Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

DOI Artikel:
Le Corbusier: Die Eroberung des flachen Daches
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0229

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bild 11: WOHNHAUS IN STUTTGART. Architekt
Jeanneret=Le Corbufier, Paris.

DIE EROBERUNG DES FLACHEN DACHES

Von Architekt Le Corbulier, Paris

Es handelt fich tatfächlich faft um eine Eroberung, denn diefer neue Boden,
den man dem Dächermeer der Städte abgerungen hat, ift erft durch wieder-
holte Verfuche und durch einen mühfeligen Kampf gegen eine ihm vom erften
Tage an feindliche Einteilung unfer eigen geworden.

Das flache Dach in unferen (angeblich regenreichen) Gegenden entftand als
natürliche Folge der Ausbreitung einer neuen Bauweife: des Eifenbetons.
übliche Wirkung einer engbegrenzten Urfache: Tatfächlich regt die Sparfam-
keit dazu an, die Koften einer Konftruktion aus Holz mit Ziegeln oder Schiefer
herabzumindern. Wirtfchaftliche Erwägungen führen dazu, das flache Dach
zu wählen, fo dafj von nun an die Räume, die es deckt, eine vollkommen
viereckige Form haben. Durch das Flachdach fcheiden die Räume von unter-
geordnetem Wert aus, die man unter dem fchrägen Dach untergebracht
hatte (Manfarden).

Der Ingenieur betrachtete das flache Dach bei Induftriebauten längft als Selbft-
verftändlichkeit. Und die Architekten liehen die Ingenieure gewähren, denn
das hatte mit der Architektur nichts zu tun.

Bei Einzelnen aber lehnte lieh ein künftlerifches Gefühl gegen die herkömm-
liche Bauweife mit dem fchrägen Dach auf. Die Erkenntnis von etwas unendlich
viel Befferem löfte fchöpferifche Kräfte aus. Vielfache Erwägungen, folche archi-

167
 
Annotationen