvollen Brüder, Pon Heinrich, der voram
gestellt ist, 104 Zeichnnngen »ach Knpserstichen nnd andern Vorlagen, Pieles auch schon von eigener Ersindung. In
diesen Kompositionen des zwölfjährigen Knaben spricht sich der Hang zum gigantifchen, gespensterhasten nnd wiedcr
zum derb satprischen schon in merkwürdigcr Weise aus. Es ist diesz auch schon bei der Wahl oer kopirten Blätter
der Fall, die meist auf Kricg nnd Mordscenen, nächtliche Räuber- und Geistergescbicbten oder krasse Spoltbil
der alter Holzschnitte und Radierungen siel, Sonderbar genug ist anch die Answahl der Gegenstänoe sür die
Zeichnungen dcr beiden alidern Brüder, von denen 99 Blätter vorhanden sind, dic ebenfalls von frühthätigem Knnst-
sinn zeugen.

Als ein Zeitgenosse und theilweise Schüler des Paters Füszli reiht sich Johannes Kölla von Stäsa 11730—1778
hier an, Das grosze Talent dieses Banernsohnes, der ohne alle Anleitnng den Pinsel ergriff und ersi spät einigen
Unterricbt genosz, spricht sich, man möchte sagen, in jedem Striche der 38 Bleistiflzeicbnnngen ans, welche der kleine
Band enthält, Alles Bildnisse von Dorfgenossen, jedes Alters nnd Geschlechts.
 
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