Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 44.1884

DOI Heft:
Erinnerungen aus der Landesausstellung 1883 in Zürich
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43106#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TCri n n erringen
aus der


L/1 ^°r£en ^eS ers^en Mai traf unsere liebe Vaterstadt in Aufregung und Spannung, war es doch
der längst ersehnte Eröffnungstag der Landesausstellung. Noch hing eine düstere Wolkendecke über
dem Land, aber schon flatterten, ächtes Festwetter und Festjubel verkündend, die bunten Flaggen von
Dächern und Thürmen. Allmälig hüllten sich auch die Strassen in ihr lustiges Festkleid und Gäste von
Nah und Fern zogen in Schaaren durch die Gassen oder rollten in überfüllten Omnibussen und Tram-
wagen ihrem Absteigequartier zu.
Die letzte Hand anzulegen an ihr Werk, eilten noch Hunderte von Ausstellern dem Festplatze zu.
In wenig Stunden sollte die Eröffnung stattfinden und noch lagen alle Gänge voll Kisten und Waaren,
überall wurde gehämmert, bemalt, verglast. Auf haushohen Leitern stehend, befestigen Arbeiter reich-
bestickte Ridaux, andere drapiren die Tliüren, viele mit ihrer Arbeit fertig, packen zusammen, leisten
aber willig hülfreiche Hand, die schmucken Sachen vor Staub zu schützen, denn schon rückt das Heer
der Putzerinnen auf, die waschend und platschend alles vor sich herschieben, um schliesslich allein noch
das Feld zu behaupten.
Es ist stille geworden in den Hallen, wo seit Wochen so viel hundert fleissiger Menschen in rast-
losem Eifer schafften. Von frischem würzigen Luftzuge getrieben, hebt sich der Dunst und Staubnebel.
Die Hüllen sind fort und nun funkelt und glitzert es durch den tiefen, weiten Saal, in dessen Hinter-
grund eine hochaufgebaute Orgel in den ersten Strahlen der Sonne leuchtet. Das Werk ist vollendet,
schmuck und frisch enthüllt sich die Ausstellung vor unsern Augen. Noch einen Blick über die Blumen-
parterres, den sammtnen Rasen, die Fontaine, zu den einladenden Pavillons unter den schlanken Ulmen,
die jetzt im Frühlingsfestgewande prangen, dann hinaus, das Fest beginnt.

Lassen wir das Fest, über dessen Verlauf die Zeitungen zur Genüge berichtet haben. Zum genuss-
vollen Betrachten all des Schönen und Interessanten bedarf es ruhigere Tage.
Doch allzulang lässt es uns nicht, der Blick hinter die Coulissen lässt uns keine Ruhe und so
schliessen wir uns den langen Zügen an, die nach dem Ausstellungspark hinpilgern. Denn Park nennt
man jetzt, was einst einfach Schützenplatz geheissen, dann , als die Eisenbahn die Zielwälle, Dorn-
 
Annotationen