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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Schuster, Franz: Randbemerkungen: Das flache Dach
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Tessenow, Heinrich: Das Dach
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0261

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DIE TECHNISCHEN, WIRTSCHAFTLICHEN UND FORMALEN VORAUS-
SETZUNGEN DES FLACHEN DACHES SIND IN GEWISSEM SINN ZU NEU,
ALS DASS SIE NICHT ANGRIFFSPUNKTE GEBEN WURDEN.
Aber wer glaubt, das flache Dach fei nur eine Mode, und nicht die inneren
Zufammenhänge alles Bemühens um Neugeftaltung fieht — gleichgültig auf
welchem Gebiet — der überfieht überhaupt die zeitbedingte Stilbildung des
XX. Jahrhunderts, die zu einem einheitlichen Gefamtbild drängt.
Wir werden das flache Dach dort wo es uns richtig erfcheint, folange bauen,
bis es fo felbffverftändlich ift, wie die gotifchen Dome in derromanifchen Stadt,
wie die Zwiebeltürme neben den gotifchen Häufern, wie die Bauten Schin-
kels neben denen Balthafar Neumanns, wie überhaupt das Neue neben
dem Alten.

Das Neue wird immer angegriffen und muh fich durchfetjen gegen Gewohn-
heit und Trägheit; das ift in feinen aufbauenden Werten begründet und daher
find auf feiner Seite immer die Jugend, die Tatkraft und der Glaube an die
Zukunft.

DAS DACH*) Von Prof. H. Telfenow

Dem Dach iftesgleich,obesnureinGefchofj oder mehrere Gefchoffe überdeckt,
und jedes normale Fundament, das ein Erdgefchofj tragen kann, kann immer
auch zwei Gefchoffe tragen, und fo fteckt in jedem Wohnhausdach, das nur
ein Gefchoh überdeckt, wie auch in jedem Wohnhausfundament, das nur ein
Erdgefchofj zu tragen hat, eine gewiffe Verfchwendung, die hier, wo es fich
um größtmögliche Wirtfchaftlichkeit des Bauens handelt, tunlichft vermieden
oder wenigftens doch immer beachtet werden follte.

Ob im übrigen das Dach der Kleinhäufer beffer flach oder fteil eingedeckt
wird, kann heute als eine fchönfte Doktorfrage gelten, die fich mit vielem Für
und Wider leicht fchön länglich ausfpinnen läfjt; hier möge es genügen, nur
die am nächften liegenden Gedanken zu erörtern.

Unfere neuefte Baugefchichte, die voller fchärffter Kritik gegen alles Altertümeln
ift, ift auch voller Kritik gegen die alten, mehr oder weniger fteilen Dach-
formen; und diefe Ablehnung der fichtbaren Dächer hat viel Verlockendes;
denn ein gröfjter Teil aller Ungereimtheiten unferer landläufigen Hausbilder
würde nicht fein, wenn wir die zugehörigen Dächer nicht fehen würden.
Unfere heutige Vorliebe für flache Dächer hat ihren wichtigften Grund in

*) Mit Genehmigung dss Verfaffers aus leinem Werk „Wohnhausbau" entnommen.

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