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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Schütte-Lihotzky, Margarete: Rationalisierung im Haushalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0161

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Bild 35: FRANKFURTER KÜCHE

einen beften und einfachften Weg geben muß, der daher auch der am we-
nigften ermüdende ift. Für 3 Arbeitsgruppen, das find Hausfrauen, Fabrikan-
ten und Architekten, ift es eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe,
in gemeinfamer Arbeit diefe einfachfte Art der Ausführung jeder Hausarbeit
zu ermitteln und zu ermöglichen.

Unter den Hausfrauen wird die geiftig gefchulte Frau auch immer rationeller
arbeiten. Sie wird, unterftütjt von richtigen Geräten und Mafchinen und bei
richtiger Wohnungseinteilung bald die zweckmäfjigfte Art und Weife ihrer
Arbeit erkennen.

Unter den Fabrikanten (mit Ausnahme der Möbelfabrikanten) gibt es heute
fchon viele, die fich auf die neuen Forderungen unferer Zeit einftellen und
brauchbare, arbeitfparende Geräte und Mafchinen in den Handel bringen.
Die weitaus größte Rückftändigkeit aber herrfcht noch bei der Art der Woh-
nungseinrichtung. Wann wird die Allgemeinheit einmal erkennen, welche
Art der Wohnungseinrichtung die für fie zweckmäfjigfte und befte ift? Jahre-
lange Bemühungen des deutfchen Werkbundes und einzelner Architekten,
unzählige Schriften und Vorträge, in denen Klarheit, Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit der Einrichtung und Abkehr von dem überlieferten Kitfeh der leg-
ten fünfzig Jahre verlangt wurde, haben faft garnichts genüfjt.
Kommen wir in die Wohnungen, fo finden wir noch immer den alten Tand
und die üble übliche „Dekoration". Daß alle diefe Bemühungen praktifch fo
wenig Erfolg hatten, liegt in der Hauptfache an den Frauen, die merkwür-
digerweife den neuen Ideen wenig zugänglich find. Die Möbelhändler
fagen, die Käufer verlangen immer wieder das Alte. Die Frauen nehmen
lieber alle Mehrarbeit auf fich, um ein „trauliches und gemütliches" Heim zu
haben. Einfachheit undZweckmäßigkeit hält die Mehrzahl heute
noch für gleichbedeutend mit Nüchternheit. Das Hochbauamt der
Stadt Frankfurt a. M. hat durch Aufteilung eines vollftändig eingerichteten
Mufterhaufes bei der im Rahmen der Frankfurter Meffe ftattfindenden Aus-
teilung „Die neue Wohnung und ihr Innenausbau" verfucht, die Menfchen
vom Gegenteil zu überzeugen. Es will beweifen, daß Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit nicht nur Arbeitserfparnis bedeuten, fondern, verbunden mit gutem
Material und richtiger Form und Farbe, Klarheit und Schönheit ift.
Auf diefer Ausftellung hat eine eigene Abteilung des Frankfurter Hausfrauen-
vereins die Wichtigkeit der Rationalifierung des Haushalts befonders vor
Augen geführt. Diefer Teil der Ausftellung mit dem Titel: „Der neuzeitliche
Haushalt" behandelte in erfter Linie das Problem der arbeitsfparenden Küche.
Als befonders lehrreiches Beifpiel für Schritt- und Grifferfparnis wurde zu-
erft eine vollftändig eingerichtete Speifewagenküche und -Anrichte ausgeteilt.
Drei weitere eingerichtete Küchen mit eingebauten Möbeln, von denen
die erften zwei in Frankfurt rund 3000 mal ausgeführt werden, zeigten, wie
durch richtige Einteilung und Anordnung der Möbel die Arbeit erleichtert

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