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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 2) — Frankfurt, Leipzig: Van Düren, 1749

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8S.

Erſtes Hauptſtuͤck. Von Syrien.

3

Wos den Aglibolus anlanget, ſo iſt nicht zu zweifeln, daß er die Son-
ne oder den Belus vorgeſtellet habe; denn die Syrer koͤnnen dieſen Namen gar

wohl ſo ausgeſprochen haben welchen andere Baa

nennten (39).

ohne angehaͤngte Figuren, beygebracht wor-
den: da aber eine richtigere Abſchriſt davon
vorhanden, ſo dabey deutlicher abgebildet
iſt, als man ſie in andern Nachrichten der
Alterthuͤmer findet; ſo ſetzet man ſich ſelbi-
ge allhier zur Richtſchnur, ob ſie gleich von
der, im angezogenen Jahr 1685. bekannt
gewordenen, etwas unterſchieden. Die
Ueberſetzung davon lautet folgender maſ-
ſen: ö
„„Titus Aurelius Heliodorus Adrianus,
„von Geburt ein Palmyrener, Sohn des
„Antiochus, hat auf ſeine Koſten errichtet
„und gewidmet dem Aglibolus und Ma-
2³½
„dieſen Marmorſtein, und ein Zeichen,
„oder eine kleine Seule von Silber, zur
„ Erhaltung ſeiner ſelbſt, wie auch ſeiner
„Gemahlin und Kinder, im Jahr fuͤnfhun-
»dert ſieben und vierzig, im Monat Pe-
75 ritius 4.
Jetztberuͤhrtes halberhabenes Werk,
welches eine von denjenigen Geluͤbden ge-
weſen, die man ex Voto nennte, ſtellet das
Vordergebaͤude eines Tempels vor, ſo auf
zweyen nach corinthiſcher Bauart verfertig-
ten Seulen ruhet, uͤber welchem zwey Juͤng-
linge abgebildet ſtehen, in deren Mitte man
einen Baum ſiehet, den einige Alterthums-
forſcher fuͤr eine Fichte halten; es iſt aber
vermuthlich, daß es vielmehr ein Palmen-
baum ſeyn ſolle, welcher ſich beſſer auf die
Stadt Palmyra ſchickte. Zur rechten
dieſes Baums ſtehet der Goͤtze Aglibo-
lus, in der Geſtalt eines Juͤnglings; der
Rock, welchen er an hat, iſt mit einem
Guͤrtel aufgeſchuͤrzt, daß er ihm alſo nur
bis an die Knie reichet; uͤber dieſem traͤgt
er eine Art von einem Mantel. In der
Linken haͤlt er einen kurzen und runden

lachbelus, den Goͤttern des Vaterlands,

I, Belenus, Bel oder Belus

* Was

Stab. Der rechte Arm, worunter er viel-
leicht etwas anders traͤgt, iſt zerſtuͤmmelt. Zur
linken Hand des Baums, ſteht der Gott Ma-
lachbelus, welcher ebenfalls wie ein Juͤngling
abgebildet, und als ein Kriegsheld geklei-
det iſt. Er hat einen uͤber die Schultern
hangenden Mantel an; auf dem Haupt
traͤgt er eine zackigte Krone: hinter ſich
aber einen zunehmenden Mond, deſſen bey-
de Hoͤrner zu beyden Seiten in die Hoͤhe
ſtehen. Die Ueberſchrift zeiget zur Genuͤge,
daß Aglibolus und Malachbelus wirklich
zwey ſyriſche Gottheiten waren, weil ſie
Goͤtter desjenigen Landes genennet worden,
woraus der, welcher ihnen dieſes Denk-
mal gewidmet, gebuͤrtig geweſen.

(39) Die Veraͤnderung des Buchſtabens
e in o, iſt bey verſchiedenen Mundarten ei-
ner Sprache nichts ungewoͤhnliches. Das
Wort Agli aber bleibt unverſtaͤndlich, wenn
man nicht die Muthmaſung des gelehrten
Malavals annimmt, welcher vorgibt, daß
dieſes Wort, das Licht, ſo die Sonne
„herab ſtrahlet, bedeute. Er beſtaͤttiget
ſolches aus dem Heſychius, welcher unter
die Beynamen der Sonne, die Benennung
Aegletes ſetzet: denn man darf ſich nicht
wundern, daß die Griechen Aglibolus, an
ſtatt Aegletesbelos, geſprochen haben.

Daß uͤbrigens die Palmyrener die Sonne
angebetet, iſt eine ausgemachte Sache. Nach-
dem Herodian den gluͤcklichen Fortgang der
Waffen des Aurelius, welcher ſich der Stadt
Palmyra bemeiſtert, erzaͤhlet: ſo meldet er,
daß derſelbe, zum Andenken dieſes Sieges,
einen praͤchtigen Tempel zu Rom auferbauen
laſſen, worin er alle den Palmyrenern abge-
nommene Beute beygeleget, und, unter
andern Dingen auch die Bildſeulen der
Sonne und des Belus. ö
 
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