Zugabe zu dem ersten Hauptstück. *7?
§. ri. Das Alterthum betrachtets die Gesetze des^Mmos mit einer Msekm
ungemeinen Ehrerbietung und Verehrung. Plato, Artstoteles, der siei-skmer Ge^
lische Diodor, Pausanias, Plukarch und die meisten unter den weisesten und
grossen Leuten der alten Zeiten, haben von diesen Gesetzen weitläufig und
mit besonderer Hochachtung geredet. Lykurg, der berühmte lacedamom'sche
Gesetzgeber, schickte ausdrücklich weise Leute auf die Insel Kreta, diese
vortreffliche Gesetze des Minos abzuholen, um sie seinen Unterthemen vorzu-
tragen §). Man kann auch aus der weisen Policey der Kreter, aus ihren
Eroberungen, und aus ihrer vernünftigen und klugen Aufführung, gar leicht
den Schluß auf die Billigkeit ihres Gesetzgebers machen (7^
§. L L. Es würde gewiß allzu schwer fallen, wenn man eine Unter- Wen er sich
suchung vornehmen wollte , welches Muster dieser weise König sich vorge- dabey zum
stellet habe, einem so roh.-n , ungesitteten und unwissenden Volk, so heilsame
und auf die wahre Skaatsklugheit gegründete Gesetze zu ertheilen (8).
Man kann nicht leugnen, daß Minos von. dem Moses nicht sollte
haben reden hören. Seine Mutter, die Europa , war aus Phönieien.
Muthmaslich sind verschiedene ihrer Landsleute nach Kreta gekommen , und
haben sich da niedergelassen. Man findet, unter andern, einen Atymnus,
den Bruder der Europa , den man nach seinem Tod zu Gortyna als einen
Gott soll verehret haben ^). Diesem kann man den Mamas beysetzen,
so der geheime Schreiber des Minos, und ebenfalls aus Phönieien, sott ge-
wesen seyn 5). Dieses gibt wenigstens eine Muthmasung, daß die Ge-
(7) Merkwürdig ist hierbei) noch dieses,
daß der schon angeführte Joseph, der jeder-
zeit ein treuer Patriot seines Volkes gewe-
sen/ selbst bekennet, Minos scy unter den
alten Gesetzgebern der einzige, dessen Verglei-
chung mit dein Moses einen anscheinenden
Grund haben dürfte.
(8) Wenn die Ehrerbietung gegen einen so ein-
sehenden, als scharfsinnig gelehrten Prälaten,
nämlich den Bischof Huct, dem gar zu ei-
gentlichen und richtigen Ausschlag des Al-
tcrthums, mit Billigkeit vorgezogen werden
Uol'n. I. r. c. io.
f) L. Is.
(N.S. d. ä. R.G.)
setze
könnte: so wäre die Sache leicht zu entschei-
den. Nach der Mcynung diess gelehrten
Prälaten, ist Minos mit dem Moses, dem
groscn israelitischen Gesetzgeber, eine Per-
son gewesen. Unser Endzweck hindert uns,
dessen Vergleichung, in welcher verschiedene
Schwerigkeiten sich befinden, die einen
bedachtsamen Zweifler schwerlich zum Beysall
bringen werden, hier anzuführen. Wir
wollen nur dieses beysetzen, daß der Unter-
scheid zwischen dem Minos und dem hebräi-
schen Gesetzgeber Moses, fast gar zu hand-
greiflich ist.
,) 2^,0, lu Ivliuov,
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§. ri. Das Alterthum betrachtets die Gesetze des^Mmos mit einer Msekm
ungemeinen Ehrerbietung und Verehrung. Plato, Artstoteles, der siei-skmer Ge^
lische Diodor, Pausanias, Plukarch und die meisten unter den weisesten und
grossen Leuten der alten Zeiten, haben von diesen Gesetzen weitläufig und
mit besonderer Hochachtung geredet. Lykurg, der berühmte lacedamom'sche
Gesetzgeber, schickte ausdrücklich weise Leute auf die Insel Kreta, diese
vortreffliche Gesetze des Minos abzuholen, um sie seinen Unterthemen vorzu-
tragen §). Man kann auch aus der weisen Policey der Kreter, aus ihren
Eroberungen, und aus ihrer vernünftigen und klugen Aufführung, gar leicht
den Schluß auf die Billigkeit ihres Gesetzgebers machen (7^
§. L L. Es würde gewiß allzu schwer fallen, wenn man eine Unter- Wen er sich
suchung vornehmen wollte , welches Muster dieser weise König sich vorge- dabey zum
stellet habe, einem so roh.-n , ungesitteten und unwissenden Volk, so heilsame
und auf die wahre Skaatsklugheit gegründete Gesetze zu ertheilen (8).
Man kann nicht leugnen, daß Minos von. dem Moses nicht sollte
haben reden hören. Seine Mutter, die Europa , war aus Phönieien.
Muthmaslich sind verschiedene ihrer Landsleute nach Kreta gekommen , und
haben sich da niedergelassen. Man findet, unter andern, einen Atymnus,
den Bruder der Europa , den man nach seinem Tod zu Gortyna als einen
Gott soll verehret haben ^). Diesem kann man den Mamas beysetzen,
so der geheime Schreiber des Minos, und ebenfalls aus Phönieien, sott ge-
wesen seyn 5). Dieses gibt wenigstens eine Muthmasung, daß die Ge-
(7) Merkwürdig ist hierbei) noch dieses,
daß der schon angeführte Joseph, der jeder-
zeit ein treuer Patriot seines Volkes gewe-
sen/ selbst bekennet, Minos scy unter den
alten Gesetzgebern der einzige, dessen Verglei-
chung mit dein Moses einen anscheinenden
Grund haben dürfte.
(8) Wenn die Ehrerbietung gegen einen so ein-
sehenden, als scharfsinnig gelehrten Prälaten,
nämlich den Bischof Huct, dem gar zu ei-
gentlichen und richtigen Ausschlag des Al-
tcrthums, mit Billigkeit vorgezogen werden
Uol'n. I. r. c. io.
f) L. Is.
(N.S. d. ä. R.G.)
setze
könnte: so wäre die Sache leicht zu entschei-
den. Nach der Mcynung diess gelehrten
Prälaten, ist Minos mit dem Moses, dem
groscn israelitischen Gesetzgeber, eine Per-
son gewesen. Unser Endzweck hindert uns,
dessen Vergleichung, in welcher verschiedene
Schwerigkeiten sich befinden, die einen
bedachtsamen Zweifler schwerlich zum Beysall
bringen werden, hier anzuführen. Wir
wollen nur dieses beysetzen, daß der Unter-
scheid zwischen dem Minos und dem hebräi-
schen Gesetzgeber Moses, fast gar zu hand-
greiflich ist.
,) 2^,0, lu Ivliuov,
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