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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Wichert, Fritz: Die städtische Kunstschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0095

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DAS NEUE

FRANKFURT

MONATSSCHRIFT FÜR DIE FRAGEN DER GROSSTADTGESTALTUNG

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SCHRIFTLEITER: ERNST MAY| VERLAG ENGLERT UND SCHLOSSER ■ FRANKFURT AM MAIN

DIE STÄDTISCHE KUNSTSCHULE von Prof. o, f. wichen

Der Wandel unferer ganzen Beziehungen zum Getriebe des Lebens, die
Taffache, dafj kein Wert mehr ficher fteht und alle überkommenen Verhältniffe
der genauen Durchficht bedürfen, fie werden von niemand ftärker empfunden
als von der leitenden Perfönlichkeit. Es ift heute nicht mehr möglich, einem
größeren Werke, einer Schule, einer Sfadtgemeinde, überhaupt irgend einer
Einrichtung vorzugehen und ihr zu dienen ohne gewiffenhafteste Prüfung der
gefamten Kulturlage. Wer aus feiner Sache etwas machen will, muh imftande
fein, ihren Dafeinszweck ganz neu und mit Überzeugungskraft zu begründen.
Er muh, wenn nötig, mit fchöpferifchen Entfcheidungen ihre Form folange um-
prägen, bis fie als zeugender Kulturorganismus mit unbeftreitbarem Dafeins-
recht wieder vor uns fteht.

Es ift in der erften Nummer diefer Zeitfchrift verfucht worden, unter dem Titel
„Zeitwende-Kunftwende'eine folche bejahende Gefamtanfchauung als Grund-
lage eines neuen Gestaltungswillens und ganz bestimmter Vorgänge auf
dem Gebiet der Frankfurter Kunftpflege einfchliefjlich der Baukunft zu ent-
wickeln. Jetjt handelt es fich darum, diefe naturgemäß nur umrifjhafte Darftellung
zu vertiefen und auf einzelne Haupterfcheinungen im Leben unferer Stadt,
wie überhaupt aller Grofjftädte, anzuwenden.

Nehmen wir die Kunftfchulen. Haben diefe koftfpieligen Anftalten heute noch
Sinn? Wer will denn noch Künftler werden? Ift Künftler fein nicht gleichbe-
deutend mit elend fein? Da die Kunft in diefer wirren und brutalen Zeit
B'id i: Richard Scheibe, schreitende offenbar nicht mehr leben kann, warum follen wir fie denn mit Gewalt er-

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