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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Behne, Adolf; Westheim, Paul: Zur Ästhetik des flachen Daches
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0225

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ZUR ÄSTHETIK DES FLACHEN DACHES

von Dr. Adolf Behne-Berlin

baurat a. D. Berlin

Das (teile Dach hat feine Schönheit — dort, wo es fich mit dem Hauskörper
zu einer klaren und einfachen Form verbindet. Die Reihen von Handwerker-
und Bürgerhäufern in alten Städten, einheitlich im Neigungswinkel, einheitlich
in der Form, einheitlich im Material ihrer Dächer, die Gebundenheit mittel-
alterlichen Lebens fpiegelnd, können unfer Auge immer wieder erfreuen.
Aber in fpäterer Zeit begann man, das Dach „intereffant" zu machen, und
fchliefjlich wurde das Dach, als nämlich feine Formen nicht mehr motiviert
waren, zu einem architektonifchen „Motiv".

Bild 9: baublock der gehag = SIEDLUNG »A/ ■ ■ M t i •■ , f. ■ , ■ . , ■ ,

Berlinsbritz. Architekt Bruno Taut b da. Stadt» Walm und Manlarde lierjen lieh lo leicht mißbrauchen, und wenn man das

Türmchen, die kleine Kuppel, die Attika und den möglichft häufigen Wechfel
des Materials, fchliefjlich auch noch einen Schuf} falfch verftandener „Heimat"
hinzunahm, konnte und mufjte jener Dach-Wirrwar entftehen, der über den
Wohn-Vierteln der letjten Jahrzehnte gegen den Himmel zappelt.
Was wufjte man nicht alles aus einem „Dach" zu machen!
Oft fchien das Haus nur ein befcheidener Sockel für die Architektur des Daches
zu fein.

Welch eine Wohltat, dafj die neuen Baumeifter einen ganz radikalen Strich
durch diefen Unfug machen.

Die Lofung „flaches Dach" befagt nichts anderes, als dafj das Gewiffen wieder
wach geworden ift für die urfprüngliche gefunde Bedeutung des Daches,
über die wirtfchaftlichen und fechnifchen Fragen des flachen Daches fprechen
in diefem Heft andere. Künftlerifch verbinden fich dem flachen Dache nicht
geringere Möglichkeiten als dem Steildache. Es nötigt uns, das Haus wieder
als einen einheitlichen Körper zu fehen, es begegnet unferer Neigung zu
klarer Beftimmtheit der Erfcheinung — und felbft wenn es kein anderes
Verdienft hätte, als den entfchloffenen Abbau der Dach-Stimmungs-Stilleben,
wäre fein äfthetifcher Vorzug fehr erheblich.

von Paul Weftheim-Berlin

Ich habe die Gepflogenheit, Hausbauten, Wohnfiedelungen gar, vom Grund-
rifj aus anzufehen. Faffade und Faffadengefinnung find ohnehin ja unfere
Leiden. Nicht nur in der Architektur. Es fcheint mir zunächft wichtig, dafj wir
zu Maffenwohnungen kommen, die wohnlich find, in denen man menfchlich
leben kann. Den Leuten, die endlich zu einer richtigen, für den heutigen
Menfchen brauchbaren Wohnung kommen, ift es wohl ganz gleich, was für
ein Dach — ob flach ob fteil — fie über dem Kopfe haben, fofern es nur
wafferdichf ift.

Für einen kubifchen Block — der eine fachliche Ausdrucksform ift, da ja die
Bild 10: baublock der gehag = siedlung Wohnzellen, aus denen das Haus fich aufbaut, Kuben find — ift das flache

berlin britz. Architekt Bruno Taut BDA.Stadt= p. . ... i. i -r.i i-t i r> i ■•■ ■ -i. i n i i

baurat a. d. Berlin Uach eine natürliche althetilche begrenzung. Im übrigen ilt das rroblem:

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