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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 261 - No. 270 (4. November - 15. November)
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Nummer 262

Montag, k. November 18S3

General

meiger



für Heidelberg und Umgegend

-i»

Expedition: Kauptstraße Wr. 28.

belesenstes Vlntt in Stndt n. Anrt Heidelberg rnrd Llrngegend. Größter Lrsolg für Insernte

t'.


worden, daß die Steuergesetzentwürfe, sowie die
Handelsverträge allein voraussichtlich die Zeit bis
zu den Weihnachtsferien in Anspruch nehmen wer-
den, und seitens des Bundesraths beschlossen wor-
den ist, vor allen übrigen Gesetzentwürfen zunächst
die aus der früheren Legislaturperiode übrig ge-
bliebenen Vorlagen betreffend Abänderung des Ge-
setzes über den Nnterstützungswohnsitz, sowie betreffend
den Schutz der Warenbezeichnung zur Verabschied-
ung zu bringen.

Hinzutritt in vielen Fällen den Konservativen zur
Mehrheit verhelfen könnten. Jedenfalls werden die
konservativen am meisten Ursache haben, mit dem
Ausfall der diesmaligen Wahlen zufrieden zu sein.
Ob sie daraus auch für ihre Sache den ensprechen-
den Vortheil ziehen werden, wird wesentlich von
ihrer Führung abhängen, die bisher namentlich im
preußischen Abgeordnetenhause nahezu Alles zu
wünschen ließ. Nach früheren Erfahrnngen darf
man allerdings annehmen, daß gerade infolge des
neuesten Wahlerfolges diejenigen Elemente noch mehr
die Oberhand gewinnen werden, die schon bisher
durch ihr leidenschaftliches Auftreten und ihre maß-
losen Ansprüche an der maßgebenden Stelle so großen
Anstoß erregt haben.
— Soweit es sich übersehen läßt, hat die Ver-
schiebung der Wählerklassen durch die neuen Steuer-
gesetze für die Liberalen auf dem Lande durchweg
ungünstig gewirkt. In den Städten ist infolge
der Drittelung nach Urwahlbezirken die Wirkung
theilweise günstig für dieKonservativen, theil-
weise günstig für die Liberalen gewesen, je nach
der Gruppierung der Wohlhabenheit in den Städten.
So weit sich der Ausfall der Wahlen übersehen
läßt, tritt noch eine weitere Rechtsverschiebung im
Abgeordnetenhause ein, so daß die Bildung einer
konservativ-freikonservativen Mehrheit mit Ausschluß
der Nationalliberalen nicht außer dem Bereich der
Möglichkeit liegt.
Eisenach, 4. Nov. Der Kongreß derHülfs-
gewerbefür die T a b a ki n d u st r i e ist aus allen
Gegenden Deutschlands gut besucht. Der reakti-
virte Verein von 1882 zur Organisation des
Widerstandes gegen die Tabakfabrikatsteuer stellt
das Ergebniß der Ermittelungen über die Bedeu-
tung der Hilfsgewerbe fest. Danach gibt es
13 000 Angestellte und Arbeitskräfte mit 11 Vs
Millionen Mark Gehältern und Löhnen. Der
Werth der Maschinen beträgt 10 Millionen Mk-,
der Vorräthe KU/? Millionen Mark. Der Kon-
greß faßte eine Erklärung gegen das Steuerprojekt
und genehmigte eine Kundgebung an den Reichstag.
Aus Sachsen, 4 Nov. Gegen die Tabak-
fabrikatsteuer wird im Königreich Sachsen,
wo die Tabakindustrie von erheblicher Bedeutung
ist, gewaltig agitirt, und die Volksstimmung steht
der erhöhten Belastung des Tabaks feindlich gegen-
über. Nicht nur die Sozialdemokraten eifern da-
gegen, auch die Antisemiten und ein Theil der
Konservativen haben sich gegen die Fabrikatsteuer
erklärt. So hat sich der konservative Vertreter des
10. sächsischen Reichstagswahlkreises, Rittergutsbe-
sitzer Sachsse, ganz entschieden gegen dieselbe und
gegen jede weitere Belastung der mittleren und
niederen Volksschichten mit neuen Steuern ausge-
sprochen. Auch der am 12. November in Großen-
hain stattfindende Parteitag der sächsischen Reformer

daher einen unzufriedenen und verdrossenen
Ausdruck.
Aber ihre Lust, sich so viel als möglich zu
putzen, war von Sir Lionels Abwesenheit nicht
beeinträchtigt worden. Sie trug ein prächtiges
Seidenkleid mit Spitzen garniert, ein kokettes,
schwarzes Spitzenhütchen mit einer Straußfeder
und Theerofen und einem weißen, getupften
Schleier, unter dem ihr hübsches Gesicht noch
hübscher und zarter als sonst aussah, und die
Ueberzcugung dieser Thalsache besänftigte sie bald
wieder, so daß sie ihre gewöhnliche Laune
wiederbckam. Sie beschattete ihr Gesicht mit
dem kleinen, eleganten, weißen Sonnenschirm und
sagte in kindlich lispelndem Tone, während der
Wagen über die Zugbrücke und zum Schloßthore
hinausrollte:
„Wohin fahren wir heute, Tante Folliot,
werden wir irgendwo Besuch machen?"
„Nein, meine Liebe," erwiderte die Baronin.
„Ich habe einen Brief aufzugeben und einige
Kleinigkeiten in dem Galanteriegeschäft zu kaufen
und dann wollen wir eine kleine Rundfahrt um
das Dori machen und durch Folliot Park nach
Hause fahren. Ich bin heute nicht aufgelegt,
Besuche zu machen."
„Einen Brief aufgeben?" rief das falsche
Fräulein Bermyngham, unfähig, ihren Eifer zu
verbergen. „Er ist an Beatrix, nicht wahr, liebe
Tante Folliot?"
„Ja", antwortete die Baronin; „mein Brief
ist an Beatrir." -———

schwieg trotz aller Bemühungen der vermeintlichen
indischen Erbin.
So zurückgewiesen wandte die Jntriguantin
ihre Aufmerksamkeit Sir Lionel Charlton zu.
Aber der junge Baronet theilte seine Zeit zumeist
zwischen Ladh Folliots Krankenzimmer und Spazier-
gängen im Freien. Er verbrachte nur feine
Abende im Salon mit der Betrügerin. Er war
immer von gleicher Höflichkeit gegen sie; sie schien
ihm zu gefallen; aber sein Benehmen gegen sie
war durchaus nicht verschieden von dem Benehmen
gegen andere junge Damen.
Das falsche Fräulein Bermyngham wurde
von eifersüchtiger Bitterkeit und Haß gegen ihre
Nebenbuhlerin erfüllt.
„Wenn sie nicht wäre, ich hätte ihn gewiß
für mich gewonnen," dachte sie. „Wenn Oberst
Brand sie nur nach irgend einem geheimen Orte
bringen und sie zur Heirath mit seinem Sohne
zwingen würde — dann wäre Alles gut.
Hat Sir Lionel sich einmal überzeugt, daß
er Beatrix nicht gewinnen kann, dann wird er
sich den Wünschen seiner Tante fügen und mich
heirathen. Wenn ich nur wüßte, wo das Mädchen
sich aufhält!"
Sie konnte die Frage nicht offen an Sir
Lionel stellen. Für den Fall, daß Beatrix von
ihrem Vormunde gefunden würde, mußte der
Argwohn eines Verrathes entstehen. Sie mußte
sich sorgfältig hüten, daß ein solcher Argwohn
gegen sie gerichtet würde.
Es war hart für sie, daß sie sich in Geduld
sügen mußte, aber vierzehn Tage waren ver-
gangen, und sie hatte noch in keiner Weile—die.

Deutsches Reich.
Berlin, 5. November.
— Wie verlautet, nimmt der Kaiser den
lebhaftesten Antheil an den schwebenden Handels-
vertragsver Handl ungen mit Rußland.
Wiederholt hat er sich hierüber Vortrag halten
lassen, neuerdings vom Reichskanzler selbst. Der
Stand der Angelegenheit ist indessen seit dem Ab-
schluß der sogenannten ersten Lesung der beider-
seitigen Tarife unverändert und es ist nicht an-
zunehmen, daß er sich binnen Kurzem ändern
wird. In den hiesigen Regierungskreiscn hat
man sich schon vor Beginn der neuen Unterhand-
lungen keine allzu großen Hoffnungen gemacht
und gegenwärtig ist die Stimmung womöglich
noch mehr herabgegangen. Man hat diesseits
nicht nur die Möglichkeit des völligen Scheiterns
der Verhandlungen ins Auge gefaßt, sondern sich
bereits längst darauf eingerichtet. Von dem
Augenblick des abermaligen Abbruchs an werden
für diejenigen russischen Artikel, die bisher zoll-
frei nach Deutschland eingeführt werden konnten,
ebenfalls hohe Kampfzölle angesetzt werden. Es
ist dies keineswegs eine bloße Drohung, sondern
ein ernster Vorsatz, der unter allen Umständen
zur Ausführung gebracht werden soll. Rußland
hat dagegen bereits seit dem 1. August alle Zoll-
kampfmaßregeln gegenüber Deutschland so voll-
ständig zur Anwendung gebracht, daß ihm in
dieser Hinsicht nichts mehr zu thun übrig bleibt.
— Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge sind die
beiden wichtigsten Reichssteuervorlagen betreffend
Tabak- und Reichsstempelabgaben nahezu sestge-
stellt, um an den Bundesrath zu gelangen. Der
Gesetzentwurf betreffend die Weinsteuer wird in
wenigen Tagen soweit sein. Die „Nordd. Allg.
Ztg." fügt hinzu, wenn es gelungen sei, dies
Material in verhältnißmäßig kurzer Zeit auf das
gewissenhafteste durchzuarbeiten und angemessen
umzugestalten, so sei das eine nicht hoch genug
anzuschlagende Leistung. Dieselbe sei nur dadurch
ermöglicht worden, daß alle Beamten vom Staats-
sekretär bis zum letzten Kanzleibeamten seit Mo-
naten einen Eifer entfalten, wie er in der
Geschichte der Reichsentwickelung nahezu beispiel-
los dastehen dürfte.

FrvtrpnHvend
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern,
Östren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Jnsertionspreisr
die Ispaltige Petttzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
»—---

^re Jagd nach einer Erbin.
4. Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
m ^"^ffchen war in Folliot Court nicht Alles
Um r Befriedigung des falschen Fräulein Ber-
«.Mhain vorwärts gegangen. Beatrix als eine
y^lwliche Nebenbuhlerin betrachtend und mehr
Fei wünschend, die junge Flüchtige ihren
der, verrathen zu können, sah sich die Betrü-
t^i völlig machtlos, dies zu thun, da ihr Bea-
Zufluchtsort unbekannt war.
blöiu^ch am Abende von Fräulein Rohans
li»t Her und heimlicher Abreise war Lady Fol-
Erano" einem schleichenden, nervösen Fieber er-
Und Bilches einige Tage ziemlich bedenklich war
zu ZUwng, mehr als zwei Wochen das Bett
guten.
die führend Frau Talcuts Abwesenheit Pflegte
lech^ushältcrin hch Baronin. Das falsche Fräu-
such. bermyngham durfte die Lady wohl be-
UUnVJ über da der Arzt die strengste Ruhe
Uustp uet hatte und die Patientin selbst jedes
^eatu^de Geräusch und jede Anspielung auf
such- ^.vermied, machte die Betrügerin ihre Be-
desch, der Kranken so kurz als möglich und
zu u sich die sehnlichst gewünschte Auskunft
Muffen.
Rer ?Talcut nach einer Abwesenheit von
sulfche'^ .^uf Tagen zurückkehrte, wollte das
koscher "süulein Bermyngham ihr durchaus das
flau ur r heimniß entlocken, aber die Kammer-
"eb verschlossen und zurückhaltend und

Abonncmenlspreisr
Wit 8scitigcm illuftrirtem Sonntagsblatt: monatlich
35 Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen,
vierteljährlich 00 Pfennig ohne Bestellgeld.
E-rpeditiorr: Kauptstraße Ikr- 25.

— Der dem Bundesrathe zugegangene Gesetz-
entwurf über eine anderweitige Ordnung des
Reichsfinanzwesens bestimmt: Die Matrikularbei-
träge müssen jährlich um mindestens 40 Millionen
hinter den den Bundesstaaten zustehenden Ueber-
weisungen Zurückbleiben. Bei höherer Differenz
verbleibt der Mehrbetrag dem Reiche; bei geringerer
Differenz bleibt ein entsprechender Betrag der
Matrikularbeiträge unerhoben; die Ucberschüffe des
Reichshaushalts dienen als besondere Fonds zur
Ausgleichung etwaiger Fehlbeträge der folgenden
Jahre. Wenn der Ausgleichungsfonds 40 Millionen
übersteigt, so ist der Neberschuß zur Tilgung der
Neichsanleihe anzuwenden. Bei nicht vorhandenem
Ausgleichsfonds können zur Deckung des Etats-
fehlbetrags Zuschläge auf die Reichsverbrauchsab-
gaben gelegt werden, worüber ein besonderes Gesetz
erforderlich ist.
— Der Steuersenat des Steuerverwaltungs-
gerichts fällte eine wichtige steuerliche Entscheidung.
Bekanntlich existirt eine Ermäßigung mit drei Stufen,
wenn wirthschaftliche Verhältnisse die Steuerkraft
wesentlich beeinträchtigen. In einem Entscheidungs-
falle wurde nun von dem Senat entschieden, daß
der Erziehungsaufwand für Kinder für die frag-
liche Ermäßigung nicht in Betracht komme.
— Der „Reichsanzeiger" schreibt: Der General-
direktor der Weltausstellung in Chicago sandte
anläßlich des Schlusses der Ausstellung an den
deutschen Neichskommissar ein Telegramm, worin
mit warmen Worten ausgesprochen wird, daß man,
obwohl man am Ende der Ausstellung unter dem
Schatten einer großen Tragödie stehe, doch der
Betheiligung Deutschlands mit höchster Genug-
thuung gedenke und dem deutschen Reiche wie
seinem erhabenen Herrscher für immer dankbar
bleiben werde.
— Das Ergebniß der preußischen Wahlen
wird sich mit voller Sicherheit erst in acht Tagen
übersehen lassen. Aber soviel steht heute bereits
fest, daß sich eine abermalige Verschiebung nach
rechts vollzogen hat, wie sie bereits bei den jüngsten
Reichstagswahlen zu Tage getreten war. Die
frühere klerikal-konservative Mehrheit, die im vorigen
Abgeordnetenhause die Zedlitzsche Volksschulvorlage
angenommen hätte, wenn nicht im entscheidenden
Augenblick das Machtwort des Monarchen deren
Zurückziehung veranlaßt hätte, wird unter allen
Umständen wiederkehren, wahrscheinlich noch ver
stärkt. Es kann sich einzig und allein noch fragen,
ob daneben auch die frühere konservativ-national-
liberale Mehrheit oder eine rein konservative, aus
den beiden konservativen Gruppen bestehende, im
neuen Abgeordnetenhause vorhanden sein wird. Der
Unterschied würde deßhalb nicht zu groß sein, weil
einige nationalliberale Abgeordnete ohnehin den
Freikonservativen sehr nahe stehen und durch ihren
brennende LcidenMrft und Ungeduld verrathen,
von der sie erfü 4 war. ,
Noch eine dcrM Lösche verging, und endlich
war Lady Folkivtsio wert hergestellt, daß sie ihr
Zimmer wieder verlassen konnte, .ihren Platz am
Tisch einnahm, Spazierfahrten ma/hte und Be-
suche empfing, aber über Beatrix Hlieb die Baro-
nin noch immer verschwiegen und zurückhaltend.
Diese Zurückhaltung entsprang jedoch nicht
aus einem Mißtrauen.
Die Baronin hatte zwei Briefe von Beatrix
empfangen, welche den Londoner Poststempel
trugen. Fräulein M'Travish hatte sie nämlich
an eine Verwandte nach London geschickt, damit
sie dort abgegeben werden könnten, und diese
Briefe hatten ein Gefühl der Sicherheit und Zu-
friedenheit geathmct, das die Empfängerin unge-
mein. erfreut hatte. Da ihr die Unterredung
mit Oberst Brand sehr peinlich gewesen war, und
da ihr aus der Parteinahme für Beatrix noch
weitere Unannehmlichkeiten zu erwachsen drohten,
machte Lady Folliot ihre Nichte nicht zu ihrer
Vertrauten, da sie ihr jede Unannehmlichkeit in
dieser Angelegenheit ersparen wollte.
Ein Monat war vergangen, seit Beatrix Folliot
Court verlassen hatte.
Der Juni mit seinen weichen, milden Lüften
seinen Blumen und seiner Pracht war gekommen.
An einem Nachmittage machten Lady Folliot
und ihre vermeintliche Nichte ihre gewöhnliche
Spazierfahrt.
Sir Lionel Charlton war vor etwa zwei Tagen
nach London abgereist, um eine Woche abwesend

* Reformen im Strafprozeß.
Ueber den Stand der angekündigten strafpro-
sffsualen Reformen sind wir in der Lage Folgen-
dks mitzutheilen: Es werden zwei gesonderte Gesetz-
owwürfe vorbereitet, von denen der eine sich als
Novelle zur Strafprozeßordnung darstellen und die
Nn uns bereits früher gemeldeten Neuerungeu im
Vorverfahren, namentlich im Zustellungswesen und
>n der Beweisaufnahme, sowie die Einführung der
Berufung in Strafkammersachen enthalten, der
Pudere selbstständig die Entschädigungspflicht des
Maates unschuldig Verurtheilten gegenüber regeln
^ird. Die kürzlich verbreitete Nachricht, daß die
Frage der Einführung der Berufung neuerdings
Wiederum im preußischen Finanzministerium auf
Schwierigkeiten gestoßen sei, wird durch den fort-
Tffchrittenen Stand der Arbeiten selbst Lügen ge-
fsiaft. Es ist an dem ursprünglichen Plan, die
Berufung an die Oberlandesgerichte zu verweisen,
lfftgehalten worden. Die für das nächste preußische
Etatsjahr geplante Vermehrung des Richterpersonals
ff!" etwa 80 neu zu schaffende Stellen hat bereits
-so Möglichkeit im Auge, daß die neugegründeten
Berufungs-Kammern schon im kommenden Jahre
s Leben treten. In den Berathungen über den
Gesetzentwurf betreffend die Entschädigung unschuldig
Zerurtheilter war es eine der streitigsten Fragen,
ob der Entschädigungsanspruch im gerichtlichen
vManzenwege oder auf administrativem Wege ver-
folgt werden solle. Der Entwurf wird die Mitte
7?llen, indem zunächst das Gericht, welches über
sio Wiederaufnahme des Verfahrens in erster Jn-
l fwz entschieden hat, gehalten sein soll, auf Antrag
Entschädigungsberechtigten von Amtswegen die
forderlichen Erhebungen und nothwendigen Be-
stsifl aufzunehmen, worauf die Akten mit einem
Gutachten dem Justizminister behufs endgiltiger
.-/Innung über den erhobenen Anspruch und Fest-
l ollung des Entschädigungsbetrages übersandt wer-
, sollen. Bei dem regen Eifer, mit welchem sich
or neue RcichSjustizsekretär persönlich den Arbeiten
sirnet, hatte man ursprünglich gehofft, beide Ent-
"ofe noch im Laufe des November fertigstellen
sfd noch vor den Weihnachtsferien wenigstens zur
uen Lesung im Reichstage bringen zu können.
Hoffnung ist indessen dadurch unmöglich ge-
 
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