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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Behne, Adolf; Westheim, Paul: Zur Ästhetik des flachen Daches
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Bierhalter, Willi: Dichtungsmassen für Flachdächer
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0226

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flaches Dach eine reine Zweckmäfjigkeitsfrage. Wobei auch bedacht fein follte,
daß es durch die Praxis fchon längft bewährt ift. Neutra fpricht in feinem le-
fenswerten Buch: „Wie baut Amerika?" wie von etwas Selbftverftändlichem
von „den gebräuchlichen flachen Dächern". Und wer Gelegenheit hat, einmal
vom Flugzeug aus auf Berlin herabzufehen, wird die Feffftellung machen
können, dafj feit 100 Jahren mindeftens 60% aller Berliner Bauten mit flachem
Dach eingedeckt find. Nach den Straßen zu ift das nur immer kafchiert worden.
Daß eine Gefühls- und Gemütstradition zunächft gegen das flache Dach fich
auflehnt, ift nicht zu verwundern. Zunächft hat man ja auch geglaubt, den
Eifenträger mit Akanthusornamenten „fchmücken" zu muffen. Heute lehnt fich
kein Gefühl und kein Gemüt mehr gegen den nackten, den fachlich kongru-
ierten Eifenträger auf. Im Gegenteil, die technifche Konftruktionsform wird als
Schönheit empfunden. In der Architektur herrfcht noch mehr das Gefeß der
Trägheit. Die Trägheit hindert; aber man braucht fie nicht fo auswuchern zu
laffen, daß fie verhindert.

DICHTUNGSMASSEN FÜR FLACHDÄCHER

Von Dr. ing. W. Bierhalter, Leiter der Materialprüfungsftelle
der Stadt Frankfurt a. M.

Die Verwendung von bituminöfen Maffen als Material für Dachbedeckungen
hat mit der Einführung des Flachdachs in den letjten Jahren beträchtlich zu-
genommen.

Je nach Art und Herkunft der zurHerftellung von Dachbedeckungsmaterialien
verwandten Ausgangsffoffe ift die Befchaffenheit der auf dem Markt befind-
lichen Präparate fehr verfchieden. Um eine fachgemäße Auswahl zu treffen,
ift es daher unbedingt erforderlich, fich mit den für das Bauwefen wichtigften
Eigenfchaften der Bitumina vertraut zu machen.

Eine charakteriftifche Eigenfchaft der bituminöfen Stoffe ift die Art des Uber-
gangs vom feften in den flüffigen Zuffand. Diefer Ubergang erfolgt verhält-
nismäßig fehr langfam über eine Reihe von Zwifchenftadien: die Maffe wird
beim Erwärmen zuerft plaftifch, dann zähflüffig und nach weiterer Erwärmung
dünnflüffig.

Da das Bitumen nur in feinem plaftifchen und zähflüffigen Zuftand feinen Zweck
als elaftifche, fchmiegfameund klebende Schußhaut erfüllen kann, ift es von gro-
ßer Bedeutung, daß der Erftarrungspunkt,d. h. der Ubergangspunktvom feften,
fpröden in den plaftifchen Zuftand, und der Topfpunkt, der das Eintreten einer
gewiffen Dünnflüffigkeit kennzeichnet, möglichft weit auseinanderliegen.
Am beften bewährt für die Herftellung von Dachbedeckungsmaterial hat fich
das bei der Rohpetroleumdeftillation als Rückftand gewonnene Petrolbitumen.

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