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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Boehm, Herbert: Baulanderschliessung in Frankfurt a. M. früher und heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0145

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BAULANDERSCHLIESSUNG

IN FRANKFURT A. M. FRÜHER UND HEUTE

von Städt. Baurat Herbert Boehm

AUFSCHLIESSUNGSBEISPIELE AUS Das ftädtebauliche Geficht Frankfurts ift nicht fehr ausgeprägt. Es fehlte die
DEM FRANKFURTER STADTPLAN |ancjesherrlich ftarke Hand, die manchen deutfchen Städten wie Karlsruhe,

Mannheim, Dresden, Potsdam u. a. fo ftark Richtung gegeben hat, dafj Tradi-
tion daraus wurde, die fogar in Zeiten kulturellen und damit ftädtebaulichen
Niederganges noch fpürbar bleibt. Es fehlt auch der beftimmende Einflufj
großer, homogener Bevölkerungsfchichten, wie er in vielen kleineren Acker-
bürgerftädten, in den Handelsftädten der deutfchen und holländifchen Kürte
und im weniger guten Sinne in den Mietskafernenvierfeln Berlins auf Schritt
und Tritt fpürbar ift. In der Altftadt ift diefe Homogenität der Stadtgeftaltung
noch vielfach lebendig, um 1800 feierte fie in der fchönen Ausficht noch ein-
mal Triumphe, dann aber ift der Weg durch das 19. Jahrhundert ein ftetiges
Jfe'I^I^IM^^si'^' 1 Bergab. Viel altes, wertvolles Erbe haben die an fich notwendigen und grofj-

Biid 12: MITTELALTER: Altftadt zügigen Durchbrüche der Aera Adickes zerftört; was an die Stelle des Alten

trat und was in den Aufjenvierteln neuerftand, war faft alles hemmungslos
individualiftifch. Der alfererbte Frankfurter Liberalismus auf allen Gebieten
und der zu fchnell erworbene Reichtum waren ein fchlechter Nährboden für
jede Stilbildung, die im Städtebau wie im Einzelbauwerk immer Disziplin,
Unterordnung, Gemeinfchaftsgefühl bedeutet.

Trotjdem laffen fich natürlich auch im Städtebaulichen oder im engeren Rah-
men des Themas in der Blockgeftaltung und Geländeerfchliefjung in den
einzelnen Entwicklungsphafen typifche Formen feftftellen, denen hier, ehe wir
zu den neuen Zielfetjungen kommen, kurz nachgegangen fei.
Solange die ftarren und nur langfam dem inneren Druck weichenden Befefti-
gungsringe - in Frankfurt find es drei konzentrifche Halbkreife — zur äufjer-
Biid 13: frühes xix. jahrhundert: Nördliche ften Sparfamkeit der Baulanderfchliefjung zwingen, drängen fich die Bürger-
häufer mit fchmalen Fronten, großen Tiefen, winzigen Hinterhöfen an engen
Gaffen in langgeftreckten fehr flachen Blocks zufammen. Gefchäfts- und Ver-
kehrsftraßen heben fich klar durch ihre verhältnismäßig große Breite gegen
die unendlich fchmalen Wohngaffen ab. Der Ausfchnitt aus dem Bebauungs-
plan (Bild 12) gibt ein gutes Bild diefer trotj krummer Fronten doch gefetj-
mäßig ftrengen Aufteilung eines gegebenen Raumes. Der weitere Raum
zwifchen Hirfchgraben und Anlagenring gibt fchon mehr Luft. Die Strafjen,
dem Bedürfnis des 17. u. 18. Jh. entfprechend, werden weiträumiger und ftraffer
in der Führung, die Fronten breiter, die Höfe luftiger. Dann verlieren Wall und
Graben ihre Bedeutung und werden 1810 in einen Anlagenring verwandelt.
Die militärifche Tuchfühlung der Feftungsftadt geht verloren, weite Viertel im

Weiten und Norden der Innenftadt werden verhältnismäßig locker mit frei-
Bild 14: SPATES xix. JAHRHUNDERT: Nordweft* , , , ■ .. r , , c- i ka l t

liehe innenftadt Itehenden oder in kürzeren Oruppen zulammengetaljten bin- und mehrta-

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