GUSTAV CASTAN.
Es ist an mich die Bitte gerichtet worden um Aufzeichnung meiner Erinnerungen
an Gustav Castan, den trefflichen Freund und tüchtigen Künstler, der sozusagen in
meinen Armen gestorben ist auf einer gemeinschaftlichen Studienreise, die wir nach
den von ihm so sehr geliebten Ufern der Creuse unternommen hatten. Wenn nun auch
einerseits jeder Rückblick auf die vergnügten Stunden, welche ich mit dem liebens-
würdigen Meister zugebracht habe — zur Winterszeit in seinem Atelier, oder im Sommer
auf unsern ebenso anregenden als fröhlichen Studienreisen — mir zur Freude gereicht,
so bleiben doch ebenso unauslöschlich in meinem Gedächtnis jene andern Stunden der
Angst und des Schmerzes, die ich an seinem Sterbelager zugebracht habe, als ein fast
tragischer Unglücksfall seiner schönen Künstlerlaufbahn ein so jähes Ende bereitete.
Freilich ist es im Grunde wenig, was ich aufzuzeichnen habe; denn wiewohl wir
schon von Jugend auf mit einander bekannt und immer gute Freunde gewesen sind,
bin ich doch erst in meinen spätem Lebensjahren in vertraulichere Beziehungen zu ihm
getreten. Während unsrer Jugend und dem grössere Teil unsrer reifem Jahre haben
uns die Zufälligkeiten des Lebens oft getrennt und es sind Jahre verstrichen, ohne
dass wir uns gesehen hätten. Dies ist auch der Grund, warum mir oft Daten und
Einzelheiten fehlen, wenn auch die allgemeinen Züge seines Lebens klar vor mir stehen.
Ich werde mich bemühen, sie so wahr und deutlich als möglich wiederzugeben.
Gustav Castan ist am 25. Dezember 1823 geboren. Sein Vater hiess Alphonse
Castan, seine Mutter war Elisabeth geb. Rilliet-Bandol, die letzte Sprossin dieses Zweiges
der angesehenen Genferfamilie Rilliet, die unsrer alten Republik so viel ausgezeichnete
Es ist an mich die Bitte gerichtet worden um Aufzeichnung meiner Erinnerungen
an Gustav Castan, den trefflichen Freund und tüchtigen Künstler, der sozusagen in
meinen Armen gestorben ist auf einer gemeinschaftlichen Studienreise, die wir nach
den von ihm so sehr geliebten Ufern der Creuse unternommen hatten. Wenn nun auch
einerseits jeder Rückblick auf die vergnügten Stunden, welche ich mit dem liebens-
würdigen Meister zugebracht habe — zur Winterszeit in seinem Atelier, oder im Sommer
auf unsern ebenso anregenden als fröhlichen Studienreisen — mir zur Freude gereicht,
so bleiben doch ebenso unauslöschlich in meinem Gedächtnis jene andern Stunden der
Angst und des Schmerzes, die ich an seinem Sterbelager zugebracht habe, als ein fast
tragischer Unglücksfall seiner schönen Künstlerlaufbahn ein so jähes Ende bereitete.
Freilich ist es im Grunde wenig, was ich aufzuzeichnen habe; denn wiewohl wir
schon von Jugend auf mit einander bekannt und immer gute Freunde gewesen sind,
bin ich doch erst in meinen spätem Lebensjahren in vertraulichere Beziehungen zu ihm
getreten. Während unsrer Jugend und dem grössere Teil unsrer reifem Jahre haben
uns die Zufälligkeiten des Lebens oft getrennt und es sind Jahre verstrichen, ohne
dass wir uns gesehen hätten. Dies ist auch der Grund, warum mir oft Daten und
Einzelheiten fehlen, wenn auch die allgemeinen Züge seines Lebens klar vor mir stehen.
Ich werde mich bemühen, sie so wahr und deutlich als möglich wiederzugeben.
Gustav Castan ist am 25. Dezember 1823 geboren. Sein Vater hiess Alphonse
Castan, seine Mutter war Elisabeth geb. Rilliet-Bandol, die letzte Sprossin dieses Zweiges
der angesehenen Genferfamilie Rilliet, die unsrer alten Republik so viel ausgezeichnete