RATIONALISIERUNG IM HAUSHALT
von Grete Lihotjky
Jede denkende Frau mufj die Rückftändigkeit bisheriger Haushalfführung
empfinden und darin fchwerfte Hemmung eigener Entwicklung und fomit
auch der Entwicklung ihrer Familie erkennen. Die Frau, an die das heutige
haftige Grorjftadtleben weit höhere Anfprüche ftellt, als das befchauliche
Leben vor 80 Jahren, ift dazu verdammt, ihren Haushalt, einige wenige Er-
leichterungen ausgenommen, noch immer fo zu führen wie zu Grofjmutters
Zeiten.
Das Problem, die Arbeit der Hausfrau rationeller zu geftalten, ift faft für alle
Schichten der Bevölkerung von gleicher Wichtigkeit. Sowohl die Frauen des
Mittelftandes, die vielfach ohne irgend welche Hilfe im Haufe wirtfchaften,
als auch die Frauen des Arbeiterftandes, die häufig noch anderer Berufsar-
beit nachgehen müffen, find fo überlaftet, dar) ihre Überarbeitung auf die
Dauer nicht ohne Folgen für die gefamte Volksgefundheit bleiben kann.
Schon vor mehr als 10 Jahren haben führende Frauen die Wichtigkeit der
Entlaftung der Hausfrau vom unnötigen Ballaft ihrer Arbeit erkannt und fich
für zentrale Bewirtfchaftung von Häufern, d. h. für Errichtung von Einküchen-
häufern eingeferjt. Sie fagten: warum follen 20 Frauen einkaufen gehen,
wenn eine dasfelbe für alle beforgen kann? Warum follen 20 Frauen in 20
Herden Feuer machen, wenn auf einem Herd für alle gekocht werden kann?
Warum follen 20 Frauen für 20 Familien kochen, wenn doch bei richtiger
Einteilung 4-5 Perfonen diefelbe Arbeit für 20 Familien beforgen können?
Diefe jedem vernünftigen Menfchen einleuchtenden Erwägungen haben be-
ftochen. Man baute Einküchenhäufer. Bald aber zeigte fich, dafj man 20 Fa-
milien nicht fo ohne weiteres in einen Haushalt vereinigen kann. Abgefehen
von perfönlichem Gezänk und Streit, find ftarke Schwankungen in der mate-
riellen Lage der verfchiedenen Bewohner unvermeidlich, weshalb der Zufam-
menfchlufj mehrerer Familien notwendig zu Konflikten führen mufj. Für Ar-
beiter und Privatangeftellte aber, die in verhältnismäßig kurzer Zeit arbeits-
los werden können, fcheidet das Einküchenhaus von vornherein aus, da der
Arbeitslofe feine Lebenshaltung nicht foweif herabdrücken kann, als für ihn
notwendig wäre. Das Problem der Rationalifierung der Hausarbeit kann alfo
nicht für fich allein gelöff werden, fondern mufj mit notwendigen fozialen Er-
wägungen Hand in Hand gehen.
Nach den bereits gemachten Erfahrungen erkennen wir, dafj wir beim Einzel-
haushalt bleiben, jedoch dielen fo rationell wie nur irgend möglich geftalten
müffen. Wie können wir aber die bisher übliche kraft- und zeitvergeudende
Arbeitsweife im Haushalt verbeffern? Wir können die Grundfätje arbeitfpa-
render, wirffchaftlicher Betriebsführung, deren Verwirklichung in Fabriken und
Büros zu ungeahnten Steigerungen der Leiftungsfähigkeit geführt hat, auf
die Hausarbeit übertragen. Wir müffen erkennen, dafj es für jede Arbeit Bild 34: frankfurter Küche
120
von Grete Lihotjky
Jede denkende Frau mufj die Rückftändigkeit bisheriger Haushalfführung
empfinden und darin fchwerfte Hemmung eigener Entwicklung und fomit
auch der Entwicklung ihrer Familie erkennen. Die Frau, an die das heutige
haftige Grorjftadtleben weit höhere Anfprüche ftellt, als das befchauliche
Leben vor 80 Jahren, ift dazu verdammt, ihren Haushalt, einige wenige Er-
leichterungen ausgenommen, noch immer fo zu führen wie zu Grofjmutters
Zeiten.
Das Problem, die Arbeit der Hausfrau rationeller zu geftalten, ift faft für alle
Schichten der Bevölkerung von gleicher Wichtigkeit. Sowohl die Frauen des
Mittelftandes, die vielfach ohne irgend welche Hilfe im Haufe wirtfchaften,
als auch die Frauen des Arbeiterftandes, die häufig noch anderer Berufsar-
beit nachgehen müffen, find fo überlaftet, dar) ihre Überarbeitung auf die
Dauer nicht ohne Folgen für die gefamte Volksgefundheit bleiben kann.
Schon vor mehr als 10 Jahren haben führende Frauen die Wichtigkeit der
Entlaftung der Hausfrau vom unnötigen Ballaft ihrer Arbeit erkannt und fich
für zentrale Bewirtfchaftung von Häufern, d. h. für Errichtung von Einküchen-
häufern eingeferjt. Sie fagten: warum follen 20 Frauen einkaufen gehen,
wenn eine dasfelbe für alle beforgen kann? Warum follen 20 Frauen in 20
Herden Feuer machen, wenn auf einem Herd für alle gekocht werden kann?
Warum follen 20 Frauen für 20 Familien kochen, wenn doch bei richtiger
Einteilung 4-5 Perfonen diefelbe Arbeit für 20 Familien beforgen können?
Diefe jedem vernünftigen Menfchen einleuchtenden Erwägungen haben be-
ftochen. Man baute Einküchenhäufer. Bald aber zeigte fich, dafj man 20 Fa-
milien nicht fo ohne weiteres in einen Haushalt vereinigen kann. Abgefehen
von perfönlichem Gezänk und Streit, find ftarke Schwankungen in der mate-
riellen Lage der verfchiedenen Bewohner unvermeidlich, weshalb der Zufam-
menfchlufj mehrerer Familien notwendig zu Konflikten führen mufj. Für Ar-
beiter und Privatangeftellte aber, die in verhältnismäßig kurzer Zeit arbeits-
los werden können, fcheidet das Einküchenhaus von vornherein aus, da der
Arbeitslofe feine Lebenshaltung nicht foweif herabdrücken kann, als für ihn
notwendig wäre. Das Problem der Rationalifierung der Hausarbeit kann alfo
nicht für fich allein gelöff werden, fondern mufj mit notwendigen fozialen Er-
wägungen Hand in Hand gehen.
Nach den bereits gemachten Erfahrungen erkennen wir, dafj wir beim Einzel-
haushalt bleiben, jedoch dielen fo rationell wie nur irgend möglich geftalten
müffen. Wie können wir aber die bisher übliche kraft- und zeitvergeudende
Arbeitsweife im Haushalt verbeffern? Wir können die Grundfätje arbeitfpa-
render, wirffchaftlicher Betriebsführung, deren Verwirklichung in Fabriken und
Büros zu ungeahnten Steigerungen der Leiftungsfähigkeit geführt hat, auf
die Hausarbeit übertragen. Wir müffen erkennen, dafj es für jede Arbeit Bild 34: frankfurter Küche
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