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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Bierhalter, Willi: Dichtungsmassen für Flachdächer
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0227

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Hochwertiges Petrolbitumen befirjt einen Wärmeabftand vom Erftarrungs- zum
Tropfpunkt von 80 bis 100°. Bei richtig eingeteilter Konfiftenz bewahrt es
daher bei allen in unferen Breiten vorkommenden Temperaturen feinen
elaftifchen und zähen Zuftand.

Nicht alle Petrolbitumina find zur Verwendung als hochwertige Bindemittel
geeignet. So ift z. B. das aus galizifchem Erdöl gewonnene Bitumen infolge
feines hohen Paraffingehaltes als minderwertig zu bezeichnen, da Paraffin in
größeren Mengen die baufechnifch wertvollen Eigenfchaften ftark beein-
trächtigt.

Nicht zu verwechfeln mit Petrolbitumen ift das im Handel gewöhnlich als
Petrolpech bezeichnete Säureharz, ebenfalls ein Nebenprodukt der Rohpe-
troleumverarbeitung. Für die Herftellung hochwertiger Bitumenpräparate ift
es nicht geeignet.

Die Verwendung von Steinkohlenteer im Bauwefen hat in den letjten Jahren
infolge feines Preifes, der dem von Petrolbitumen wenig nachfteht, etwas
abgenommen.

Sfeinkohlenteer ift wefentlich weniger widerftandsfähig gegen Temperatur-
beanfpruchungen; fein Wärmeabftand zwifchen Erftarrungs- und Tropfpunkt
beträgt nur etwa 45°. Als weiterer Nachteil ift zu vermerken, dafj Steinkohlen-
teer ftärker zur Verfprödung neigt als Petrolbitumen und wefentlich empfind-
licher gegen die in den Atmofphärilien enthaltenen aggreffiven Stoffe ift.
Die Eigenfchaften von Steinkohlenteer können wefentlich verbeffert werden
durch einen Zufatj von Petrolbitumen oder wie dies bei einigen amerikani-
fchen Präparaten der Fall ift, durch Zufatj von befonders behandelten ölen.
(Gummiöle, geblafene öle und dergl.)

Die Ifolierabdeckungen mit Bitumen oder Teer erfolgen entweder in der Form
von Dachpappe oder als Anftrich mit den fogenannten Dachftreichmaffen.
Da die Verarbeitung von Dachpappe als bekannt vorausgefefjt werden darf,
erübrigt es fich, hier näher darauf einzugehen. Es foll daher im folgenden
lediglich die Verarbeitung von Ifolieranftrichmaffen ausführlicher befprochen
werden.

Die Dachftreichmaffen kommen entweder in der Form kalt zu verarbeitender
Paften oder als Heifjftreichmaffen zur Verwendung.

Die Paften enthalten aufjer der Bitumenbafis noch einen gewiffen Prozent-
fatj an leichtflüchtigen ölen, die das Verarbeiten in kaltem Zuftand ermög-
lichen und nach dem Aufbringen durch Verdunftung wieder verfchwinden.
Hierbei ift zu beachten, darj die Verwendung von Kaltftreichmaffen nur da
erfolgen kann, wo die Verdunftung der Leichtöle nicht durch luft-undurch-
läffige Abdeckungen verhindert wird.

Die Heifjftreichmaffen werden, wie fchon der Name fagt, in heifjem Zuftande
verarbeitet. Die Verflüffigung follte nur in Gefäfjen erfolgen, in denen durch
geeignete Vorrichtungen die Maffe vor einer überhifjung gefchütjt wird, da

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