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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 231 - No. 240 (30. September - 11. Oktober)
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Nummer 234.

Aerrev

Mittwoch, 4. Oktober 1893.


r-l-ph-m-Anschlutz Nr. I»S. "Mi


Verschiedenheiten weisen die Vertreter der Reichs-
regierung auf die großen Schwierigkeiten hin, welche
die Forderungen der Vertreter der Industrie und
des Handels hinsichtlich des Zollvertrags im nächsten
Reichstag finden werden.
— Die Konferenz zur Erörterung der Be-
dingungen über eine h and els p o l iti sche Einig-
ung zwischen Deutschland und Rußland
hat gestern ihren Anfang genommen. Der Kon-
stituirung ging eine kurze Vorstellung der Parla-
mentäre voraus. Vorsitzender ist Freiherr von
Thielmann, von deutscher Seite sind delegirt Frei-
herr von Lamezan und Geh. Legationsrath von
Pritsch. Die Petersburger Regierung wird ver-
treten durch den Wirkt. Staatsrath Raffalovich und
die Exzellenzen von Timirascheff und von Labsine.
Als Fachkompetenzen sind aus Petersburg noch der
Finanzwissenschaftler von Stein und Staatssekretär
Nellis aufgebotcn. Kennzeichnend für den totalen
Wandel, den die Beziehungen der beiden Nachbar-
staaten erfahren haben, ist die Thatsache, daß von
den russischen Delegirten nur einer der deutschen
Sprache mächtig ist; so ist man schlechterdings
auf die „diplomatische Verkehrssprache" Französisch
angewiesen. Auch in den persönlichen Gebahrungen
der russischen Unterhändler wird mit peinlichster
Strenge die diplomatische Reserve aufrechterhalten;
bisher haben die Emissäre ihr Hotel nur wenig
verlassen und jeden gesellschaftlichen Verkehr sorg-
fältig gemieden. Das Vertrauen, mit dem man
gegenseitig an das schwierige Werk geht, läßt wenig
erhoffen.
— Ein hiesiges Blatt hatte neulich mit ver-
blüffender Bestimmtheit die Meldung gebracht, ein
neues Trunksuchtgesetz sei beschlossene Sache
und der bezügliche Entwurf auch schon fertig. Wie
wir von durchaus unterrichteter Seite erfahren, be-
ruht jene Meldung auf irrthümlichen Folgerungen.
Richtig ist, daß von Mäßigkeitsvereinen, religiösen
Gesellschaften, sozialen Kränzchen und frommen
Vereinen aller Art die Reichsregierung fortgesetzt
auf die Segnungen eines Trunksuchtgesetzes hinge-
wiesen und um praktische Befolgung der Mahnungen
ersucht wird. Aber in den maßgebenden Kreisen
ist niemand, der die entstehenden Schwierigkeiten,
die schon einmal den praktischen Versuchen zur
Lösung der Frage ein Ende bereiteten, jetzt als
weniger erheblich ansähe, und dazu kommt, daß
man an eine Möglichkeit der Verwirklichung jener
Vorschläge bei der gegenwärtigen Zusammensetzung
des deutschen Reichstags schwerlich denken darf.
So kann man mit aller Gewißheit daranf schließen,
daß der nächsten Reichstagssession die Vorlage einer
aussichtlosen Novelle der Gewerbeordnung (denn
im wesentlichen kann doch nur von diesem Punkte
der Angriff versucht werden) nicht angemuthet
werden wird.
— Aus unterrichteten Kreisen wird mitgetheilt,
daß die Voruntersuchung gegen die beiden
in Kiel verbafteten französischen Spione nahezu

begeisterung. In weiteren Kreisen fängt es doch
an, zu verschnupfen, daß der „Figaro" sich an-
läßlich der Russenfeste als offiziöses Organ der rus-
sischen Botschaft aufthut. Zuerst kam der „gute
Franzose" und predigte den Schwärmern vornehme
Gelassenheit. Darauf erfuhr man, der Zar wollte,
daß die französischen Feste einen genauen Abklatsch
der rusischen darstellen sollten; im übrigen halte er
die Fahrt der Matrosen nach Paris für „Lurus".
Endlich mußte der „Figaro" den Franzosen, welche
sich seit einigen Jahren daran gewöhnt haben, eine
gelbe Fahne mit dem schwarzen russischen Adler für
die russische anzusehen, auseinandersetzen, sie irrten
sich, die gelbe Fahne mit dem Adler sei die kaiser-
liche Standarte, und es sei nicht erlaubt, sie aus-
zuhängen oder den rusischen Matrosen ein Andenken
einzuhändigen, auf dem diese Fahne zu sehen sei.
Wenn man die russischen Gäste ehren und freund-
liche Erinnerungen in ihnen erwecken wolle, so
müsse man sich entweder der weiß-blau-rothen Na-
tionalfahne mit horizontalen Streifen oder der rus-
sischen Marineflagge bedienen, die von einem quer-
laufenden Andreaskreuz durchzogen ist. Das „Echo
de Paris" wiederholt diese Weisungen und fügt
hinzu: „Die Warnung ist ernst gemeint." „Siocle"
aber sagt: ,,Zum Teufel noch einmal, man thut
ja geradezu, als ob die Russen uns einen Gefallen
erwiesen, wenn sie uns gestatten, daß wir sie an-
beten!" Und wie „Siücle" so denkt heute mancher
gute Franzose. Er sagt es freilich nicht immer.
Auch die „Justice" knurrt vernehmlich. Es
heißt da:
Wir möchten denen, welche sich von einer un-
bändigen Einbildungskraft verleiten lassen, in Er-
innerung bringen, daß die Russen uns schon durch
den „Figaro" rathen ließen, doch nicht so den Kopf
zu verlieren. Wenn es schon unangenehm war,
daß man uns diese Lektionen ertheilte, so ist es noch
peinlicher, daß man sie in Petersburg für un-
genügend erachtete und uns mittels einer Wiener
Depesche des „Temps" einen dritten kalten Wasser-
strahl sandte. Darin ist von „offiziellen Mit-
theilungen" die Rede, welche die russische Regie-
rung an die österreichische, deutsche und italienische
Regierung mit Bezug auf den bevorstehenden Be-
such des französischen Geschwaders in Toulon hätte
ergehen lassen. Diese Mittheilung zeigt, daß man
in Petersburg hohen Werth darauf legt, den Mächten
des Dreibundes klar zu machen, daß der russische
Besuch in Toulon nur eine Erwiderung der Fahrt
nach Kronstadt und nicht eine den Mächten des
Dreibundes feindselige Kundgebung ist.

Deutsches Reich.
Berlin, 3. Oktober.
— Ueber die unter dem Vorsitz des Staats-
ministers v. Bötticher geführten Verhandlungen
des Zollbeiraths hört man: Bei den unter den ver-
schiedenen Vertretern herrschenden großen Meinungs-

fortwährend "L..LL
udbrjefträger und unsere Agenten

abgeschlossen ist. Die Akten werden wahrscheinlich
bereits nächste Woche dem Oberreichsanwalt zur
weiteren Verfolgung der Sache übergeben werden.
Es sei unzweifelhaft, daß die Angelegenheit in
eine Anklage wegen Landesverrath bezw. Spionage
auslaufen werde.
Kaiserslautern, 3. Okt. Ein Komitee, dem
u. A. die Bürgermeister sämmtlicher weinbau-
treibenden Orte der Pfalz angehören, richtet an
die Abgeordnetenkammer folgende Petition gegen
das Weinsteuerprojekt: Nachdem von Seiten der
Regierungen zugestchert worden ist, daß die durch
die Militärvorlage entstandenen Mehrforderungen
nicht der Landwirthschaft, deren hervorragender
Zweig der Weinbau ist, aufgebürdet werden sollen,
könnte bei einer Reichs-Wein-Steuer, wenn sie nicht
eine Prämiirung für die künstliche Weinvermehrung
zum Schaden des süddeutschen Weinbaues biloen
sollte, die Kontrolle nicht auf die Weinbaugebiete
allein beschränkt bleiben, sondern müßte sich auf
den ganzen Handel und Verkehr mit Wein im
gesammten Deutschland erstrecken. Dazu wäre ein
ungeheuerer, chikanöser, den Handel und Verkehr
hemmender und sehr theurer Kontrollapparat noth-
wendig, dessen Kosten in keinem Verhältniß zu dem
Reinertrag der Steuer stünden, so richten die
Unterzeichneten an die Kammer der Abgeordneten
die ehrfurchtsvollste Bitte: „die Kammer wolle bei
hoher königlicher Staatsregierung dahin wirken,
daß die kgl. bayerischen Bundesbevollmächtigten
angewiesen werden, das Projekt einer ReichSwein-
steuer abzulehnen".
München, 3. Okt. Im bayerischen Land-
tage brachten die Sozialdemokraten den Antrag
ein, die Regierung um baldmögliche Vorlage eines
neuen Wahlgesetzes für den Landtag zu ersuchen.
Als Grundzüge der Wahlreform meiden vorge-
schlagen: Ein Abgeordneter auf 35 000 Einwohner
nach der jeweiligen Volkszählung, erstmalige Ein-
theilung der Wahlkreise durch die Regierung,
spätere Abänderungen aber nur durch Gesetz. Wahl-
berechtigt soll jeder Volljährige sein, wählbar Jeder
nach erreichtem 25. Lebensjahr. Die Wahlen sollen
unmittelbar und geheim sein, die Stimmzettel in
amtlichen Umschlägen abgegeben werden. Nur
Sonntags oder Feiertags soll gewählt werden.
Ausland.
Prag, 3. Okt. In der Redaktion der „Na-
rodi Listy" wurde heute eine vergebliche Haus-
suchung nach einem Manuskript vorgenommen.
Auch in der Wohnung des Herausgebers, Julius
Gregr's, sollte eine Haussuchung vorgenommen
werden; da dieser sich jedoch im Sommeraufenthalt
befindet und seine Wohnung verschlossen war, so
legte die Polizei die Amtssiegel an.
Paris, 3. Okt. Die Zeitung „Paris" theilt
mit, der Kriegsminister habe den General de
Cools wegen seiner abfälligen Aeußerungen über
die Reserveoffiziere zum Bericht aufgefordert. —

* Stimmungsbilder.
Aus der französischen Presse.
den radikalen Blättern, denen die Freund-
A mit dem „despotischen Rußland" doch etwas
Strich geht, lökt bier und da eins gegen
Kachel. So zetert die „LaNterne" zum Beispiel:
H Allez für die Admiräle! Wer etwa glaubt, der
H Fch russischen Flotte gelte der französischen
fall'^' der würde in einen groben Jrrthum ver-
Ad russische Flotte kommt zu den Herren
d^flälen, Erzbischöfen und großen Herrschaften
fick ^"Mschen Heeres zu Besuch. Später, wenn
Ire; noch Zeit findet, wird sie auch den Ver-
der Nation eine Höflichkeit erweisen. Alles
^e Flotte! Carnot darf nicht nach Toulon
weil er dort den Herren Admirälen lästig
lz und die Vorrechte der Marine beeinträchtigen
Auch die Feste sind so geregelt, daß die
sMe überall voran ist. Es heißt, die Muni-
ät Toulons habe hinter die Flotte zurück-
H Müssen. Nur unter dieser Bedingung sei die
kyll^rung ihr durch eine Subvention zu Hilfe ge-
dfi Sollte dem wirklich so sein, dann hätte
^^Zürgerschaft die Subvention zu theuer be-
vP in nicht radikalen Kreisen mischt sich
Nebenempfindung in die Lohe der Rassen-

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----— «
Expedition: Kauptstrerße Nr. 23.

^le Jagd nach einer Erbin.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
"Ä Herr Hillsley zu Hause?" fragte Beatrix,
ly '-^ein, Madame", war die ehrerbietige Ant-
k s-. „Er ist, wie gewöhnlich um diese Stunde
'^Ner Kanzlei in der Stadt."
Uicku 'Utrix zögerte. Sie wollte Herrn Hillsley
seiner Kanzlei aussuchen.
konnte ihm ihre Geschichte nicht an einem
^zählen, wo er möglicherweise ost gestört
konnte. Sie wollte ihn allein in seinem
sxhxn und sprechen und ihn, wenn es
schÄ wäre, um seinen Schutz und seine Freund-
bitten.
"BZann kommt er nach Hause?" fragte sie.
sechs Uhr, Madame. Er führt um vier
IN den Park, ist aber um sieben Uhr zum
sten immer zu Hause. Er bringt seine Abende
Haust zu."
sg v-Tann will ich heute Abend wieder kommen,
zfi^^aatrix. „Meinen Namen lasse ich nicht
^ie ging die Stufen hinab und fuhr fort.
fg_ ^ure wirklich feine Dame", sagte der Diener
ly„i?ch. „Ich konnte Ihr Gesicht nicht sehen,
"neu dichten Schleier hatte, aber sie
nch tn^ dem ruhigen, leisen Ton der echten
Ich glaube, sie ist auch eine Bewerberin
die Stelle als Erzieherin bei Herrn Hillsley's
j^^ester. Sie ist die dritte junge Dame, welche
stolge der Annocen des Herrn heute da war.

Nun, alle können die Stelle nicht bekommen, es
ist wirklich schade."
Beatrix kehrte nach Wellesley-Terrace zurück.
Der Tag verging ihr ungemein langsam. Vor-
acht Uhr Abends ließ sie sich wieder einen
Wagen holen und fuhr nochmals zu Herrn
Hillsley.
Der Diener, mit welchem sie am Morgen ge-
sprochen hatte, führte sie jetzt in's Haus.
„Ich habe Herrn Hillsley bereits gesagt, daß
Sie hier waren, Fräulein, und wie ich glaube,
wegen der Gouvernantcnstelle", bemerkte er, „und
er wird Sie empfangen. Er hatte heute Abend
schon eine junge Dame fortgeschickt, die ihm nicht
gefiel.
„Er ist jetzt beschäftigt, aber treten Sie nur
einstweilen hier ein, und warten Sie, bis er
frei ist."
Er führte sie durch den langen Hausflur zu
einem Zimmer, dessen Thür er ihr öffnete, und
dann kehrte er auf seinen Posten zurück.
Das Gemach, in welchem Beatrix sich nun
befand, war schlecht beleuchtet. Eine Thür, die
in ein anstoßendes Zimmer führte, war etwas
geöffnet, und durch die Oeffnung drang ein
langer, röthlicher Lichtstrahl heraus.
Die flüchtige Erbin setzte sich in die Ecke und
wartete in dem Halbdunkel.
Sie war voll Angst und Ungeduld. Sie be-
reute es bereits, Herrn Hillsley nicht ihre Karte
geschickt zu haben.
Inmitten ihrer unruhigen Gedanken schlug
das Geräusch von Stimmen an ihr Ohr. Jemand
sprach im Nebenzimmer.

Sie erkannte eine Stimme als die Herrn
Hillsley's", konnte aber nicht verstehen was er
sagte.
„Sie sagen, Herr Hillsley", antwortete jetzt
eine andere Stimme, deren Weichheit und Sanft-
muth gleich der des heuchlerischen Tigers war,
„das Mädchen ist die Nichte meiner Frau, aber
das eigensinnigste Geschöpf, das je gelebt hat.
Aber sie ist doch Selinas Nichte, und wir müssen
sie finden und uns bemühen, unsere Pflicht gegen
sie zu erfüllen. Sie haben sie also noch nicht
gesehen, sagen Sie, dann ist sie noch nicht nach
England gekommen. Ich glaubte, ihr erster Ge-
danke wäre, nach England zu gehen und mit
ihren Lügengeschichten zu Ihnen zu kommen.
Beatrix blieb wie festgebannt sitzen-
Indem sie zu Herrn Hillsley gekommen war,
war sie ihrem Feinde direkt in den Weg gelaufen.
Die Stimme, welche zuletzt gesprochen hatte, war
die des Oberst Brand gewesen.
Zehntes Kapitel.
Dem Feinde gegenüber.
In der ersten Erschütterung über die Ent-
deckung, daß ihr Feind bei Herrn Hillsley ihr
zuvorgekommen, war Beatrix unfähig, sich zu be-
wegen oder sich zu entfernen.
Oberst Brand war hier in London unter
demselben Dache mit ihr und wenige Schritte von
ihr entfernt. Sic hatte so viele, schreckliche Ge-
fahren ausgestanden, um ihm zu entkommen, und
da war er nun im Nebenzimmer, so nahe, daß
sie seine Stimme hören konnte.
Sie wich entsetzt noch tiefer in den Schatten

des schlechtbeleuchtenden Zimmers zurück, und die
beiden Männer, die Anwesenheit einer dritten
Person nicht ahnend, setzten ihr Gespräch ruhig
fort.
„Ihre Mittheilung betrübt mich ungemein,
Oberst Brand", sagte Herr Hillsley in aufgereg-
tem Tone. „Ich bedaure in diesem Augenblicke
doppelt, daß mein Freund und Kompagnon Herr
Dunlay von England abwesend ist; aber wie
Sie bereits in Erfahrung brachten, reist er in
Griechenland, und seine genaue Adresse ist mir
nicht bekannt."
„Ich bin fest überzeugt", sagte Oberst Brand
in schmeichelndem Tone, „daß Beatrix nach Eng-
land eilen wird. Wenn sie Herrn Dunlay ab-
wesend findet, wird sie Ihren Schutz anrufen.
Herr Hillsley. Sie ist schlau genug zu versuchen,
durch irgend eine Lügengeschichte Ihre ritterliche
Theilnahme zu erwecken. O wie viel Kummer
dies unglückliche Mädchen uns bereitet! Das
Haar meiner armen Selina ist ergraut vor Gram
über Beatrix.
Oberst Brand senfzte tief.
„Sind Sie überzeugt, Oberst, daß Fräulein
Rohan in England augekommen ist?" fragte
Herr Hillsley.
„Keineswegs, mein Herr, sie kann in Eng-
land, Holland oder Frankreich sein. Wie ich
Ihnen bereits mittheilte, bewohnten wir eine zeit-
lang ein romantisches, altes Schloß, mehrere
Meilen von Antwerpen entfernt, als meine
Nichte von uns floh. Mein Sohn ist noch in
Ostende und wartet d»rt, ob sie sich nicht vielleicht
 
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